Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

Die historische Methode in der Kartographie. 
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neben dem Atlas novus ein Atlas nnevo, Theatre du monde, Theatro del todo el 
mondo, Grooten atlas oft wereltbeschryving, Tooneel des Aerdrycx, Großes Weltbuch, 
Generale Weltbeschreibung, General Atlas, The world described, Nieuwe en beknopte 
Hand-Atlas etc. 1 Eine schier endlose Reihe von Atlanten läßt sich aufzählen, die 
natürlich immer als „erneuert“ und „verbessert“ auf den Markt kamen, die wohl 
quantitativ viel brachten, aber qualitativ bis auf wenige Ausnahmen keinen Fort 
schritt gegenüber den Veröffentlichungen von Orteliüs und Mercator aufwiesen. 
Die Blüte der mehrbändigen Atlanten in Großfolio reichte bis weit in das 18. Jahr 
hundert hinein. 1 2 
An der Herstellung von Atlanten beteiligten sich außer den Deutschen und 
Niederländern in der Hauptsache Franzosen, Engländer und Italiener. Die franzö 
sischen Atlanten dominierten im 18. Jahrhundert. In neuester Zeit sind es vorwiegend 
Deutsche und Engländer, die große Atlanten verlegen; Frankreich folgt erst in zweiter 
Linie. In der Herstellung von Spezialatlanten, ganz gleich ob sie mehr das länder 
kundliche und politische oder das physikalische oder das wirtschaftliche Moment in 
den Vordergrund stellen, hat Großbritannien allen andern Staaten den Rang ab 
gelaufen. 3 
An Handatlanten, die die ganze Welt umfassen, besitzt gegenwärtig Deutsch 
land die meisten und besten 4 ; und der große Stieler, And ree und Debes sind zu 
Hunderttausenden in deutscher Sprache oder in Übersetzung über die ganze Erde 
hin verbreitet. Gewiß auch ein Grund, daß man Deutschland außerhalb der schwarz- 
weißroten Grenzpfähle das Land der Geographen nennt. Der Handatlas von Adolf 
Stieler, der Neue Handatlas von Ernst Debes und der Allgemeine Handatlas von 
Richard Andree bedeuten entschieden Höhepunkte unserer modernen Atlas- und 
Kartengeschichte. Gerade dieses Dreigestirn am kartographischen Himmel hat 
A. Penck vorzugsweise einer eingehenden Analyse unterzogen 5 , indem er sich an die 
äußere Ökonomie der Kartenblätter hält, soweit sie vom Maßstab diktiert ist, und 
Vergleiche zwischen den einzelnen Karten nach Umfang und Inhalt anstellt. Auf die 
Entstehungsgeschichte der Atlanten selbst wie den innern Bau 6 geht Penck nicht 
1 Außer den in Anin. 1 S. 44 genannt. Kartenübersichten vgl. weiter: Library of Congress. A 
list of geographical atlases by Philipps. Vol. I. Atlases. Vol. II. Author list. Index. Washington 1909. 
2 Wertvolle und soviel wie möglich vollständige Atlantensammlungen befinden sich in der 
Bibliotheque nationale in Paris und im Britischen Museum in London. Auch die Amsterdamer Uni 
versitätsbibliothek besitzt eine reiche Sammlung. Ebenso haben amerikanische Bibliotheken sehr 
viele Atlanten aus europäischen Bibliothekbeständen zusammengehäuft. 
3 Unter den englischen Spezialatlanten seien nur hervorgehoben: The survey atlas of England 
and Wales. Edinburgh 1903—1904. J. Bartholomew & Co. — John Elliot: Climatological Atlas 
of India. Issued by the Indian Meteorological Departement 1906. — Philips’ Mercantile marine atlas. 
London 1905. — Atlas of the world’s commerce. Hg. von J. G. Bartholomew, London 1907. 
4 Außer den drei bekannten Atlanten Stieler, Debes und Andree seien genannt: Sohr- 
Berghaus, Neuauflage (nicht vollendet) von Alois Bludau; H. Kieperts Handatlas; Spaniers 
Handatlas; die Volksatlanten von Velhagen & Klasing, von Hartleben; Meyers geographi 
scher Handatlas, letzterer in der Hauptsache ein Sammelband der Karten aus Meyers Konversations 
lexikon. 
5 A. Penck: Deutsche Handatlanten. G. Z. 1911, S. 633—646. 
6 Wie man z. B. bei der Beurteilung de3 innern Baus von Atlanten Vorgehen kann, hat Eug. 
v. Römer in seinen „Kritischen Bemerkungen zur Frage der Terraindarstellung“ (Mitt. d. Geogr. 
Ges. in Wien 1909, S. 507—538) gezeigt. Überhaupt steigt Penck nirgends in größere Tiefen hinab 
und gibt sich mit allgemeinen Wertschätzungen schon zufrieden.
	        
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