Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Die Karte an sieh. 
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0. Vogels Karte des Deutschen Deichs mit ihrem Namenindex mustergültig vor 
gegangen. 1 Als eine ausgezeichnete Einrichtung empfinde ich, daß neben der allgemeinen 
Inhaltsübersicht der Karten eines Handatlas noch eine zweite Übersicht gegeben wird, 
die die im Atlas enthaltenen Karten in systematischer Anordnung bringt, also die 
Karten zur physischen Erdkunde, zur Völker-, Sprache-, Religions- und Volksdichte 
verteilung sowie zur Wirtschaftsgeographie und Bürgerkunde zusammenfaßt. 1 2 
22. Der Kartellkommentar. Das Kartenblatt mit Erläuterungen zu versehen 
wurde Brauch, als man sich über die Quellen und den Zweck der Karte Rechenschaft 
zu geben anfing. Mercator wurde auch hier wieder maßgebend, sei es in den Kommen 
taren, die er seinen Atlanten und Kartenwerken besonders beigab, oder sei es in den 
Erläuterungen, die er seinen großen Einzelkartenwerken mit aufdrucken ließ, so bei 
der Europakarte von 1554 und der Weltkarte von 1569. In der Legende „Benevolo lec- 
tori“ auf der Europakarte spricht er sogar über die Art seines Arbeitens. 3 
Seit den Tagen Mer ca tors sind die Kommentare immer ein notwendiger Be 
standteil der Karten geblieben, wenn ihre Bedeutung in neuerer Zeit auch weniger 
in Erscheinung tritt als früher und vielfach sogar erloschen ist. Die umfangreichen Er 
läuterungen, die insonderheit in älterer Zeit den Karten beigegeben wurden, sind Zeugen 
dafür, wie nur auf wissenschaftlichem Boden ein derartig inniges Zusammengehen von 
Karte und Text entstehen konnte. Im Grunde genommen ist es zu bedauern, daß in 
unserer rastlos und nervös vorwärts stürmenden Zeit, wenn schon das Bedürfnis, aber 
keine Zeit vorhanden zu sein scheint, die Karten mit ausführlichen Erläuterungen und 
Bemerkungen besonders in bezug auf das Quellenmaterial in die Welt hinauszusenden. 
Die Blütezeiten der Kommentare waren in der Mitte des 18. und 19. Jahrhunderts. 
Im 18. Jahrhundert waren es verschiedene Kartenwerke Homanns, die mit er 
läuterndem Text versehen wurden. Diese Arbeiten reichten jedoch nicht an die von 
d’Anville heran, auf die wir gleich noch zu sprechen kommen. Im 19. Jahrhundert 
schritt auch in dieser Beziehung für Deutschland und Ausland die J. Perthes sehe 
Anstalt in Gotha als Musterinstitut voran. 4 In allen Kulturländern, in der Schweiz, 
1 The College Atlas, for schools and families; with an alphabetical index of the latitudes and 
longitudes of 30000 places. Published by H. G. Collins, London s. a. [Ein älterer Atlas. In der Bibi, 
von J. Perthes in Gotha.] 
2 Eür einen Handatlas zum ersten Male angewandt (in Schulatlanten schon länger in Mode) 
in Andrees Allgemeinem Handatlas i. d. Ausg. von E. Ambrosius. Bielefeld u. Leipzig 1914. 
3 „Primum quam plurimorum locorum distantias, quod ex optimis quibusque autoribus, 
tum ex itinerariis, partim ab aliis partim a nobis ex multorum relatu conquisitis, effecimus. Alterum 
directiones nauticas, quibus a loco in locum recto cursu secundum certam coeli regionem navigatur, 
hoc nobis praestiterunt tabulae hydrographicae castigatissimae, et variae navigationis scriptae. 
Tertium latitudines oppidorum fideliter obseruatas, quas paucas nobis veteres scriptores contu- 
lerunt, plures modemi.“ 
4 So z. B. bei allen wichtigem alten Stielerkarten; bei den Petermannschen Karten „Neue 
Karte der Dänischen Monarchie“ (P. M. 1862, S. 223—228); „Neue Karte der Südpolarregionen“ 
(P. M. 1863, S. 407—248); „Neue Karte von Kapland, den Südafrikanischen Freistaaten und dem 
Gebiet der Hottentotten und Kaffem“ (P. M. 1867, S. 103—108). Beachtenswert sind ferner die 
Bemerkungen zu der „Karte von Central-Europa“ zur Übersicht des Standpunktes der großem Land 
aufnahmen bis 1857 von A. Petermann (P. M. 1857, S. 108ff.). Die Straßenkarte der Alpen und 
des nördlichen Alpennin von Herrn. Berghaus erschien mit einem 24 Seiten langen Text, der der 
Karte, wie E. v. Sydow treffend bemerkt, einen hohem Wert verleiht, wenn er sich auch nur auf die 
Alpenstraßen bezieht (P. M. 1860, S. 461). Berühmt ist das Mémoire zur Karte von Inner-Afrika, 
von A. Petermann und Br. Hassenstein (P. M. Ergh. 2. 1862/63), in der Hauptsache von letzterm,
	        
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