Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die Kartographie als Wissenschaft. 
den Niederlanden, in Frankreich, Italien, England, Rußland und den Vereinigten 
Staaten von Amerika finden wir umfangreiche wissenschaftliche Erläuterungen zu 
Einzelkarten und Gesamtkartenwerken aus alter und neuer Zeit, ganz besonders jedoch 
in Frankreich. 
Wenn oben das Weglassen von Erläuterungen bedauert wurde, muß man jedoch 
auch den Ursachen gerecht werden, die zu der mehr und mehr verblassenden Zugabe 
von Erläuterungen geführt haben. Zunächst sind sie in dem umfangreichen geo 
graphischen Wissen der jetzigen Zeit zu erblicken und sodann in dem reichern Besitz 
von geographisch wissenschaftlichen Werken, die einen Rückschluß auf das Quellen 
material der Karte unter Umständen erlauben. 1 Außerdem muß ruhig eingestanden 
werden, daß viele ältere die Atlasblätter erläuternde Repertorien wegen ihres katalog 
artigen Charakters den eigentlichen Zweck kaum erfüllt haben dürften. Auf anderer, 
an sich berechtigter Stufe stehen diè Begleithefte zu den topographischen Karten, die 
die Positionen und Höhen aller trigonometrisch vermessenen Punkte oder die Lage 
der Ortschaften nachweisen. * 1 2 Für viele wichtige Kartenwerke der neuesten Zeit, be 
sonders für angewandte Karten, dürfte das Weglassen der Erläuterungen manchmal 
doch als ein Mangel empfunden werden. 3 
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und ferner dessen Bemerkungen zur Karte der Region des Kilimandscharo und Kenia (P. M. 1864, 
S. 449 —456). Als weitere ausgezeichnete Beispiele gelten die Bemerkungen zu Berghaus’ Chart of 
the World (Gotha, J. Perthes, 8. Aufl.), sowie die Erläuterungen von C. Vogel zur „Neuen Karte 
der Spanischen Halbinsel“ (P. M. 1871, S. 321 ff.) und späterhin zur „Neuen Karte der Balkanhalb 
insel“ (P. M. 1890, S. 42—46). — E. v. Sydow hatte 1856 seiner Wandkarte von Australien einen 
begleitenden Text beigegeben, der mit seinen 72 Seiten eine vollständige Geographie Australiens gab. — 
Nicht vergessen sei die Denkschrift, die F. Geerz seiner „Generalkarte von den Herzogtümern 
Schleswig, Holstein und Lauenburg, den Fürstentümern Lübeck und Ratzeburg und den Freien 
und Hanse-Städten Hamburg und Lübeck (1 :450000. Berlin 1859) beigab, die zu ihrer Zeit bereits 
als ein Muster kritischer Quellenbearbeitung hingestellt wurde. E. v. Sydow sagt darüber in der Ab 
handlung über den „Kartographischen Standpunkt Europas am Schlüsse des Jahres 1859 (P. M. 
1860, S. 415): „Für die Kartenkunde ist diese Denkschrift ein überaus schätzbarer Beitrag und unserm 
alltäglich wachsenden Heere von Kartenzeichnern mag sie ein Fingerzeig sein für die eigentlich 
hohe Aufgabe, hinter welcher es zu einem großen Teile sehr weit zurückbleibt.“ — An diese Kom 
mentare schlössen sich die von H. Kiepert an, unter den modernen Vertretern die von H. Fischer, 
z. B. dessen kritischer Text zur Karte von Ostasien in der Richthofen-Festschrift. Unter den 
neuem Kartenerläuterungen seien hier auch die zu den Karten der Deutschen Kolonien (in den 
großem Maßstäben 1: 300000, bei Dietr. Reimer in Berlin) wegen ihrer Sachlichkeit und lako 
nischen Kürze hervorgehoben. 
1 So vermissen wir nicht mehr die Erläuterungen zu den physikalischen Atlanten, wie sie 
noch dem Physikalischen Atlas von Heinr. Berghaus 1837 oder dem Atlas zur Physik der Welt 
(zu A. v. Humboldts Kosmos.) von Traugott Bromme 1851 beigegeben wurden, seitdem wir 
solche ausgezeichnete Lehrbücher der physikalischen Geographie, wie die von A. Geihie, A. de 
Lapparent, A. Supan, E. deMartonne, E. Brückner, W. Ule, A. Philippson u. a. besitzen. 
2 In den meisten Staaten, die irgendeine eingehende Landesaufnahme betreiben, begegnen 
wir solchen topographischen Beiheften. Ein Vorläufer dazu ist z. B. D. F. Sotzmann: Repertorium 
zur Karte von Deutschland in XVI Blättern. Berlin 1793. — Bei den rein topographischen Werken 
scheint das Dépôt de la guerre den Anfang gemacht zu haben, und zwar mit den Beiheften für jede 
aus mehrem Karten bestehende Lieferung der Carte topographique de la France — dite de l’Etat- 
major, 1 : 80000. 258 fils. Publiée aux frais de l’Etat au Dépôt de la guerre à Paris; commencée en 1853. 
3 Als V. Haardt v. Hartenthurn 1887 seine Übersichtskarte der ethnograph. Verhältnisse 
von Asien und von den angrenzenden Teilen Europas herausgab, konnte A. Kirchhoff mit Recht 
sein Bedauern über das Fehlen von Texterläuterungen aussprechen. P. M. 1887. LB. S. 53. — 
Schade auch, daß D. Schäfer zu seiner Karte der Länder und Völker Europas, Volkstum und 
Staatenbildung (Berlin 1916), den begleitenden Text so kurz bemessen hat.
	        
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