Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Die See- und Meerkarte. 
pelius in Mercatorprojektion. 1 Wieweit die Projektion im 17. Jahrhundert auf eng 
lischen Karten benutzt wurde, entzieht sich bis jetzt noch jeder historischen Helle. 
Doch dürfte anzunehmen sein, daß bei dem Ansehen, das Wright in England genoß, 
die von ihm neu erfundene Mercatorprojektion in weiten Kreisen Eingang fand. 
Der berühmten Nova et accurata totius terrarum orbis tabula nautica, variationum 
magneticaruin index juxta observationes anno 1700 habitus von E. Halley lag die 
Mercatorprojektion zugrunde. Nach meiner Kenntnis des Kartenmaterials jener 
Zeit erscheint es mir so, als ob in Erankreich, wo gleichfalls eine große Pflegestätte 
der Nautik entstanden war, die Beschäftigung mit der „carte réduite“ eine intensivere 
als in England gewesen sei. Das erste große Seekarten werk, das die Mercatorprojektion 
zur Grundlage der Übersichtskarten, der Segelkarten, machte, war der Neptune 
françois, der von 1693 ab zu erscheinen begann (s. S. 16ff.). In dem Vorwort wird 
die Bedeutung der Karten, deren Breiten doivent augmenter dans la proportion des 
sécantes, für die Seeschiffahrt gegenüber den falschen Plattkarten ausdrücklich ver 
merkt. In der Ausgabe von 1708 befindet sich im ersten Bande eine große Doppel 
blattkarte in Mercatorprojektion: Carte générale de toutes les costes du monde. 1 2 
Während man in England, wie oben angedeutet, von Mercatorprojektion spricht, 
reden die Eranzosen immer von der carte réduite ou carte de réduction, gewiß mit 
veranlaßt durch die theoretischen Ausführungen über die Projektion 1648 bei 
Fournier 3 , 1661 bei Jo. Baptista Ricciolio. 4 Ein Jahrhundert später spricht M. Bonne 
in der Analyse succincte S. 28 zu seinem Atlas: „L’autre planisphère est tracé sur 
la projection de Mercator, usitée dans la marine.“ 
Mit dem Emporblühen der französischen und englischen Schiffahrt im 18. Jahr 
hundert tritt die Verwendung der Mercatorprojektion mehr und mehr in den Vorder 
grund. Selbst Deutschland hat sich dabei nicht ausgeschlossen, wie wir von dem 
Schmettauischen Seeatlas (Isaak Brouckner’s Nouvel atlas de marine, Berlin 1749) 
wissen, dessen Karten durchgängig in Mercatorprojektion entworfen sind, während 
in seinem englischen Vorgänger, in dem Atlas maritimus et commercialis von J. u. 
J. Knapton, W. u. J. Innys, London 1728, nur die Übersichtskarten in Mercator 
projektion erscheinen (s. S. 18). In Homanns großen Atlanten begegnet uns nirgends 
eine Projektion mit vergrößerten Breiten. Die Beschreibung einer Weltreise in den 
Jahren 1740 — 1745 des George Anson ist von Richard Walter mit einer Weltkarte 
in Mercatorprojektion, worauf die Reiseroute sorgfältig eingetragen ist, ausgestattet 
worden. 5 Die „Charte von Austral-Asien“ von Robert de Vaugondy aus dem Jahre 
1756 zeigt die Mercatorprojektion vom Äquator bis zum 45 0 s. Br. 6 Ein unter eng 
lischer Redaktion herausgegebener Atlas, der 1803 in Skutari erschien, bringt am 
1 Die Karte befindet sich im 2. Bd. von Happelius’ Relationes curiosae. Hamburg 1685. 
Die Projektion selbst^ ist hierauf liederlich bearbeitet, da das ständige Vergrößern der Zwischen 
räume zwischen den Parallelen zu wenig beachtet ist. 
2 Sanson: Le Neptune françois. Amsterdam 1708. (Bd. I 1708. Bd. II 1693 bzw. 1700.) 
[H. u. St. Bi. München.] 
3 G. Fournier: Hydrographie, a. a. O., S. 660ff. 
4 J. B. Riccioli: Geogr. et Hydrogr., a. a. O., S. 477, 478. Die Zeichnung der Sekanten 
konstruktion ist hier die gleiche wie bei Fournier. 
5 Die Karte ist 1748 in London erschienen. [Br. Mus. London.] 
6 de Brosse: Vollständige Geschichte der Schiffarthen nach den noch größtenteils unbekannten 
Südländern. Deutsch von Joh. Christoph Adelung. Halle 1767. (Die Karte von R. de Vaugondy 
ist die Karte Nr. III.)
	        
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