Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

96 
Die See- und Meerkarte. 
Die brauchbarste allgemeine Darstellung, die wir bis jetzt von den ozeanischen 
Tiefen besitzen, rührt von Max Groll her. In der neuen Folge der Veröffentlichungen 
des Instituts für Meereskunde in Berlin hat er im Jahre 1912 die „Tiefenkarten der 
Ozeane“ mit Erläuterungen herausgegeben, jeder Ozean im Maßstab 1:40000000. 
Groll hat damit eine mustergültige Arbeit geschaffen, die heute noch nicht überholt 
und besonders gut in der Methode der Behandlung des Gegenstandes ist. Eine 
lobenswerte Erneuerung ist, gleichwie bei der gleichzeitig erschienenen Karte des 
Atlantischen Ozeans in 1 : 80000000 von G. Schott (s. oben), die Anwendung flächen 
treuer Projektionen für die einzelnen Ozeane (S. 87, 88). Das bedeutet einen großen 
Fortschritt, denn die nautischen und selbst geographischen Kreise glaubten, bei 
solchen Kartenbildern nicht von der Leiter mercatorischer Beeinflussung herunter 
steigen zu können. Die blauen Abstufungen für die 1000 m-Intervalle sind auf den 
Grollschen Karten geschickt angeordnet die Stufe von 6000—7000 m ist violett 
koloriert und die über 7000 m hinausgehenden rötlich und rot. Die letztem Töne 
vertiefen jedoch das Bild nicht, sondern heben die Rinnen wie Gipfelformen heraus, 
was farbenlogisch beanstandet werden könnte. Ganz vorzüglich ist dagegen das lichte 
Braun für die Schelfflächenstufe, womit gleichsam die Zugehörigkeit zur Kontinental- 
masse, die im dunklern Braun erscheint, dokumentiert ist, übrigens eine Darstellungs 
art, die bereits mit großem Geschick bei den speziellen Tiefenkarten in Berghaus’ 
Physikalischem Atlas (1892) angewandt wurde. Als farblose Stufe erscheint die 
Schelffläche auf Karten von O. Krümmel 1 , W. Weber 1 2 u. a. Bedauerlich ist, daß 
auf den Grollschen Karten nicht die Namen für die submarinen orographischen Haupt 
formen eingetragen sind, ein Versehen, das Groll bei der Herausgabe der Ozeantiefen 
karten in Wandkartenformat wieder gut gemacht hat. 3 Wo der Kartenmaßstab 
klein ist, wird zu großem regelmäßigen Stufen gegriffen, so von 2000 zu 2000 m. 4 
Die ozeanischen Tiefenkarten zeigen bei Groll eine Menge Tiefenangaben, so 
daß sie den Eindruck erwecken, als ob wir schon über eine recht gute Kenntnis von 
der ozeanischen Bodengestaltung verfügten. Weit gefehlt; und ich stimme mit 
G. Wegemann überein, daß wir noch weit davon entfernt sind, „ein auch nur in 
großen Zügen getreues Bild des Meeresbodenreliefs zu entwerfen“. 5 Es wird noch 
Dezennien dauern, bevor wir ein eindeutig klares Bild des Bodens auf Grund gewissen 
hafter und wiederholter Lotungen erhalten. Man denke bloß daran, daß man die 
Schichtgürtel immer noch von 1000 zu 1000 m zusammenfaßt und sich an kleinere 
Intervalle nur bei beschränkten, küstennahen Gebieten wagt. Immerhin muß man dem 
internationalen Unternehmen Dank zollen, eine Karte geschafft zu haben und sie auf 
dem Laufenden erhalten zu wollen, die alle Tiefenmessungen enthält ; es ist dies die auf 
Veranlassung des Fürsten von Monaco herausgegebene Carte générale bathymétrique 
1 O. Krümmel: Tiefenk. des Ind. Oz. 1880. Z. f. wiss. Geogr. II. 1881. T. 2. — Tiefenk. 
des Australasiatischen Mittelmeeres. Z. f. wiss. Geogr. III. 1882. T. 1. — Tiefenk. des Euböischen 
Euripus. P. M. 1888, T. 20. 
2 W. Weber: Tiefenkarte des Arabischen Meerbusens. P. M. 1888. T. 16. Hier nur die 
Tiefenstufe 0—25 m weiß. Vgl. auch Krümmel, T. 20. 
3 Diese vorzüglichen Tiefenkarten der Ozeane mit Einschluß der Wandkarten der Nordsee 
und der Ostsee (letztere beiden im Maßstab 1 : 1000000) sind in dem Verlage von Georg Wester 
mann in Hamburg u. Braunschweig erschienen. 
4 Vgl. M. Mecking: Karte der Bodentiefen des antarktischen Meeres. G. Z. XV. 2. T., 3. 
5 G. Wegemann i. P. M. 1013, I» S. 215.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.