Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Die physischen Meerkarten. 
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des Oceans in 1 : 10000000 in ‘20 Blättern. Die Neubearbeitung der Karte liegt in 
den Händen von G. Schott. Bei Gelegenheit der Weltkartenprobleme habe ich mich 
bereits über diese Karte geäußert. 1 Hier mag noch angefügt sein, daß eine inter 
nationale Regelung des „Kartenniveaus“ (S. 42) ebenso am Platze wäre. 
Während man für den hypsometrischen Aufbau des Landes die Schichtdarstellung 
in einer Farbe oder in verschiedenen, nicht selten grell voneinander abweichenden 
Farben gab, war man für die Unterscheidung der Tiefseeintervalle von vornherein 
mit einer Farbe, mit der blauen, zufrieden. Höchstens machte man Anleihen bei 
den benachbarten Farben des optischen Farbenkreises, also bei Grün und Violett. 
In der Wiedergabe der Nuancierungen ein- und derselben Farbe hat es, ähnlich wie 
in der Landestopographie — allerdings bei der Seekartographie nur auf kurze Zeit —, 
geheißen: je höher, also hier je tiefer, desto dunkler, oder je tiefer, desto heller. Es 
wurde mithin die Frage gestellt: Sollen die Schelffläche und ihre benachbarten Stufen 
die dunkelste oder hellste Tönung erhalten? Für die Bejahung des ersten Teils der 
Frage traten nur wenige ein, wie R. Lehmann, A. Scobel, M. Krug. Scobel machte 
geltend, daß sich die Kontinente viel plastischer aus dem Kartenbilde herausheben, 
und Rieh. Lehmann betonte die schärfere Heraushebung der Küsten durch den 
stärkern Farben unterschied. Vielleicht hat bei dieser Auffassung die alte Art der 
Küstenzeichnung im Unterbewußtsein nachgewirkt, wo die Küsten besonders schraffiert 
wurden, um so das Land aus dem leeren Kartenraum des Meeres herauszuheben. 
Die Darstellung der Meerestiefen in der Weise, daß das seichtere Wasser dunkel und 
nach den Tiefen fortschreitend immer heller blau war, erscheint für ein größeres 
Kartenwerk zum ersten Male in dem von Scobel neu herausgegebenen Andrees Hand 
atlas auf den deutschen Spezialkarten allein in der dritten Auflage 1893; es ist eine 
Wiedergabe nach Analogie des Oberklassenatlas von Lehmann-Petzold desselben 
Verlags. Wie mir E. Ambrosius am 4. Oktober 1921 mitteilte, war im zweiten Ab 
druck der dritten Auflage 1896 die Eintragung der Tiefen in der Lelnnannschen Manier 
für den ganzen Atlas durchgeführt. Später wurde das Darstellungsprinzip wieder 
verlassen und das jetzt allgemein übliche und auch gültige von der fünften Auflage 
1912 an durchgeführt. 
Martha Krug begründet ihre Farbenwahl nach Scobel, Lehmann-Petzold damit, 
daß sich auf ihrer Golfstromkarte die dunklern Stromlinien von dem lichtem Hinter 
grund besser abhöben als wenn die Intensität des Blaues nach der Tiefe hin zunähme. 1 2 
Wie schon angedeutet, ist man im allgemeinen von dieser unlogischen Farbengebung 
abgekommen. 3 Nun kann man die Schichtfärbung von seiten des submarinen Boden 
reliefs aus betrachten oder von seiten des Meereswassers. Beide Betrachtungsweisen 
führen schließlich zum gleichen Resultat, wenn auch der letztem der Vorzug zu geben 
1 M. Eckert: Die Karten Wissenschaft. I, S. 103. — Vgl. auch H. Haack: Die Welttiefenk. 
in P. M. 1910, II, S. 144. — Auf der K. des Fürsten von Monaco ist die Farbabstufung nicht so 
geschickt wie bei Groll. Durch die Einschiebung einer bes. Stufe von 200—500 m wird die Plasti 
zität des Bildes nicht erhöht. 
2 M. Krug: Die Kartographie der Meeresströmungen in ihren Beziehungen z. Entwicklg. 
der Meereskunde. Ein Beitrag z. Geschichte u. Methodik der Seekarten, dargestellt am Beispiel des 
Golfstroms. Mit 1 Karte. Deutsche Geogr. Bl. XXIV. Bremen 1901, S. 167. 
3 Etwas Logisches hat die Farbenskala bei einem andern Phänomen; wenn z. B. der Flut- 
wechsel in je 1 m Abstand an den Küsten veranschaulicht wird, wie so ausgezeichnet die Nebenkarten 
auf Karte Nr. 20 (Hydrographie V) in Berghaus’ Phys. Atl. 1892 zeigen, nämlich die Mutwechsel 
karten bei Springzeit an der Mageläesstraße, am St.-Laurenz-Golf und am Ärmelkanal. 
, 7 
Eckert, Kartenwissenschaft. II.
	        
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