Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die See- und Meerkarte. 
über frühem Karten durch den Begriff der Stabilität 1 ausdrückt und karto 
graphisch festlegt. In Anlehnung an das Prinzip der holländischen Stromkarten 
gibt Adolf Gadewohl mit einem Pfeil die charakteristischen Merkmale des 
Strom Verlaufs innerhalb eines Fünfgradfeldes. 1 2 Die Stabilität der Strömung ist 
durch die Länge des Pfeiles ausgedrückt, die mittlere Stromstärke durch die 
Form des Pfeiles. Es werden 6—10, 11—15, 16—20, 21—25 und über 25 See 
meilen im Etmal unterschieden. Die Zahl im Fünfgradfeld gibt die Anzahl der 
Beobachtungen. Sicher liegt hier eine Kombination graphischer und allgemeinerer 
Darstellungsform vor, auch bleibt die Übersicht des mehr oder weniger festen Zu 
sammenhangs des fließenden Wassers im großen und ganzen gewahrt, was bei 
den Stromsternen nicht der Fall ist. Trotz der Bemühungen Gadewohls bleibt 
das Bild noch Schema und wird zu keiner befriedigenden Karte, obgleich der 
kartographische Sinn eines kartographisch aufgebauten Strombildes mehr durch 
leuchtet als bei den Stromversetzungskarten der Deutschen Seewarte. Es muß 
eben, wie es selbst bei der gewöhnlichen Landkarte nicht ausgeschlossen ist, 
kartographisch und weniger statistisch generalisiert werden. Wie nun die auf 
diese Weise gewonnenen Durchschnittswerte am besten kartographisch fixiert 
werden, ist Denken und Richtschnur aller neuern Reformer, wie Schott, Krümmel, 
Attlmayr, Supan, Wegemann u. a. m. 
Neben der Hauptrichtung der Strömung ist die Stromstärke, d. h. die Schnellig 
keit oder Geschwindigkeit, ein wichtiger motorischer Faktor, der kartographisch 
zu buchen ist. Der bequemste, jedoch nicht kartographische Weg ist, sich durch 
Zahlen zu helfen. Bereits auf der Karte von Heather sehen wir Geschwindigkeit 
ziffern eingetragen, ferner auf Evans Strömungskarte. Diese Methode ist den Eng 
ländern treu geblieben. Auf den britischen Admiralitätskartyn sind die Wellenlinien 
stücke mit je zwei Zahlenangaben versehen, die die Seemeilen innerhalb 24 Stunden 
ausdrücken, wobei die erste Zahlenangabe das Minimum, die zweite das Maximum 
der Stromstärke anzeigt. 3 An ähnlichen deutschen Versuchen hat es nicht gefehlt, 
vor allem an der Verwendung der Wellenlinie (Attlmayr). Bemerkenswert, wenn auch 
nicht nachahmenswert, ist der Vorschlag von A. Schück 4 , den Strompfeil an der 
Spitze durch Striche zu verdichten, daß jeder kurze Strich eine Seemeile, jeder lange 
zwei Seemeilen bedeutet. 
würde heißen, daß die Strömung eine Geschwindig 
keit von 7 Seemeilen in 24 Stunden hat. Daneben befindet sich noch ein gewellter 
Pfeil mit hintanstehender Ziffer, der die Richtung anzeigen will, aus der der Seegang 
kam. Die Ziffer am Ende bezeichnet die Höhe des Seegangs nach gebräuchlicher 
Skala 0—9. Die unruhige und zerfaserte bildliche Wiedergabe bei Schück kann man 
im großen und ganzen als abgelehnt ansehen, besonders auf geographisch-karto 
graphischer Seite, die immer wieder gern zu den Stromfäden greift, da sie in ihnen 
1 Unter Stabilität oder Beständigkeit versteht der Ozeanograph das Verhältnis zwischen 
vektorieller und arithmetischer Geschwindigkeit. 
2 A. Gadew ohl: Die Stabilität der Meeresströmungen im nordatlant. Ozean südl. 50° n. Br. 
im Herbst. Mit 4 Karten. Annal. d. Hydrogr. 1913. — Auch als Diss., Kiel 1913, erschienen. 
3 Ein Faksimileausschnitt aus der Karte 2640 der britischen Admiralität befindet sich in 
O. Krümmels Handb. der Ozeanographie, II, S. 476, Fig. 130. 
4 A. Schück: Beiträge zur Meereskunde. Hamburg 1905," T. 4.
	        
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