Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Die physischen Meerkarten. 
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einen generalisierendem Faktor als im Strompfeil erblickt. Übrigens tritt ein dem 
Schückschen ähnliches System, wenn auch gemildert und einfacher, schon in Berg 
haus’ Physikalischem Atlas vom Jahre 1892 auf. 1 H. Mohn setzte Fiederchen 
an den Schaft des Pfeiles an, wobei er von dem der Pfeilspitze entgegengesetzten 
Ende zu zählen anfing. 1 2 Jedes Fiederchen bedeutet zwei Seemeilen innerhalb 
eines Etmals. 
Aus dem mehr oder minder dichten Zusammenscharen der Stromfäden kann 
man bereits auf die Stärke und Geschwindigkeit der Strömung schließen, allerdings 
ganz allgemein. 0. Krümmel sucht dieses Zusammenbündeln in ein System zu 
bringen, wobei die Stromfäden je nach der Stromstärke dünner oder dicker gezeichnet 
werden. 3 Eingestreute Pfeile geben die Stromrichtung an. Für die Stromstärke 
hat er sechs Stufen aufgestellt, von 0—6, 6—12, 12—18, 18—24, 24—86 und über 
86 Seemeilen im Etmal. Er vergleicht selbst sein System mit der Lehmannschen 
Schräffenmanier. An seiner Stelle hätte ich nicht daran erinnert, da die Vergleichs 
punkte zu gering sind. Das Äußerliche der Schraffe kommt kaum in Betracht. 
Das Charakteristische bei Lehmann ist, daß die Stärke der Schraffen ein kon 
struiertes , ruhendes Moment veranschaulichen und für gleich abgewogene Höhen 
schichtwerte gelten. Dagegen bringen die Stromfäden ein Bewegungsmoment 
zum Ausdruck und sie fließen entweder ineinander oder sie Verflüssigen sich; 
schwer ist es, Stromstärke bzw. Stromgeschwindigkeit aus einem solchen Bilde 
herauszulesen, wenn nicht eingestreute Zahlen diese Arbeit erleichtern würden. 
Auf eine exaktere Durchführung der Krümmelschen Darstellung zielt G. Wege- 
mann hin. 4 Er gebraucht wie Krümmel Stromlinie und Pfeil. Als neues 
Moment bringt er die Beständigkeit hinzu und setzt sie, indem er auf den Ab 
stand der benachbarten Stromlinien achtet, proportional der Länge und Dicke 
der Linien. Lange und starke Linien bedeuten beständige kurze und dünne 
unbeständige Strömungen. Diese Methode ist wohl ganz gut und schön, doch läßt 
sie sich für alle Meeresgebiete nicht durchführen. Für die Windstillen den Kreis 
einzuführen, hat sich nach dem Vorgänge von G. Schott recht brauchbar er 
wiesen. Auch für Karten kleinern Maßstabes hat sich diese Signatur als zweck 
mäßig und anschaulich bewährt. 5 
In einer Art graphischer Zusammenfassung der neuern Fortschritte der Strömungs 
kartographie sucht Martha Krug auf einer Karte des Golfstromgebiets in 1 : 35000000 
gewissermaßen experimentell zu zeigen, wieweit es der Karte möglich ist, durch 
allseitige Berücksichtigung dieser Fortschritte den Gehalt der Stromkarte als Karte 
zu vermehren und zu vertiefen. Die Verfasserin knüpft dabei wieder an die Maury- 
Attlmayrsche Wellenlinie an. Logisch dachte sie, als sie die Wellenlinie zum Träger 
der Geschwindigkeitveranschaulichung erhob. Die konstante absolute V eilenhöhe 
der Wellenlinie ist 1 mm, dagegen wächst die Länge der Linie, was mit andern Worten 
heißt, daß die relative Wellenhöhe mit der Geschwindigkeit abnimmt. Auf diese 
1 Karte der Seeströmungen. Nr. 21 der II. Abteilg. Hydrographie Nr. VI. 
2 H. Mohn, a. a. O., T. 3. 
3 O. Krümmel: Übersichtskarte der Meeresströmungen für die von G. Neumayer hg. Anleitg. 
zu wiss. Beobachtungen auf Reisen. (1905.) I. Hannover 1906. 
4 G. Wegemann: Die Oberflächenströmungen des Nordatlantischen Ozeans nördl. von 50° 
n. Br. Diss. Kiel 1900. 
5 z. B. die Karte der Meeresströmungen in dem Dampferhandbuch, a. a. O., I. N .
	        
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