Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die See- und Meerkarte. 
im Indischen Ozean in der Zeitschrift für allgemeine Erdkunde vom Jahre 1859. 1 
Rote Schraffur und einzelne rote Pfeile geben Richtung und Ausdehnung der Strö 
mungen und Temperatur der Meeresoberfläche im Februar und März an. Die gleichen 
Erscheinungen für Juli werden mit schwarzer Schraffur und schwarzen Pfeilen (beides 
leicht über die rote Schraffur gelegt) bezeichnet. Diese Art Darstellung hat vieles 
für sich und läßt besonders schön das Schwanken der Ausbreitungsgebiete der Strö 
mungen erkennen. Indessen ist das richtige Lesen der Karte nicht ganz leicht und 
erfordert am Ende mehr Nachdenken als zwei Karten, die jedes Extrem gesondert 
veranschaulichen. 
Selbst die Stromstärke wechselt im Laufe eines Jahres. So besitzt der Äquatorial 
gegenstrom im Großen Ozean in den Wintermonaten eine Stromstärke von 6—12 See 
meilen, ist also ziemlich schwach, dagegen im Juli und August eine solche von über 
36 Seemeilen, ist mithin außerordentlich stark strömend. Nicht allein die Stärke 
und Beständigkeit verschieben sich im Laufe der Jahreszeiten, sondern auch das 
Ausbreitungsgebiet des Stromes. Der Benquelastrom hat im Juli und August ein 
viel breiteres und längeres Ausdehnungsgebiet als im Februar. Darum scheint es 
angebracht, wie in Bergbaus’ Physikalischem Atlas, Ausgabe 1892, zwei Karten der 
Strömungen abzubilden, die eine für den Nordwinter (Februar) und die andere für 
den Nordsommer (August). Der Wissenschaftlichkeit der Meeresstromdarstellung 
wird dadurch einigermaßen Genüge getan. Doch die Seemannskreise geben sich 
heute damit nicht zufrieden, für sie sind nur Strömungskarten von kürzerer Zeit 
spanne von großem Nutzen. Glänzend haben sich die von dem britischen Hydro 
graphischen Amte herausgegebenen Kartenwerke bewährt: Monthly current charts 
for the Indian Ocean, 1895 1 2 , ferner die Monthly current charts for the Atlantic Ocean 
1897, und aus demselben Jahre die Quaterly current charts for the Pacific Ocean. 
Niederländische 3 und deutsche Karten erschienen später. Unter letztem seien die 
von der Deutschen Seewarte herausgegebenen „Monatskarten für den Indischen 
Ozean“, 1908, besonders namhaft gemacht. 
Außer den genannten jahreszeitlich bestimmten Veränderungen der Strömungen 
treten noch eine Unmenge zeitlicher Verschiebungen ein, die man anstatt temporales 
Element besser temporäres, zeitweiliges, nennen könnte. Gerade dieses Temporäre, 
in dem sich namentlich die Stromversetzung auslebt, macht sich für einen regel 
mäßig zu betreibenden Schiffahrtbetrieb oft unangenehm fühlbar. Es kartographisch 
einzufangen ist bis jetzt noch nicht gelungen und man begnügt sich mit der stati 
stischen Tabelle und dem darauf aufgebauten Diagramm (s. S. 103). — Anschließend 
hieran sei bemerkt, daß zum Studium der Meeresströmungen die gewöhnlichen Tem- 
peraturkarten unumgänglich notwendig sind. 4 
35. Das thermographische Element in der Meeresströmungskarte. Älter als 
die Darstellung des zeitlichen Elements ist die des thermographischen. Wir sind 
1 Taf. 1 in Z. f. allg. Erdkunde. Neue Folge VI. Berlin 1859. 
2 Die Monthly current charts for the Indian Ocean erschienen 1895 als Admiralty charts 
2939 — 2950. — Vgl. auch W. L. Dallas u. Gilbert T. Walker: Meteorological atlas of the Indian 
•Seas and the North Indian Ocean. Simla 1908. 
3 Waarnemingen in den Indischen Ozeaan. 3 Hefte, Amsterdam 1889 1900. Oceano- 
graphische en meteorologische waarnemingen in den Indischen Oceaan, Sept., Okt., Nov, Utrecht 
1908. (Letztere Beobachtungen sind die Fortsetzung der von 1889- 1900.) 
4 O. Krümmel: Handb. der Ozeanographie II. S. 439.
	        
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