Die physischen Meerkarten.
111
de ce phénomène n’est pas encore assez répandue en France.“ Dieselben Erscheinungen,
die wir an Halleys Karte rühmend hervorhoben, sind bei Bonne dargestellt, aber
wesentlich detaillierter und auf die übrigen Ozeane ausgedehnt. Die Monsune sind
mit ihren Wechselrichtungen und dementsprechenden Zeiten gut wiedergegeben,
desgleichen die Windverhältnisse in Indonesien und Ostasien.
Meeresströmungen und Winde auf ein Kartenblatt zu bannen, versuchte
Tr. Bromme in der „Erdkarte zur Übersicht der Luft- und Meeresströmungen,
Handelsstraßen im Atlantischen, Großen und Indischen Ozean“. 1 Doch zaghaft
war die Verteilung der Windpfeile. In der Passatregion des Atlantischen Ozeans
fehlen sie ganz. Heinr. Berghaus verwendet im Physikalischen Atlas, 1849, zart
gefiederte Pfeilspitzen und auch nur bei der Strömungskarte des Indischen Ozeans.
Die vielen Beobachtungen über die Winde, die die Seefahrer mit nach Hause
bringen und die auf Küstenstationen gewonnen werden, lassen sich schwer in ein
Kartenbild mit Meeresströmungen einpassen. Nicht ist es in das Bereich des Un
möglichen zu verweisen, daß noch die Methode gefunden wird, die diesem Karten
problem gerecht wird. Vorderhand mußte dem Winde erst einmal der nötige Raum
auf dem Kartenbilde gegönnt werden. Kein Geringerer als der Begründer der neu
zeitlichen Meeresforschung, der Amerikaner M. F. Maury, faßte die zahlreichen
ozeanischen Windbeobachtungen zusammen in dem nautischen Atlas „Wind and
current charts“, der 1849—1860 erschien. 1 2
Fast um dieselbe Zeit, als Maury seine Karten erscheinen ließ, veröffentlichte
das Niederländische Meteorologische Institut Wind- und Routenkarten (1854—1857).
Sie sind in Felder von 5° zu 5° eingeteilt; in jedem Felde befindet sich ein Stern,
dessen Strahlen die beobachteten Windrichtungen andeuten, und zwar drückt die
Länge jedes Strahles eine bestimmte Prozentzahl sämtlicher Beobachtungen in dem
betreffenden Felde aus. Auf diese Weise wird eine viel größere Anschaulichkeit erzielt
als durch das Einschreiben von Zahlen in Windrosen, hür jeden Monat des Jahres
ist eine besondere Karte gegeben. Der Windstern scheint somit eine niederländische
Erfindung zu sein. Die Windsterne sind die Vorgänger der Stromsterne. Mit den
Windsternen wurde man in weitern Kreisen nicht durch die holländischen Karten,
sondern durch die „klassischen Arbeiten“ über die Windverhältnisse der Ozeane von
L. Brault bekannt. 3 In dem Windstern werden Häufigkeit und mittlere Stärke
der Winde prozentuarisch in einem Kompaßstern vereinigt. Zu erwähnen wären noch
die Windkarten von R. Fitzroy, die vom Board of Trade 1855 und 1856 heraus
gegeben Avurden. Nur wenige dieser Karten sind den Meteorological papers an
geheftet, die meisten sind selbständig erschienen. Sie beruhen auf dem Beobachtungs
material, das Maury in seinen Windkarten gesammelt hatte. Während aber Maury
die beobachtete relative Häufigkeit der einzelnen Windrichtungen in irgendeinem
Teile des Meeres durch Zahlen ausdrückt, die in die Windrosen eingeschrieben sind,
wendet Fitzroy zackige Figuren an, deren Radien die Richtung des Windes und zu
gleich durch ihre Länge die Häufigkeit dieser Windrichtung anzeigen; dabei faßt er
1 Fr. Bromme: Atlas zu A. v. Humboldts Kosmos. Stuttgart 1851, Nr. 16.
2 Die Textbände dazu sind die in mehreren Auflagen erschienenen Explanations and sailing
directions to accompany the wind and current charts.
3 L. Brault: Cartes de la direction et de l’intensité probables des vents dans l’Atlantique
nord. Paris 1874; desgl. dans l’Atlantique sud, Paris 1876; desgl. Mer des Indes, Paris 1880; desgl.
dans l’océan Pacifique, Paris 1880.