112
Die See- und Meerkarte.
immer vier von Maurys Feldern in eins zusammen und gibt die Karten nicht für jeden
Monat, sondern nur für die ganzen Quartale. Durch die Übersetzung der Zahlen
in Figuren, sowie durch die erwähnten Vereinfachungen gewinnen die Karten sehr
an Verständlichkeit, indessen sind sie gegenüber den gleichzeitigen Windkarten des
Niederländischen Meteorologischen Instituts komplizierter und weniger einfach,
deshalb auch nicht so leicht verständlich zur Vergleichung unter sich.
Interessant sind für die Zeit Maurys und Fitzroys auch die Versuche von Kane
und von Andrau. Alle je in einem Monat beobachteten Winde in der Rensselaer Bai
(1853/55) drückt Kane 1 durch Radien je eines Kreises aus, und die Länge dieser
Radien entspricht den gleichzeitig beobachteten Temperaturen, auf Grund ein und
desselben Maßstabes, der im Zentrum aller die zwanzig Monate darstellenden Kreise
bei — 60° Fahr, beginnt. Die Kreislinie drückt die Mittel aller in einem jeden Monat
bei Windstille beobachteten Temperaturen aus, der kurze, starke Kreisabschnitt
beim Maßstab das Mittel der gesamten Monatstemperatur, daß der Einfluß der Winde
auf die Temperaturverhältnisse im Beobachtungsgebiet auf einen Blick zu über
sehen ist. K. F. R. Andrau zeichnete 1862 vier Sturmkarten in 5°-Feldern 1 2 ; die
beiden obern drücken die durchschnittliche Anzahl der Stürme in Prozenten aller
angestellten Beobachtungen aus, die beiden untern in den entsprechenden Schat
tierungen. Zehn Schattierungen sind angewandt, um die Häufigkeit der Stürme zu
klassifizieren.
Die Methoden, die Maury geschaffen hat, sind heute noch fast dieselben, nur
hie und da verfeinert und vervollkommnet, eng zusammenhängend mit dem Fort
schritt des Instrumentenbaues. Zu einem echten kartographischen Bilde ist man
jedoch nicht gekommen; man behilft sich mit den Windsternen, die ähnlich
den Stromsternen aufgebaut sind. Auch die Windsterne sind lediglich graphische
Tabellen auf kartographischem Hintergrund. In mustergültiger Weise sehen wir
sie beispielsweise auf den Monatskarten für den Nordatlantischen Ozean, den Monats
karten für den Indischen Ozean und den Vierteljahrskarten der Nordsee und Ostsee,
die im Aufträge des Reichsmarineamts von der Deutschen Seewarte herausgegeben
worden sind. Die prozentuale Häufigkeit der Winde wird durch die Länge der Pfeile
bzw. der Strahlen bezeichnet. Auf den Karten für den Indischen und Nordatlantischen
Ozean wird mit der Anzahl der Federn am Pfeile die Windstärke ausgedrückt, auf
der indischen Karte nach der halben und auf der nordatlantischen nach der ganzen
Beaufortskala. 3 Stromsterne (in Rot) und Windsterne (in Blau) auf einem Bilde
zu vereinen, hat beispielsweise das deutsche Dampferhandbuch für den Atlantischen
Ozean versucht. 4
Trotz der vorgenannten schön ausgeführten Kartogramme darf die geographisch
kartographische Forderung nicht aufhören, Bilder zu schaffen, die mehr Karte als
Diagramm sind. Bis jetzt, ist man im allgemeinen zufrieden gewesen mit den mehr
1 Vgl. A. Petermann i. P. M. 1867, T. 7.
2 K. F. R. Andrau i. P. M. 1862, T. 15.
3 Die Vierteljahrskarten (Frühling-, Sommer-, Herbst- u. Winterkarten) der Nord- u. Ostsee,
auf denen die Tiefenverhältnisse durchschimmern, bringen außer der Hauptkarte wichtige Neben
karten, so über den Luftdruck, die Luftwärme, die Wasserwärme u. die Nebel.
4 Dampferhandbuch f. d. Atlant. Ozean. Im Aufträge der Kaiserl. Marine hg. von der Deutschen
Seewarte. Hamburg 1905, T. VIII —XI. — Vgl. dazu: Meteorol. charts of the Southern Ocean
between the Cape of Good Hope and New Zealand. Meteorol. Office. 3. Aufl. London 1917.