Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Die See- und Meerkarte. 
um es gleich noch einzufügen: Über die Zahlenreihen hat Maury Isothermen, die die 
Temperatur von 10° zu 10° F versinnbildlichen, gelegt. Die Zeichnung sieht aus, 
als ob in Tinten getauchte Maikäfer über die Karte gelaufen seien. Die Karten von 
Maury sind ein schlagender Beleg dafür, daß die Anhäufung bloßer Beobachtungszahlen 
noch keine Methode macht. Infolgedessen wurde den Mauryschen Karten auch das 
Todesurteil gesprochen, d. h. man verwarf sie. Auf die Temperaturkarten der Meeres 
oberfläche und verwandter Karten gehören nur Mittelwerte und kein unberechnetes 
und unbearbeitetes Beobachtungsmaterial. 
Zum ersten Male wird die Wärme des Seewassers an der Oberfläche in sicherer 
Weise kartographisch in dem Atlas des British meteorological council vom Jahre 
1884 dargestellt. Die Atlasblätter dienten als Vorlage zur Bearbeitung der ent 
sprechenden Karten in Bergbaus’ Physikalischem Atlas, 1892. Die Linien, die Orte 
mit gleicher Kälte der Meeresoberfläche verbinden, führen die Bezeichnung „Iso- 
krymen“ (= Meerkältelinien). Von hohem Anschauungswert sind G. Schotts 
Kärtchen über die Temperatur des Oberflächenwassers im Atlantischen Ozean während 
der Monate Februar, Mai, August und November. 1 Unter 0° C erscheint das Wasser- 
dunkelblau, von 0—5° etwas heller und von 5—10° im hellsten Blau. Blau mit Rot 
gemischt, also violettfarbig, gibt die Temperatur von 10—15°, Hellrot 15—20°, 
mittleres Rot 20—25° und Dunkelrot über 25° C. Die einzelnen 5°-Stufen werden 
durch starke und die Gradintervalle innerhalb der 5 °-Stufe durch feine Linien gleicher 
Wärme begrenzt. 1 2 Die Linien gleicher Meerwasserwärme könnte man in Anlehnung 
an die Isothermen der freien Luft mit Isomarithermen bezeichnen. Schott zeigt 
in seiner Geographie des Atlantischen Ozeans noch andere lehrreiche Kartenbildchen, 
wie die Wärme des Atlantischen Ozeans im Jahresmittel, die Jahresschwankung der 
Temperatur und zuletzt auch die Temperaturanomalie des Oberflächenwassers. 3 
Mit der kartographischen Darstellung des letztgenannten Phänomens hat sich auch 
W. Koppen befaßt. 4 Auf Grundlage einer meiner flächentreuen Projektionen hat 
O. Krümmel ein Kärtchen der thermischen Isanomalen der Meeresoberfläche für 
die gesamten Ozeane entworfen. 5 
All die Karten von der Oberflächentemperatur des Seewassers gewinnen an 
tieferm Verständnis, wenn sie mit Temperaturkarten der Luft verglichen werden. 
Deshalb hat G. Schott den verschiedenen Karten über die thermischen Verhältnisse 
des Atlantischen Ozeans solche über die Temperatur der Luft in verschiedenen Monaten 
1 G. Schott, a. a. O., T. X. — Vgl. ferner Th. Eylert: Die Oberflächentemperaturen im 
südl. Altant. u. im südöstl. Stillen Ozean zurZeit der Polarforschung 1901 — 1903. Ann. d. Hydrogr. 
XL, 1912, S. 74-97, mit 4 K. 
2 Es sei hier auch auf die Originalkarte der ersten deutschen Nordpolarexpedition, 1868, hin- 
gewiesen, die nach dem Tagebuche K. Koldeweys von A. Petermann konstruiert worden ist. 
P. M. Ergh. 28. 1871, T. 1. Der Kurs der Expedition ist verschiedenfarbig. Die Unterscheidung 
des Kurses nach einzelnen Monaten macht die Karte nicht bloß übersichtlicher und deutlicher, 
sondern läßt auch den Gang der eingetragenen Meerestemperaturen leichter erkennen. 
3 G. Schott, a. a. O. T. XI, T. XIII, T. XIV. — Ferner P. M. 1895, T. 10. — Unter den 
neuern Arbeiten Schotts sind zu nennen: Ozeanographie u. Klimatologie des Persisch. Golfs u. 
des Golfs von Orman. Beil. z. d. Ann. d. Hydrogr. XLVII. Berlin 1918. Mit 38 K. — Man ver 
säume auch nicht, einen Blick zu werfen in: Oceanographische en meteorologische waarnemingen in 
den Indischen Oceaan. Juni, Juli, Aug. 1856—1908. Kon. Ned. Met. Inst. Nr. 104. Utrecht s. a. 
(1912). Mit 25 K. 
4 W. Koppen: Temperatur-Anomalie der Meeresoberfläche. P. M. 1898, T. 19. 
5 O. Krümmel: Handbuch, a. a. O., I, S. 405.
	        
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