Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Die physischen Meerkarten. 
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und im Jahresmittel beigegeben, desgleichen Karten über die Jahresschwankung 
der Lufttemperatur und über die Temperaturanomalie. 
Für die Physik des Meerwassers sind wichtig die beiden Nebenkarten auf der 
Strömungskarte in Berghaus’ Physikalischem Atlas, 1892, die sich mit der Wärme 
des Seewassers an der Oberfläche im Jahresdurchschnitt und mit der Wärme des 
Seewassers am Grunde beschäftigen. Eine der letztem entsprechende Karte ver 
öffentlichte G. Schott über die Temperatur am Meeresboden des Atlantischen Ozeans 
für Tiefen von mehr als 1000 m, wobei er die Tiefentemperaturen von 1000—4000 m 
mit einer leichten blauen Schraffur zusammenfaßt. 1 Diese Tiefentemperaturkarten 
erregen unser höchstes Interesse, indem sie zeigen, von welch tiefgehendem Einfluß 
die großen Leitlinien der Bodengestaltung auf die Wärme Verhältnisse am Boden 
der Ozeane sind. Die unterseeischen Bodenschwellen bauen sich wie Wasserscheiden 
zwischen den großen Tiefenbecken auf. Die Becken selbst sind von ziemlich gleich 
mäßig temperiertem, aber kaltem Wasser erfüllt. 
Die Erforschung der vertikalen Temperaturverteilung im Weltmeere geht merk 
würdig langsam vonstatten, obwohl sie auf ein halbhundertjähriges Jubiläum zurück 
blicken kann. Nur in ganz allgemeinen Umrissen läßt sich ein angenähertes Bild 
gewinnen, und das trotz mancher beachtenswerten Spezialuntersuchung. 1 2 Horizontal 
schnitte durch verschiedene Tiefen des Ozeanwassers fördern die Kenntnis der hori 
zontalen wie der vertikalen Temperaturverteilung im Meerwasser. Ihre kartographische 
Fixierung ist ein Gebot der Notwendigkeit. H. Mohn scheint sich als ein erster 
damit eingehender befaßt zu haben; denn von dem europäischen Nordmeer hat er 
Isothermenkarten in 100, 200, 300, 400, 500, 600 Faden Tiefe und des Meeresbodens 
entworfen. 3 A. Lin den kohl zeichnete eine Karte der Temperaturen im Golf von 
Mexiko für die Tiefe von 460 m (250 Faden). 4 Für den gesamten Atlantischen Ozean 
hat G. Schott einen hübschen Anfang gemacht, wenn er sich dabei auch sehr klein- 
maßstabiger Karten bedient. Er veranschaulicht die Wärmeverhältnisse des atlan 
tischen Ozeanwassers in 100 m, 200 m, 400 m und 1000 m Tiefe. 5 Die Karten be 
weisen zunächst, daß die normale Temperaturschichtung im offenen Ozean anotherm 
ist, und sodann, daß die Temperaturverteilung beträchtlich von der Anordnung an 
der Oberfläche abweicht. Das Wasser gleicher Tiefe verfügt in den mittlern Breiten 
über größere Wärme als in den äquatorialen Breiten. Dieser Typus der Temperatur 
verteilung scheint sich bei 400 m zu steigern, um sich bei 1000 m und mehr mählich 
zu verwischen. Die Temperaturen in 400 m Tiefe hat O. Krümmel auf einem Schwarz 
weißkärtchen durch die Weltmeere hin verfolgt. 6 In großem Tiefen gleichen sich 
die Temperaturunterschiede aus. Die Ausnahme von der Kegel, die der nordatlantische 
Ozean zeigt, liegt großenteils in den Meeresströmungen begründet. Der Sprung von 
100 auf 200, 400 und 1000 m und alsdann bis zu den tiefsten Tiefen ist zu ungleich 
mäßig und kann die Geographie der Ozeane noch nicht befriedigen. Wir verkennen 
1 G. Schott, a. a. O., S. 89. 
2 z. B. G. Wegemann: Die vertikale Temperaturverteilung im Weltmeer durch Wärme 
leitung. Wiss. Meeresuntersuchungen, hg. v. d. Kommiss, z. Untersuchung der deutsch. Meere in 
Kiel u. der Biologisch. Anstalt auf Helgoland, Abt. Kiel. Neue Folge, Bd. 8. Kiel 1905. 
3 H. Mohn i. P. M. Ergh. 63. 1881, T. 2. 
4 A. Lindenkohl i. P. M. 1896, T. 3. 
5 G. Schott, a. a. O., T. XV. 
6 O. Krümmel: Handbuch, a. a. O., I, S. 426. 
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