Die physischen Meerkarten.
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Treibeismassen. Eine Folge ist, daß man auf deutschen offiziellen Karten günstigste,
mittlere und ungünstigste Grenzen des Treibeises und der Eisfelder unterscheidet. 1
Auf der Karte der Strömungen der Meeresoberfläche im nördlichen Winter verzeichnet
G. Schott die äußere Grenze von Eisbergen in außergewöhnlichen Jahren, die mittlere
des Treibeises überhaupt und lediglich für den südpolaren Teil des Ozeans die wahr
scheinliche Packeisgrenze. 1 2 Aus der Darstellung bei Schott und im Dampferhandbuch
erkennt man, daß noch keine einheitliche Grenzbestimmung vorliegt. Internationale
Vereinbarungen könnten auch hier zur Vereinheitlichung führen.
Sondergebiete werden eo ipso ihre Sonderdarstellung fordern, wie es z. B.
Fridtjof Nansen auf seinen Kärtchen der Eisverbreitung in der Barentsee getan
hat 3 , die auf drei Monatskarten dreierlei Eisgrenzen angeben, erstens Eisgrenzen in
Jahren mit wenig Eis, zweitens in Durchschnittsjahren und drittens in Jahren mit
viel Eis. Die Karten sind nach den vom Dänischen Meteorologischen Institut in
Kopenhagen herausgegebenen Karten über die Eisverhältnisse bearbeitet. Vergleicht
man die Kärtchen mit der in demselben Werke befindlichen Tiefenkarte und Strömungs
karte, erkennt man deutlich „die Neigung der Eisgrenzen, in guten und schlechten
Eisjahren mehr oder weniger den Formen der Tiefenlinie zu folgen“. 4 Das am stärksten
von Eismassen beeinflußte Gebiet ist offenbar das der Neufundlandbank, wo der
kalte Labrador- und Cabotstrom auf den warmen Golfstrom aufstößt. Daselbst
werden im Januar, Februar usw. die inittlern Treibeisgrenzen nach Süden gedrängt,
während sie im Juli, August usw. nach Norden zurückweichen. Kartographisch
wiedergegeben finden wir diese Erscheinung, die in einem im Seeverkehr aktivsten
Teile des gesamten Weltmeeres vorkommt, auf einer Kartenskizze im Dampferhandbuch
für den Atlantischen Ozean. 5
31). Karten der Dichtigkeit, des Salzgehalts und anderer physikalischer Er
scheinungen des Meerwassers. Die Dichte des Seewassers ist die Relation zweier
variabeln Faktoren, der Temperatur und des Salzgehalts. 6 Durch Niederschläge,
Schmelzwässer des Eises, besonders durch große und zahlreich einmündende Flüsse
wird der relative Salzgehalt und damit auch die Dichte des Seewassers vermindert.
Neben verschiedenerlei Ausnahmen flußmündungsreicher Küstenregionen kann man
im allgemeinen feststellen, daß in den äquatorialen Gegenden, wo hohe Temperatur
und geringer Salzgehalt vorherrschen, das Wasser leichter ist als in den nördlichen
Gebieten, wo sich niedere Temperatur und größerer Salzgehalt einstellen. Infolge
dieser Erscheinungen wird das Meer Unebenheiten aufweisen, die in der Konstruktion
der sogenannten Dichtigkeitsfläche ihren Ausdruck finden; sie für größere Ge
biete genauer darzustellen, daran hat man noch nicht gedacht. Dazu fehlt zunächst
das wünschenswerte, weitschichtige Beobachtungsmaterial.
1 Vgl. die Kartenskizzen „Eisgrenze i. d. arktischen Gewässern, nach den Beobachtgn. im
April, Mai, Juni, Juli, August, September der Jahre 1895—1901“ im Dampferhandbuch, a. a. O.,
8. 47, 48.
2 G. Schott, a. a. Ü., T. XVI.
3 Fr. Nansen: Spitzbergen. Leipzig 1921, S. 55.
4 Fr. Nansen, a. a. O., S. 54.
5 Dampferhandbuch, a. a. O., S. 50; wiederholt bei G. Schott, a. a. O., S. 176.
6 Dichte ist nicht ganz dasselbe wie das spezif. Gewicht. Vgl. A. Supan: Gnxndzüge der
physisch. Erdkunde. 6. Aufl. Leipzig 1916, S. 286.