Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Graphische u. geographische Methode der Statistik und ihr kartographischer Niederschlag. 133 
fassen können, repräsentieren im gewissen Sinne Durchschnittswerte, indem bei ihnen 
nach dem Gesetz der großen Zahl verfahren und durch die Scheidung der Klein 
siedlung von der Mittelstadt, dieser hinwiederum von der Groß- und Millionenstadt 
Grundzügiges, Typisches veranschaulicht wird. 
An den vier Hauptsiedlungstypen ist im allgemeinen festzuhalten; nur wenn 
es sich um spezielle wissenschaftliche Untersuchungen handelt, wird man die Orts 
signaturen durch verschiedenste Formen ersetzen. Für Atlanten, insbesondere 
Schulatlanten eine Signaturfolge von reichlich zwanzig Stufen der Ortseinwohner 
zahl von 1000 bis 1 Mill. und mehr zugrunde zu legen, ist weit gefehlt 1 , da sie tatsäch 
lich jedes Wertes bar ist, der in der durch die große Zahl bedingten Anschaulichkeit 
und in ihrem Wesen, von dem Bleigewicht des Zahlenmaterials zu befreien, be 
gründet ist. Zur detaillierten Kenntnis der Einwohnerzahl ist immer die Tabelle 
notwendig, die weder diagrammatisch noch kartographisch vorteilhaft, geschweige 
vollständig zu ersetzen ist. 
Ebenso mangelhaft wie mit Punkten kommt die Karte mit Liniensignaturen 
dem Gesetz der großen Zahl entgegen. Ich kann z. B. durch bestimmte, abgemessene 
Linien, mit denen ich die Ortssignaturen, bzw. die Ortsnamen unterstreiche, zeigen, 
ob der Ort 100 Wohnhäuser oder ein Vielfaches davon umfaßt; weiterhin ist es mög 
lich, durch verschieden lange und farbige Linien unter der Ortsbezeichnung die Art 
der Zusammensetzung der Einwohner nach Beschäftigung oder nach Geschlecht 
und Alter u. a. m. zu kennzeichnen. Diese Art von Bezeichnung läuft bereits auf das 
statistische Diagramm hinaus. In den Weglinien der topographischen Karten kommt 
mehr die Qualität als die Quantität, mit der es vorzugsweise das Gesetz der großen 
Zahl zu tun hat, zum Ausdruck. 
Das Flächendiagramm will durch verschieden große Figuren, zumeist durch 
Quadrate, Säulen (diese liegend oder stehend) und Kreise, die zudem verschieden 
schraffiert oder koloriert werden, Vergleiche anstellen und das Bewußtsein für Quan 
titäten wecken 1 2 . Kein Geringerer als A. v. Humboldt wandte sie 1812 bereits 
im Tableau komparativ an 3 , auf dem er in Quadraten, Säulen usw. Größenwerte 
veranschaulichte, insonderheit die Silbermenge, die seit der Entdeckung Amerikas 
produziert worden war. 
Dem Flächendiagramm unterliegen sowohl die Arealgrößen wie auch Mittel 
werte und die Berechnungen völkischer, wirtschaftlicher und naturhistorischer Er 
scheinungen. Größtenteils erscheinen sie losgelöst von jeglichem Kartenbild, und 
man darf sich da durch manchen Titel nicht täuschen lassen, insonderheit durch die 
Bezeichnung „Atlas“, womit oft keine Kartensammlung, sondern nur eine Blätter 
sammlung gemeint ist, die Blatt für Blatt weiter nichts als Diagramme zeigt, wie 
der Graphisch-Statistische Atlas von H. Th. Kühne. 4 Nicht selten werden diese 
1 Vgl. Anm. 1 auf S. 385 in M. Eckert: Kartenwissenschaft, 1. 
2 Unter den säulendiagramniatischen Darstellungen war in der Mitte des li). Jahrhunderts 
sehr bekannt C. Des jardin: Anschauliche Darstellung der Staaten aller Weltteile. Wien 1855. 
(Auch als „Tableau comparatif“ bekannt.) Jedes Karree der Säulen 1 .Mill. Einwohner. [Hof- 
u. St. Bi. München.] 
3 Das Tableau comparatif befindet sich im Atlas géographique et physique du Royaume de 
la Nouvelle Espagne, fondé sur des observations astronomiques, de mesures trigonométriques et de 
nivellements barométriques; par Al. de Humboldt. Paris 1812. [K. Bi. Berlin.] 
4 H. Th. Kühne: Graphisch-statistischer Atlas. Areal- u. Bevölkerungsstatistik in 35 Karton. 
Leipzig 1874. [Commerz-Bi. Hamburg.]
	        
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