Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Graphische u. geographische Methode der Statistik und ihr kartographischer Niederschlag. 139 
muß derjenige, der sie verbindet, wissen, wie er sie zu verschmelzen hat; und so wird 
die Zukunft noch viele Möglichkeiten gebären, an die wir jetzt kaum denken. 
Schließlich geben mir die Karten von Lange Gelegenheit, auf einen generellen 
Gesichtspunkt dieser Art Darstellung hinzuweisen. Mit den isolierten Flächen 
diagrammen wird nur die Entwicklung oder die Produktion eines ganz bestimmten 
Zeitabschnitts festgehalten, ganz gleich, ob es sich um die Darstellung absoluter oder 
relativer Werte handelt. Der Vergleich zwischen den einzelnen Jahren, mit einem 
Worte: das Entwicklungsmoment fehlt. Und das ist bei statistischen Ver 
gleichen sehr wichtig. Lange hätte sich etwa so helfen können, z. B. die Erzeugungs 
menge desselben Produkts vor 10 oder 20 oder x Jahren gleichfalls als Quadrat, 
vielleicht nicht flächenhaft auskoloriert, an das vorhandene anzusetzen. Wie hätten 
alsdann seine statistischen Karten gewonnen und wären der Siegespalme schon etwas 
näher gerückt! 
Nicht bloß der Statistiker, sondern auch der Geograph wird bei dem Aufbau 
der statistischen Karte durch Lange auf vieles wieder aufmerksam gemacht, was 
wohl schon oft gesagt, aber selten nur in die Praxis umgesetzt wurde. So die logische 
Durchführung von gleicher Farbe und gleicher Figur für dieselben Erscheinungen 
auf den verschiedenen Karten. Das Quadrat dient dem landwirtschaftlichen Ertrag, 
für die Anbaufläche ist der Kreis gewählt, wobei auf Einfachheit und unbedingte 
Sinnfälligkeit größtes Gewicht gelegt worden ist. Ferner ist darauf geachtet worden, 
daß beim zweiten Teil des Atlas der Maßstab der Diagramme bis auf die letzten beiden 
Karten durchweg der gleiche ist. Auf diese Weise sind die Diagramme aller Karten 
unmittelbar miteinander vergleichbar. Das alles klingt für viele wie ein neues Evan 
gelium. Daß es nichts Neues ist, dafür kann ich schon durch eigene Arbeiten den 
Beweis erbringen; denn nach den gleichen Prinzipien habe ich 1912 den Wirtschafts 
atlas der deutschen Kolonien bearbeitet 1 und im Geleitwort dazu ausdrücklich gesagt: 
„Das Durchhalten der gleichen Farbengebung für ein und dasselbe Objekt rechne 
ich zu den logischen Forderungen, denen eine Karte (ein Kartenwerk) nachzukommen 
hat. Anschaulichkeit und schnelle Orientierung werden dadurch erhöht. Bei der 
Zeichnung der Figuren oder Diagramme befleißigte ich mich, immer Entwicklungs 
reihen zu geben und die gesamten Diagramme untereinander vergleichbar zu gestalten, 
gewiß keine geringe Mühe, wer sich je mit dieser Art Vergleichbarkeit befaßt hat. 
Nur auf diese Weise kann man zu einer tiefem und brauchbaren Anschauung und 
Vorstellung von der Bedeutung der einzelnen wirtschaftlichen Erzeugnisse wie ihrer 
Gesamtheit gelangen.“ — Mit dem, was ich oben und §47 über F. Langes Karten und 
Diagramme ausgeführt habe, vergleiche man das zur Methodik der Wirtschaftkarten 
(s. Teil V), und man wird erkennen, daß kaum auf einem andern Gebiete so schnell 
vergessen und etwas vermeintlich Neues wiedergefunden wird wie auf dem der stati 
stischen Darstellung. Vielfach ist das, was als neue Weisheit verzapft wird, fast das 
selbe, was vor ein oder zwei Menschenaltem bereits ausspintisiert worden ist. Es 
wäre tatsächlich eine lohnende Aufgabe, einmal eine ausführliche historische Unter 
suchung über den Aufbau und die Verwendung des statistischen Diagramms an 
zustellen. Soweit ich dessen Geschichte überblicke, scheint mir das Diagramm an 
sich etwas stark an Algol Veränderlichkeit zu leiden. 
1 M. Eckert: Wirtschaftsatlas der Deutschen Kolonien. Auf Veranlassung der Deutschen 
Kolonialgesellschaft entworfen u. bearbeitet. Topographische Grundlage von P. Sprigade und 
M. Moisel. Berlin 1912.
	        
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