Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Graphische u. geographische Methode der Statistik und ihr kartographischer Niederschlag. 141 
reichen Kärtchen zur Verbreitung der hauptsächlichsten Kulturprodukte der Ver 
einigten Staaten von Amerika anwandte. Auch er ging mit der Zeichnung über die 
Staatengrenzen hinaus, wenn er z. B. einheitliche Fruchtgebiete charakterisieren wollte. 1 
Diese Art der Darstellung als ,,geographische Methode“ zu bezeichnen halte 
ich nicht für angebracht. Dagegen, selbst auf die Gefahr hin, daß die Mayrschen 
natürlichen Einteilungen von vielen im Einklang mit J. Hunvalfv als vollkommen 
willkürlich zurückgewiesen werden sollten (,,ces divisions dites naturelles, mais au 
fond tout à fait arbitraires“) 1 2 , kann ich nicht in Abrede stellen, daß hier ein der geo 
graphischen Betrachtungsweise sich wesentlich mehr näherndes Moment als in der 
rein statistischen Methode liegt. Wie dem auch sei, wir kommen nicht drum herum, 
die geographische Methode schärfer von der statistischen zu scheiden, ganz von der 
Überzeugung geleitet, daß die statistischen Karten oder Kartogramme den Bedürfnissen 
der Geographen wenig ent gegenkommen. Die statistischen Karten leiden Mangel 
an Perspektive; sie können wohl anregen, aber nicht befriedigen. Der Geograph 
will über die abstrakten Durchschnittswerte hinaus nach Möglichkeit zu den Er 
scheinungen in ihrem tatsächlichen räumlichen Auftreten Vordringen, er will — mit 
einem Worte — tiefer schürfen. 
54. Die wirkliche geographische Methode der Statistik. Kein Geringerer als 
E. Behm hebt schon bei der Methode der kartographischen Darstellung auf 
bevölkerungsstatistischen Karten hervor 3 , daß diese, soweit sie in Farbtönen aus 
geführt sind, etwas Steifes und Unnatürliches haben, was darin liegt, daß die poli 
tischen Grenzen auch als Grenzen für die Farbtöne beibehalten werden. „Diese 
eckigen, mit den natürlichen Linien der Bodenerhebungen, der Flußläufe usw. oft 
gar nicht in Einklang stehenden Grenzlinien machen das Kartenbild unruhig und 
zugleich unwahr, denn sie umschließen häufig sehr verschieden bevölkerte Teile, die 
als gleichmäßig bevölkert mit derselben Farbe bezeichnet werden. Allerdings ver 
ringert sich dieser Übelstand mit der Größe der unterschiedenen Gebiete.“ Je kleiner 
— d. h. maßstäblich größer! — die unterschiedenen Gebiete, um so mehr rücken sie 
in den geographisch bedingten Bahmen hinein, was der von Mayr beaeichneten 
„geographischen Methode“ von selbst nahe kommt. Und kann durch die kleinsten 
administrativen Elemente der landschaftlichen Eigenart des Gebietes Bechnung 
getragen werden, ist das zum Verständnis der statistischen Karte nur von größtem 
Vorteil. 4 Bei genauerm Hinschauen wird man sich nicht der Erkenntnis verschließen, 
daß die Innenteile der Staaten, insbesondere die kleinem, die sog. Heimatbezirke, 
als Bestandteile der Erdoberfläche sich nicht völlig dem Einfluß geographischer 
Elemente, was Größe und Begrenzung der Verwaltungsbezirke betrifft, entziehen 
können 5 , wie später noch bei der Gemarkung nachgewiesen wird. 
1 Aug. Petermann in P. M. 1856, T. 20 35. 
2 J. Hunvalfv: Quelques remarques sur les méthodes graphiques et géographiques. Mémoire 
rédigé en vue du IX ômu congrès international de statistique. Budapest 1874, S. 5. 
:! E. Behm in P. M., Ergh. 35, 1874. S. 92. 
4 Dies ist der Fall z. B. bei verschiedenen Karten in dem Atlas „Bodenanbau und \ iehstand 
in Schleswig-Holstein nach den Ergebnissen der amtlichen Statistik“, Kiel 1905, von Th. H. Engel 
brecht, besonders bei denen, die die Verbreitung der einzelnen Halmfrüchte im Verhältnis zur 
Getreidefläche veranschaulichen. 
5 Vgl. H. Gruber: Kreise u. Kreisgrenzen Preußens vornehmlich die Ostpreußens, geographisch 
betrachtet. Diss. Königsberg 1912.
	        
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