Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Allgemeine methodische Grundlagen der Bevölkerungskarte. 
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Siedlungskarte deshalb der beste Ausdruck der Volksdichte sei, weil sie wesentlich 
geographischer als die relative Bevölkerungskarte ist, der zu sehr das statistische 
Moment anhaftet. 1 Buschicks Siedlungskarte von Sachsen tritt uns in ähnlicher 
Ausführung bereits in dem 1860 von Henry Lange herausgegebenen Geographisch 
physikalisch-statistischen Atlas (,, Gemälde“, wie es daselbst heißt) des Königreichs 
Sachsen entgegen. Das betreffende Kartenblatt, Nr. 8, ist nur überschrieben: Be 
völkerungs-Verhältnisse, 1 : 592000; es liefert ein vollständiges Bild über die Ver 
teilung der Ortschaften im Königreich nach Zahl und Größe. Die Karte wird in 
gewisser Hinsicht wiederholt durch Kettlers Karte von der Verteilung der städtischen 
Ortschaften im Deutschen Reiche, 1 : 5000000, im Physikalisch-statistischen Atlas 
des Deutschen Reiches, den R. Andree und O. Peschei herausgegeben haben, Leipzig 
und Bielefeld 1878. 
Ein monumentales Werk über die Siedlungsgeographie Schwedens hat Sten 
de Ger in rastloser Zusammenarbeit mit von ihm angeregten Arbeitern geschaffen. 
Das zwölf Karten in 1 : 500000 umfassende Werk, Stockholm 1919, ist selbst auf 
deutsche Karten, wie wir noch sehen werden, von Einfluß geworden. Die menschen 
leeren Gebiete werden weiß abgesondert und drei Dichtestufen durch drei lichte 
braungelbe Farben unterschieden. In die farbigen Flächen sind nun große schwarze 
Punkte hineingesetzt. Sind sie unregelmäßig über die Fläche zerstreut, geben sie 
Landgemeinden bis 1000 Einwohner an, sind die Punkte in Reihen und zu quadrat 
förmigen Anhäufungen geordnet, deuten sie auf Stadtgemeinden mit 1000 und mehr 
Einwohnern. Für die Städte mit 5000, 20000 usw. Einwohnern sind plastisch wirkende 
Punkte (Kugelbilder) gewählt. 
Neuere Autoren unterscheiden jetzt fast ausnahmslos die Volksdichtekarte 
von der Siedlungskarte, so gibt z. B. A. Hackel zu seinen Untersuchungen über 
die Besiedlungsverhältnisse des oberösterreichischen Mühlviertels in ihrer Abhängig 
keit von natürlichen und geschichtlichen Bedingungen eine Karte der Bevölkerungs 
dichte und eine solche der Siedlungen des Mühlviertels. 
Die Konstruktion von Siedlungskarten blickt noch nicht auf ein Jahrhundert 
zurück, sie ist wie die größte Anzahl der Karten, die nach dem Gesetz der großen 
Zahl aufgebaut sind, erst jüngern Datums. In H. Bergbaus’ Physikalischem Atlas 
(1838 — 1848) begegnen wir einer der ersten Volksdichtekarte, die zugleich die 
Ernährungsweise der Menschen mit berücksichtigt. Das Kärtchen wird in der zweiten 
Auflage des Atlas (1852), wo es unverändert reproduziert ist, folgendenveise erläutert: 
„In den Ackerbauländern ist die Volksdichtigkeit angegeben, d. h. die Größe der 
Bevölkerung auf dem Raum einer Quadratmeile, ein Element der Anthropographie, 
welches man bekanntlich auch relative Bevölkerung nennt. Es sind sieben Stufen 
unterschieden worden, wovon jede um 1000 Individuen der Bevölkerung steigt. 
Daß bei der Kleinheit des Maßstabes dieser Karte nur auf die allgemeinen Erscheinungen 
Rücksicht genommen werden konnte, leuchtet ein.“ Sclrwarze Schraffen in ver 
schiedener Entfernung kennzeichnen die einzelnen Dichtestufen. 
A. Petermann, offenbar durch seinen Aufenthalt in England dazu angeregt, 
veröffentlichte in der Reihe der physikalisch-statistischen Skizzen von Siebenbürgen 
1 Fr. Ratzel, a. a. O., S. 188. — Nach Ratzeischen Ideen hat auch A. Gloy seine Dichte- 
karte konstruiert: Beiträge zur Siedlungskunde Nordalbingiens. Mit zwei Karten. 1 orseh. z. d. 
L. u. V. VII. Stuttgart 1892.
	        
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