Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die angewandte Karte und ihre wissenschaftliche Methode. 
Das Problem der Wohndichtedarstellung sucht Walter Geisler durch (-ine 
Karte des Stadtinnern Danzigs in 1 : 10000 aufzuhellen. 1 Durch hellblaues Flächen 
kolorit charakterisiert er die ein- und zweigeschossigen Häuser, durch mittleres Blau 
dreigeschossige und durch Dunkelblau vier- und mehrgeschossige Häuser. Soviel 
mir bekannt ist, liegt uns hier einer der ersten Versuche dieser Art vor. Mit Geislers 
Karte ist bei aller Gediegenheit und Klarheit der Karte das Problem der Wohndichte 
karte einer Stadt auch noch nicht gelöst. Das erkennt er selbst 1 2 , weil bei der Wohn 
dichte noch die Anzahl der Haushaltungen und der Bewohner der einzelnen Häuser 
und sodann die Größe der einzelnen Häuserblocks berücksichtigt werden müssen. 
Nach dieser Dichtung hin standen ihm leider keine statistischen Angaben zur Ver 
fügung. Und so bleibt Geislers Karte, die außerdem sehr gut die Gliederung des 
Stadtinnern nach Wohn-, Geschäfts- und Fabrikgegend zeigt, bei Lichte besehen 
nur eine Stockwerkdichtekarte und keine eigentliche Wohndichtekarte. Das Problem 
muß nach der Anzahl der wohnenden Menschen auf bestimmtem Baum gelöst werden; 
schimmert alsdann die Stockwerkdichte noch hindurch, dürfte die Vollkommenheit 
einer solchen Karte kaum überboten werden. Vorderhand sind wir mit Karten, wie 
sie Geisler gibt, schon recht zufrieden. Aber wie gesagt, es darf kein Stillestehen auf 
diesem Gebiete geben. 
66. Volksdichte und Siedlungen auf einem Kartenbild. In der Kegel bedingt 
die höhere absolute Zahl der Bevölkerung die höhere relative Zahl. Als besonders 
lehrreiche Volksdichtekarten erscheinen mir diejenigen, die die relative Darstellung 
mit der absoluten verbinden, also auf einer konsequent durchgeführten Volksdichte 
karte extra noch die Darstellung der Ortschaften, zum mindesten der großem — wor 
über ja der Maßstab entscheidet — bieten. Gerade hier fördert das Zusammengehen 
beider Methoden außerordentlich die Anschaulichkeit und das Verständnis der Dichte 
karte, die alsdann ohne tiefere textliche Untersuchung sofort sagt, ob die starke Ver 
dichtung einer Gegend durch Anhäufung von Städten oder durch einzelne Großstädte 
bedingt ist. 
Die ersten Karten dieser Art führen uns in das Bereich der ältesten Siedlungs 
karten, wie sie 1841 und 1851 für Fmgland und Wales, ebenso für Schottland ge 
zeichnet worden sind. Die Karten „Distribution of the Population“, auf dem Census 
von 1851 beruhend 3 , muten uns wie Gipszeichnungen an, auf denen nach allgemeiner 
Schätzung in Art von Schwarz-Kreidemanier ohne irgendwie scharfe Grenzen zu 
zeigen die Volksanhäufungen dunkel, die weniger dicht besiedelten Gebiete heller 
abschattiert sind. Über diese Zeichnung hinweg sind die Orte nach ihrer Größe als 
schwarze Punkte gestreut; die ähnliche Karte von 1841 zeigt die großem Ortschaften 
buntfarbig mit der Hand überkoloriert. 4 An und für sich sind diese Volksdichte 
1 W. Geisler: Danzig ein siedlungsgeographischer Versuch. Diss. Halle 1918. Karte 4. 
Die Arbeit wurde aufgenommen in die „Schriften der Stadt Danzig“. 
2 W. Geisler, a. a. 0., S. 79. 
3 Verschiedene dieser Karten befinden sich in der Kartensammlung der Ges. f. Erdk. zu Berlin. 
4 Das Verfahren des bloßen Abschattierens ohne Stadtmarkierung adoptierte Aug. Pe ter - 
mann für eine Holzschnittskizze zur Übersicht der Dichtigkeit in den verschiedenen Teilen der Erde, 
beigegeben einer Arbeit von C. F. W. Dieterici: Die Bevölkerung der Erde, Racen-Verschieden 
heiten und Glaubensbekenntnisse. P. M. 1859, S. 1. — In Schummerung tritt uns die gleiche Manier 
auf dem Volksdichteweltkärtchen in J. Perthes Taschen-Atlas entgegen, den H. Habenicht be 
arbeitet hatte.
	        
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