Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Allgemeine methodische Grundlagen der Bevölkerungskarte. 
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karten ideale Darstellungen, da sie ohne harte Übergänge — die ja auch in der Natur 
kaum vorhanden sind — die Dichtigkeitstufen durch Schattierung allmählich in 
einander übergehen lassen. Dem steht leider der große Nachteil gegenüber, daß sie 
keine Werturteile für die einzelnen Gegenden ermöglichen. 
A. Peter mann ging auf der Karte der Bevölkerungsdichtigkeit von Österreich- 
Ungarn einen Schritt weiter, indem er im Stile des statistischen Kartogramms die 
relative Volksdichte der verschiedenen Kreise ermittelte und in dem so gewonnenen 
kartographischen Bilde die Einwohnerzahl der wichtigsten Orte durch verschiedene 
kleinere oder größere Ortszeichen markierte. 1 Er hat somit nach statistischer Methode 
den modernen Volksdichtebildern den Weg der Behandlung gewiesen. 
Das Muster für Karten kleinern Maßstabs nach geographischer (Kurven-) 
Methode hat H. Wagner in der bereits genannten Karte der Dichtigkeit der Be 
völkerung in Vorderindien gegeben 1 2 , auf der sich Volksdichtekarte mit Terrainkarte 
und weitgehendste Situationszeichnung, namentlich betreffs der Orte, verbindet. 
Übrigens hält auch Wagner sehr Adel A’on der Verbindung der Siedlungs- mit der 
Volksdichtekarte 3 , und die Kärtchen in seinem Methodischen Schulatlas, Avie die 
A'on Mitteleuropa, Italien und Großbritannien, sprechen genugsam für die Güte der 
Methode. Auch auf der noch mehrmals zu nennenden Karte von K. Closterhalfen 
tritt diese Verquickung gut hervor, dagegen ist sie recht dürftig auf der Karte der 
Volksdichte und Siedlungen Oberschwabens von W. Reinhardt. 4 Von altern hierher 
gehörigen statistischen Kartogrammen zur Darstellung der Volksdichte der Erde 
und Europas sei auf die Arbeiten von E. Levasseur aufmerksam gemacht. 5 
Obwohl neue Theoretiker auf das Mißliche hinweisen 6 , Dichtekarten mit Wohn- 
platzkarte zu verbinden, ist es doch ein geographisch bedeutsames und dankbares 
Bild, auf einer relativ gewonnenen Volksdichtedarstellung die Ortschaften so A'oll- 
zählig Avie möglich einzutragen. Es erübrigt sich, hier Aveiter auszuführen, daß bei 
der Wiedergabe ähnlich bedingte und ähnlich große Orte mit gleicher Signatur zu 
A r ersehen sind. Die Signaturenfolge wird sich bei eingehendem Untersuchungen nach 
Gesichtspunkten ordnen, die sich aus der Verteilung und der Bedeutung der Orte 
zur allgemeinen oder mittlern Volksdichte des Untersuchungsgebiets ergeben. Ernst 
Ambrosius hat auf der Karte der Volksdichte und Siedlungen am Niederrhein in 
1 : 150 000 7 darin einen Ausweg gefunden, daß er auf einer Grundlage von zehn Dichte 
stufen zwischen Ortschaften von mehr und weniger 2000 Einwohnern und den (Iruppeii- 
siedlungen und Einzelsiedlungen unterschieden hat. Eine gewisse Parallelität findet 
zwischen Großstadt und Volksdichte statt, Avie es gut auf der Karte der Vereinigten 
Staaten A’on H. Wich mann zu sehen ist. 8 
1 Aug. Petermann in P. M. 1800, T. 7. — Vgl. auch 1855, T. 10—14; 1850, S. .10.1; 1857, 
T. 15 u. 25. 
2 H. Wagner in P. M., Ergh. 40. 1877, T. 2. 
3 H. Wagner: Lehrbuch, a. a. O., S. 881. 
4 W. Reinhardt: Volksdichte und Siedlungsverhältnisse des württembergischen Ober 
schwabens. Forsch, z. d. L.- u. V. XVIL 1008. 1: 200000. 
5 Im Bull, de l'Institut International de Statistique, Bd. 1. Korne 1887. 
6 Hagemann: Beiträge zur Siedlungsgeographie des Fürstentums Lippe und seiner l m- 
gebung. Königsberger Diss. Detmold 1012, S. 13. 
7 E. Ambrosius: Die Volksdichte am deutschen Niederrhein. Diss. Leipzig 1001. torsch. 
z. d. L.- u. V. 1001. 
8 H. Wichmann i. P. M. 1011, I, T. 20. 
Eckert, Kartenwissenschaft. II. 
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