Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Allgemeine methodische Grundlagen der Bevölkerungskarte. 
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Untersuchungen gemerkt habe, daß Eavn von spätem Autoren vielfach zitiert wird, 
aber ohne richtig verstanden worden zu sein. 
Eine Beziehung zur Landoberfläche kann man nur ableiten, wenn die Orts 
bewohnerzahl nicht als Zahl wert erster Potenz, als Linie betrachtet wird, sondern 
als Zahlwert zweiter Potenz, als Fläche. Mit diesem Zahlwert läßt sich einzig und 
allein und auch halbwegs zufriedenstellend die Yolksdichte zum Ausdruck bringen. 
In Bücksicht auf diese Erkenntnis wird das Bedenken mehr in den Hintergrund 
gedrängt, ob es angebracht ist, zur Darstellung von Volksdichtekarten die Einwohner 
zahlen als Zahlen dritter Potenz, als räumliche Gebilde, zu verwenden, wie es Ravn 
und Wiechel getan haben. Die Yolksdichtebilder beider Autoren sind die kom 
pliziertesten, die je konstruiert worden sind. 
Bavn teilte auf seinen Karten von Dänemark Jütland und insulares Dänemark 
in kleinste Gebiete 1 , wobei er bis auf die Pfarreien zurückging, deren Grenzen und 
Mittelpunkte auf der Karte abgesetzt und deren spezifische Bevölkerung überall 
auf jedes Gebiet besonders berechnet wurde. Im 
Mittelpunkt (Schwerpunkt) jedes der Teilgebiete 
dachte sich Ravn eine senkrechte Linie aufgerichtet. 
Die Endpunkte der Linien, deren Höhe proportional 
mit der spezifischen Bevölkerung des betreffenden 
Gebietes ist, bestimmen eine kontinuierliche krumme 
Fläche, die durch Linien in gleichhohe Abschnitte, 
ähnlich wie das Terrain durch die Isohypsen, oder 
Bevölkerungsschichten zerlegt wird. Die Kurven, die 
eine Bevölkerung von 500 von einer solchen von 
1000 Seelen usw. unterscheiden, repräsentieren für 
diese Karten die Durchschnittswerte, mit deren Hilfe 
typische Erscheinungen in der Verteilung der Be 
völkerung festgestellt werden. 
Bild ll. 
Obwohl der mathematische Aufbau der Karte Ravns zunächst besticht, er 
gibt ein weiteres Überdenken, daß sie dennoch an mathematischer Inkonse 
quenz leidet. Die Karte wäre richtig, wenn Ravn ein gleichmäßiges Zellensystem 
(ein kavernöses System) zugrunde gelegt hätte. Wären die Grundflächen der Volks 
mengeprismen überall gleich, so würde, wenn wir uns der Kritik H. Wiechels an 
der Ravnschen Methode anschließen, bei einem Längenprofil, wie in Bild 11, die 
die Endpunkte der Lotlinien (Schwerpunktlinien) a b und c d verbindende Linie b d 
den Flächenausgleich herbeiführen, denn AboC=AEod. In Wirklichkeit sind 
jedoch die Grundflächen der Volksmengeprismen bei Ravn aus Gründen der Kon- * S. 
1 Statistik Tabelvaerk, hg. vom Kgl. Statistischen Bureau, neue Reihe, XII., Kopenhagen 
1857. S. XVI—XIX mit 2 Karten, 1: 1920000, für die Jahre 1845 und 1855. - Über die mathe 
matische Methode von Ravn haben Erläuterungen gegeben: E. Behm in P. M., Ergh. 35, 1874, 
S. 93; J. I. Kettler: Dichtigkeit der Bevölkerung im Deutschen Reiche in Andree-Peschels Physi- 
kalisch-statist. Atlas des Deutschen Reichs, Bielefeld u. Leipzig 1878, S. 39, 40; E. Träger: Die 
Volksdichtigkeit Niederschlesiens. Diss. Kiel, Weimar 1888, und in Z. f. wiss. Geogr. VI, Weimar 
1888, S. 8, 9. — H. Wiechel: Volksdichte-Schichtenkarten in neuer mathematisch begründeter 
Entwurfsart, in Abhandl. d. naturwiss. Ges. Isis in Dresden, 1904, H. 1, S. 39. — Eine \ olksdichte- 
Schichtenkarte von Sachsen in neuer Entwurfsart, in Z. d. Kgl. Sächs. Statist. Bureaus. 50. .lalirg. 
1904. H. 1 u. 2. S.-A. S. 4. Mit 1 Karte.
	        
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