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Die angewandte Karte und ihre wissenschaftliche Methode.
struktion überall wechselnd, und wie Bild 12 zeigt ist nicht bd die ausgleichende
Linie zwischen den Rechteckhälften ab CI) und 1)E de, sondern bd x , desgleichen d x f x
für cdFG und G H f e. Der Beweis ist leicht aus dem Bilde zu ersehen.
Die Inkonsequenz der Bavnschen Konstruktion suchte H. Wiechel zu be
lieben 1 , indem er die Ortseinwohnerzahl nach der eben angedeuteten genauem Methode
berechnete und den Einfluß der Nachbarorts-Einwohnerkegel mit erwogen hatte.
Kleine und größere Kegel (die Bavnschen Prismen sind durch Kegel ersetzt) schieben
sich mehr oder weniger ineinander und erhöhen die Kompliziertheit der Berechnung
und Konstruktion. Die weiterhin zu konstruierenden Schichtlinien in der Horizontal
projektion der ineinander gewachsenen Kegel können jedoch nicht mehr mathematisch
genau gezogen werden, und so ist die Richtigkeit dieser Kurven dem Geschick und
den Kenntnissen des Konstrukteurs überantwortet; und was ist sodann trotz aller
vorhergehenden sorgfältigen Berechnungen und Bemühungen das Ergebnis'? Ein
Bild des Ah-Ob, das stets zu be
mängeln sein wird. Ist aber der Erfolg
nicht besser als der einer Volksdichte
karte nach einfacher geographischer
Methode, wie sie Behm bereits gepflegt
hat, ja kaum so übersichtlich, dann hat
die Karte, wie sie H. Wiechel für die
Volksdichte des Königreichs Sachsen kon
struiert hat, nicht mehr Wert als den
eines interessanten Versuchs, der dadurch,
daß er gemacht wurde, das Problem der
Volksdichtedarstellung wohl klären hilft,
den aber nachzuahmen sehr viel Zeit
kostet. Damit sei die Wiechelsche Volks
klumpenkarte, denn eine Volks dichte
karte ist sie nicht, genugsam gewürdigt;
recht wohl ist sie geeignet, über das Pro
blem weiter nachzudenken.
H. Wiechels Volksdichte-Schichtenkarte des Königreichs Sachsen ist nach der
Zählung vom 1. Dezember 1905 von A. Schreiber neu bearbeitet herausgegeben
worden 1 2 , und zwar in größerm Maßstabe, in 1 : 400000, während die Karte ursprünglich
in 1 : 528000 entworfen worden ist. In den Begleit Worten zu der Karte gibt Schreiber
ein kurzes klares Bild von der Entstehung und dem Aufbau der Karte. Zweifellos
wird jeder Kenner mit mir darüber übereinstimmen, daß das Wiechelsche Verfahren
auch der Volksdichte der Großstädte und Industriebezirke gerecht wird. Es ist, wie
Schreiber ganz richtig bemerkt, eine rationelle Entwurfsart, die gerade in den Ge
bieten stärkster Bevölkerungsdichtigkeit, also in den Großstädten, mit möglichster
Annäherung die sogenannte Ortsdichte, d. h. die auf die bebaute Oberfläche bezogene
Einwohnerzahl darstellt. Die Karte hat ein neues Farbengewand angezogen. Nur
das Grün der alten Karte ist geblieben für die geringen Dichtestufen bis 100 auf den
£ d F
1 Lit. s. unter Anm. 1, S. 167.
2 A. Schreiber: Zur Entwurfsart der Volksdichte-Schichtenkarte. Z. d. Kgl. Sachs. Statist.
Landesamts. IdII. Dresden 1 DOT, S. 222 224. Mit I Karte.