Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Allgemeine methodische Grundlagen der Bevölkerungskarte. 
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Quadratkilometer. Die mittlern Stufen um 300 erscheinen in hellem Tönen, die 
allmählich bei 500 in rote übergehen, um schließlich in Dünkelrot zu enden, das jäh 
mit einer weißen Stufe für die Dichten über 5000 abbricht. Dem Bilde wird man 
Anschaulichkeit nicht versagen können, trotzdem finde ich den Übergang von Dunkel 
grün über helle Töne zu Dunkelrot und Weiß nicht logisch. Wer den Aufbau der 
Karte nicht kennt, kann Dunkelgrün ebensogut auch für dichter besiedelte Gebiete 
halten. Die Abtönung von Hell zu Dunkel innerhalb der gewählten Farben ist ent 
schieden vorzuziehen. 
Merkwürdig bleibt, daß Wiechels tiefdurchdachte kartographische Dar 
bietungen für die Praxis immer zu kompliziert sind. 1 Auch seine Volksdichte-Schichten 
karten machen keine Ausnahme. Das muß trotz besten Willens einer objektiven 
Beurteilung gleichfalls festgestellt werden. Allerdings schreibt mir etwas boshaft (!?) 
ein bekannter Geo- und Kartograph: „Sie — die Wiechelschen Karten — waren zu 
hoch für unsere Geographen und haben deshalb wenig Beachtung gefunden.“ Ich 
will nicht in Abrede stellen, daß vielleicht spätere Zeiten doch wieder an Bavn und 
besonders an Wiechel anknüpfen werden. 
Weder Bavn noch Wiechel haben Nachahmer gefunden. J. I. Ivettler erblickt 
zwar in der 1872 erschienenen Karte der Bevölkerungsdichtigkeit von Fr. A. Walker 1 2 
eine Nachfolgeschaft von Bavn 3 , ich kann indessen keine erkennen. Walker selbst 
spricht nicht davon. Die Kurven sind lediglich nach geographischer Methode kon 
struiert, wie sie bereits angewendet worden war und sodann von Behm und Hane- 
mann näher begründet und weiter geführt wurde. 
70. Die sogenannte mathematische Methode der Volksdiehtedarstellung. Die 
Karten von Bavn und Wiechel sind auf mathematischer Grundlage aufgebaut, 
nur das Schlußergebnis entfernt sich von dem Wege rein mathematischer Folgerungen; 
wenn man aber durchaus von mathematischer Methode der Volksdichtedarstellungen 
reden will, verdienen nur sie es. Außer diesen Karten gibt es Volksdichtekarten, 
von denen es heißt, daß sie nach sogenannter mathematischer Methode aufgebaut 
seien. Ihr Verhältnis zur Mathematik ist rein äußerlich, worauf schon das „sogenannt“ 
hindeutet. Besser könnten sie Volks dichtekarten auf geometrischer Grund 
lage benannt werden. Sie gehen, wenn wir von den rein statistischen Mosaikbildern 
absehen, auf «T. I. Kettler zurück, der für die Darstellung der Bevölkerungsdichtigkeit 
von Deutschland 4 teilweise die Begierungskreise, Ämter und Amtsgerichte zugrunde 
legte und teilweise, wo ihm — nach seinen eigenen Worten — ein verschärfte Genauig 
keit wünschenswert erschien, auf Quadrate von je vier Quadratmeilen Inhalt, deren 
spezifische Bevölkerung berechnet wurde. 
Den letztem Gedanken griff E. Träger auf (1888), um für Karten in den Maß 
stäben 1 : 1000000 bis etwa 1 : 400000 die Methode Sprechers v. Bernegg anwenden 
zu können und Dichtegruppen unabhängig von Voraussetzungen rein rechnerisch 
1 Man vgl. nur das, was in M. Eckert: Die Karten Wissenschaft, I, 8. 572ff. ausgeführt ist. 
2 Ninth Census. Vol. II. Statistics of the population of the United States. Compiled from 
the original returns of the Ninth Census (June 1, 1870) under the direction of the Secretary of the 
Interior by F. A. Walker. Washington 1872. Dieselbe Karte auch in F. A. Walker: Statistical 
Atlas of the United States, based on the results of the ninth census, 1870. 
3 .1. I. Kettler, a. a. O., S. 40. 
4 .J. I. Kettler: Dichtigkeit der Bevölkerung im Deutschen Reiche, a. a. O., '1. lö. 1 : .1000000.
	        
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