Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Das Problem der Volksdichtedarstellung im besondern. 
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dichte auf die unbewohnten Gebiete mit bezogen wird. Das hat H. Zivier auf einer 
Karte der Verteilung der Bevölkerung im bündnerischen Ober-Rheingebiet illustriert 1 ; 
im bündnerischen Rheingebiet mit 64518 Einwohnern (1888) auf 4455 qkm kommen 
nur 479 qkm oder 11,2 v. H. auf die wirklich bewohnte Fläche; die Dichte wäre dem 
nach, auf das Gesamtareal bezogen, 14, auf das bewohnte Areal, das Kulturland, 
aber 180. So dürfte die Nichtberücksichtigung des Unlandes in den Alpen auf keinen 
ernsthaften Widerstand stoßen. Ein ausgezeichnetes Beispiel hierfür hat N. Krebs 
mit seiner Karte der Volksdichte in den Österreichischen Alpen gegeben. 1 2 Den Wald 
jedoch für die Älpler als Kulturfläche auszuscheiden, halte ich für ebenso unrichtig, 
wie für den Bewohner der Ebene und des Mittelgebirges (s. weiter unten). Desgleichen 
sind die Weiden nicht auszuschließen, selbst wenn sie nur temporär benutzt werden 
oder als unbewohnte Gebiete tagereisenweit von dem Wohnort der Besitzer entfernt 
liegen; sie gehören zur produktiven Fläche. 3 
Noch mehr drängt sich die unbewohnte Fläche aut, wenn man versucht, die 
Dichte in weniger kultivierten Ländern darzustellen; denn da hat man es direkt mit 
großen unbewohnten Teilen zu tun, die nicht bloß dem Ödland zuzuzählen sind. Sie 
sind unbedingt auszuscheiden, wie die Karte der Staatenbildungen des West-Sudan 
von P. C. Meyer lehrt, worauf die Staaten inselartig nebeneinander, getrennt durch 
große Zwischenräume, liegen. 4 Auf der Karte zur Volksdichte im westlichen Zentral- 
Afrika hat A. Vierkandt große Flecke als unbewohnt oder sehr schwach bewohnt 
ausgeschieden. 5 Bei den kleinen Kärtchen zur Volksdichte der einzelnen deutschen 
Kolonien bin ich selbst nach gleichem Prinzip verfahren. 6 Das ist nichts besonders 
Neues, wurde auch schon vor Jahren von A. Hettner auf seiner Karte der Ort 
schaften und Volksdichte der Kordillere von Bogotá angewandt, worauf er außerdem 
noch Siedlungsoasen unterscheidet. 7 
Wie ich oben schon andeutete, wird der Zweck der Karte ein bestimmendes 
Wort wegen der Ausscheidung des unbewohnten Landes zu sprechen haben. Daß für 
Sprach karten dies Ausscheidungsverfahren zur Notwendigkeit wird, hat R. Sieger 
ausführlicher begründet 8 und M. Sidaritsch durch Kartenbeispiele aus Steiermark 
und Kärnten, Tirol und dem Burgenlande (Deutsch-Westungarn) illustriert. 9 
1 H. Zivier: Die Verteilung der Bevölkerung im bündnerischen Oberrheingebiet nach ihrer 
Dichte. Ein Beitrag zur Anthropogeographie des Kantons Graubünden. Diss. Mit 1 Karte. Bern 
1903. — Die gleiche Karte bei Ed. Brückner: Über Karten der Volksdichte. In der Z. f. Schweizer 
Statistik. Bern 1903. 
2 N. Krebs: Die Verteilung der Kulturen und die Volksdichte in den österreichischen Alpen. 
Festschrift des XVIII. Deutsch. Geographentages in Innsbruck. Wien 1912, T. 2. 
3 Vgl. das, was L. Weise über die Weide, a. a. O., S. 20/21, sagt, und Danés: Die Bevölkerungs 
dichtigkeit der Hercegowina, 1903. 
4 P. C. Meyer: Erforschungsgeschichte und Staatenbildungen des Westsudan. P. M., Ergh., 
1897, Karte III. 
5 A. Vierkandt: Die Volksdichte im westlichen Zentral-Afrika. Wiss. Veröff. d. Ver. f. 
Erdk. zu Leipzig. II. 1894/95. 
6 M. Eckert: Wirtschaftsatlas der deutschen Kolonien. 1. Aufl. 1912. 2. Aufl. 1914. (Ist 
nicht in der Öffentlichkeit erschienen.) 
7 A. Hettner: Die Kordillere von Bogotá. P. M., Ergh. 104. 1892, T. 1. 
8 R. Sieger: Sprachenkarte u. Bevölkerungsk. Kartograph, u. schulgeograph. Z. 1921, 
S. 142-147. 
9 M. Sidaritsch: Begleitwort zu den Sprachenkarten. Kartograph, u. schulgeogr. Z. 1921, 
S. 147 —148. Mit 3 Karten.
	        
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