Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die angewandte Karte und ihre wissenschaftliche Methode. 
heit mehr entsprechende Yolksdichte von 595, bei der Gemeinde Königswinter spricht 
sich dies Verhältnis in den Dichteziffern 429 und 1040 aus. Der Unterschied zwischen 
beiden beträgt bei Honnef 256 °/ 0 , bei Königswinter 242 °/ 0 . Derartige frappante 
Beispiele wie das Siebengebirge, wo sich zwischen einem Waldgebirge und einem 
verkehrsreichen Strom ein schmaler Besiedlungsstreifen einquetscht, sind spärlich 
gesät. Man kann es deshalb verstehen, daß Hombitzer bei seiner Sonderstudie 
überall den Wald, w r o er zusammenhängende Komplexe bildet, ausgeschieden und 
durch besondere Farbe gekennzeichnet hat. Die kleinern Waldgebiete sind der 
Übersichtlichkeit wegen nur durch die übliche Waldsignatur dargestellt. Hombitzer 
ist sich wohl bewußt, daß der Konsequenz halber die Bevölkerung, die im Walde 
bzw. vom Walde lebt, bei der Berechnung der Dichte der einzelnen Gemeinden ab 
gezogen werden müßte. 1 Bei ihrem geringen Anteil an der Volksdichte, etwa 550 Ein 
wohner im ganzen oder 0,7%, ist von ihrer Berücksichtigung Abstand genommen 
worden, da tatsächlich ihre Ausschaltung auf das Ergebnis in den einzelnen Dichte 
bezirken ohne Belang war. Nach dem, was wir von der Bedeutung des Waldes in 
der menschlichen Kulturlandschaft gesagt haben, bleibt Hombitzer der Einwand 
nicht erspart, daß es unnötig war, den Wald so auffällig auszuscheiden. Er konnte 
bei seiner Untersuchung ruhig eine minimale Volksdichtestufe annehmen und den 
Wald durch die übliche Waldsignatur durchschimmern lassen, wie er es bei den nicht 
zusammenhängenden Waldstücken bereits getan hat. Die Signaturen wären sodann 
dichter zu zeichnen gewesen. Auf jeden Fall hätte er eine konsequent durchgeführte 
Volksdichtekarte uns vorgelegt und den Beweis erbracht, daß man selbst bei groß- 
maßstabigen Karten eine bestimmte Theorie nicht verlassen braucht. 
Zum Schluß sei noch erwähnt, daß W. Volz auf seinen wertvollen Karten zur 
Klärung des oberschlesischen Bevölkerungsproblems den Wald stets ausgeschieden 
hat. 1 2 Hierbei wurde die besondere Tendenz verfolgt, das Waldgebiet als gar nicht 
oder dünn besiedeltes Gebiet recht vor Augen zu führen. 
80. Ausscheidung der grüßern Ansiedlungen (Schwellenwert). Die Ausscheidungs 
theorie hat sich fernerhin bei den Volksdichtekarten schon seit längerer Zeit mit der 
Ausscheidung der großem Siedlungen befaßt. Bevor ich selbst Stellung dazu nehme, 
will ich nochmals bis zur Gemarkung und Gemeinde zurückgehen. Außerordentlich 
schwer ist es, für die Gemarkung feststellen zu wollen, welche in der Gemarkung 
wohnenden Menschen von den zu ihr gehörenden Äckern und Wiesen ihren Lebens 
unterhalt gewinnen. Wie sind die Tagelöhner, die in dieser und jener Gemarkung 
einmal arbeiten, wie die Lehrer, Geistlichen, Ärzte mit ihren Familien auf die 
einzelnen Landteile und -teilchen zu berechnen'? Gehören sie nicht gleichfalls 
zur bodenständigen Bevölkerung? Was sich hier im kleinen abspielt, hat in gewissem 
Sinne sein Analogon im großen bei den Städten in Rücksicht auf ihre nächste Um 
gebung. In den großem Orten sind beispielsweise die Handel- und Verkehrtreibenden 
ebenso unentbehrliche Bestandteile wie auf dem Lande die Tagelöhner und Ärzte. 
War es vor einem halben Jahrhundert unter Umständen angebracht, die Städte 
als etwas Besonderes von der Volksdichte auszuscheiden, wird es für die neuere Zeit 
immer schwieriger, die Städte als etwas der Volksdichte Fremdes, zum mindesten 
1 A. Hombitzer, a. a. O., S. 90. 
2 W. Volz: Oberschlesien und die oberschlesische Frage. Z. d. Ges. f. Erdk. zu Berlin, 1922, 
8. 161ff. Mit Karte. — Vgl. auch Anrn. 1. S. 180.
	        
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