Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Das Problem der Volksdichtedarstellung im besondern. 
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Ein wesentlich modifizierter, d. h. relativer Schwellenwert tritt uns bei den 
Karten von E. de Martonne * 1 , Ed. Wagner und L. Weise entgegen. Alle drei scheiden 
die Städte bei einer gewissen Einwohnerzahl nicht direkt aus, sondern setzen diese 
jeweilig zur Dichte des untersuchten Gebietes in Beziehung, wobei es immer auf eine 
Reduktion der Stadteinwohnerzahl hinausläuft. E. de Martonne berücksichtigt 
die Stadtbevölkerung im Verhältnis zu dem von ihr bedeckten Areal und zur mittlern 
Bevölkerungsdichte in der Umgebung. Auf seiner Volksdichtekarte der Walachei 
rechnet er Städte von 6000—20000 Seelen mit 6000 an, Städte von 20000—60000 
mit 10000, von 60000—200000 mit 15000 und Städte von mehr als 200000 mit 20000. 
In dieser Subtraktion liegt etwas Erzwungenes und Schematisches, von dem sich 
Ed. Wagner zu befreien sucht, indem er die Städte ausschied, sobald ihre Dichte 
(Einwohnerzahl) die Dichte der Umgebung so stark übertraf, ,,daß eine Einrechnung 
deren Mitteldichte um mindestens eine volle Stufe der gewählten Skala erhöht hätte“. 
L. Weise stellt für jeden großem Ort den relativen Dichteeinfluß auf eine durch 
schnittliche, ungefähr gleich große Verwaltungseinheit (5000 qkm) fest. Beträgt der 
Dichteeinfluß 1 / 4 , x / 2 und darüber, wird die Stadt ausgeschieden, unter x / 4 nicht. 
Ein von ihm selbst gewähltes Beispiel mag seine Methode erläutern. ,,Ist die Durch 
schnittsdichte z. B. 40, und in einer Provinz von 10000 qkm eine Stadt von 80000 Ein 
wohnern enthalten, so ist folgendermaßen zu verfahren: Auf 10000 qkm werden dann 
10000.40 = 400000 Menschen leben. Rechnen wir die 80000 Stadtbewohner ab, 
so bleibt also noch die Dichte 32. Der relative Dichteeinfluß beträgt 80000 : 5000 = 16 
von 32, das ist V,. Die Stadt wäre demnach auszusondern, das Land ist natürlich 
mit 32 Einwohnern pro Quadratkilometer zu charakterisieren. Voraussetzung ist 
hierbei immer, daß die Bewohner vorwiegend in ortsständigen Berufen tätig sind.“ 
Von ähnlichen Erwägungen wurde E. v. Römer bei seiner Bevölkerungsdichtekarte 
von Polen in 1 : 5000000 geleitet, als er die Städte, deren Bevölkerung auf die Um 
gebung (1000 qkm) verteilt die Bevölkerungsdichte der letztem um über 50°/ 0 er 
höhten, ausschloß und sie durch eine besondere Signatur kennzeichnete. 
Es wäre unklug, zu behaupten, daß die Berechnung der Einwohnerzahl der 
großem Ortschaften in dünn bevölkerten Gegenden auf das Gesamtareal ein einwand 
freies Bild der Volksdichte gäbe. Aber man vergesse nicht, daß die Volksdichte nur 
ein rechnerischer Begriff ist; alsdann fallen derartige Inkonsequenzep., wie die Aus 
scheidung gewisser Orte, von selbst. Daß es dabei ohne dieser und jener wichtigen 
geographischen Erscheinung Zwang anzutun nicht abgeht, kann durch keine Theorie 
und keinen Kunstgriff behoben werden; dessen müssen sich die Kartenzeichner von 
Volksdichtekarten und -kartogrammen von vornherein bewußt sein. 
81. Die optimale Besiedlungsdichte. Unter der optimalen, d. h. der günstigsten 
Besiedlung versteht man bisher die dichteste Besiedlung, den höchsten Besied 
lungsgrad, wie er sich zu einer gegebenen Zeit für ein größeres oder kleineres dicht 
besiedeltes Gebiet ergibt. W. Volz rechnet mit diesem Begriff der optimalen Be 
siedlungsdichte auf einer mit H. Rosenberger herausgegebenen Besiedlungskarte 
hauptstädte als Gebiete höchster Dichte ausgeschieden und besonders kenntlich gemacht. Bull, de 
l’Institut International de Statistique, XIV, 1905. 
1 E. de Martonne: Recherches sur la distribution géographique en \ alachie. Bull. Soc. 
géogr. Rom. XXXIII, 1902. Dass, auch Paris 1903.
	        
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