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Die angewandte Karte und ihre wissenschaftliche Methode.
umgrenzte Stufen festzulegen und ihnen Allgemeingültigkeit zu verschaffen wäre eine
dankenswerte Aufgabe für einen Geographentag oder -kongreß. 1
Desgleichen wäre die Farbenskala festzulegen; dafür möcht ich, falls man sich
nicht für die Nuancierungen einer Farbe entscheiden sollte, eine Ostwaldsche
Farbenkreisreihe oder die Farbenfolge des Spektrums empfehlen (letztere von
K. Closterhalfen angewandt). Nach dem Spektrum erhielten die schwach be
völkerten Teile gelbe, die mittelstark bevölkerten grüne, die stark bevölkerten blaue
und die sehr stark bevölkerten rote Farbtöne. Dadurch werden die Karten auch
logischen und ästhetischen Ansprüchen gerecht. Für Spezialuntersuchungen, deren
Wert außerhalb des Bereichs gemeinsamer Vergleichbarkeit liegt, soll jeder Be
arbeiter nach Gutdünken die Farbe wählen, sofern nicht die Technik oder die
Herstellungskosten eine Einschränkung oder eine Vereinfachung gebieten. Weniger
empfiehlt sich für Übersichtskarten der von Ed. Wagner für die Kolorierung
von Dichtekarten aufgestellte Grundsatz: „Je dichter die Bevölkerung ist, desto
dunkler die Farbe, und umgekehrt.“ So heben sich bei dieser Kolorierung auf dem
Versuch einer Volksdichtekarte Europas von L. Weise die Dichtestufen nur an wenigen
Stellen deutlich voneinander ab, bei den dichtesten Stufen versagt die klare Scheidung
vollständig. 1 2
Als Fazit geht aus den voranstehenden Betrachtungen hervor, daß bei allgemeinen
Volksdichtekarten auf größere Vergleichbarkeit als bisher hingearbeitet werden muß,
was am besten durch Vereinheitlichung der Dichtestufen geschehen kann. Wir empfinden
es als mißlich, schon in eigenem Lande mit verschiedenen Dichteintervallen arbeiten
zu müssen, was aber geradezu unmöglich wird, sobald man englische Karten zum Ver
gleich heranziehen will. Da steht man einfach machtlos da und ist beim Vergleich
zu langwierigen Umarbeitungen gezwungen. Denken wir nur an die wunderbaren
Density of population maps im Survey Atlas. 3 Eine äußerlich geschmackvollere
Karte kann man sich schwer denken. Beim vertiefenden Betrachten dieser Karte
will es mir scheinen, als ob darin ein w'enig die altenglische Auffassung der Volksdichte
darstellung wiederklänge (S. 160), natürlich von neuern wissenschaftlichem Geiste
beseelt und geleitet. Die geschummerten Flächen haben sich in neun bestimmte
Stufen aufgelöst, von denen das unbewohnte Land in Weiß, die folgenden sechs in
Braun, die achte in Rot erscheinen. Die urban districts sind schwarz dargestellt.
Für die Stufenfolge sind folgende Zahlenwerte maßgebend: Auf 1 square mile entfallen
1—64, 65—128, 129—192, 198—256, 257—384, 885—512 und über 512 Personen.
Sind diese und ähnliche Karten 4 auch noch so gut ausgeführt und noch so wirkungs
1 Es kann sich dies nur um Länder mit hoher Kultur handeln, da hier die statistischen Er
hebungen nicht mit so großen Schwierigkeiten verbunden sind wie in tropischen und andern Ländern,
wo die Bevölkerung viel leichter auf jeden oft nur vorübergehenden äußern Einfluß reagiert als es
bei Völkern mit höherer Kultur und mit vielseitigerer an eine bestimmte Örtlichkeit gebundener
Gewinnung des Lebensunterhaltes der Fall ist. Vgl. z. B. H. J. Wehrli: Zur Wirtschaft- u. Sied
lungs-Geographie von Oberburma und den nördlichen Shan-Staaten. Wissenschaftl. Beilage zum
Jahresber. der Geogr.-Ethnogr. Ges. Zürich 1905/06. Mit 1 Karte der Bevölkerungsdichte von
Oberburma.
2 L. Weise: Die Bevölkerungsverteilung in Europa. P. M. 1913. I. T. 2.
3 The survey atlas of England and Wales. Hg. von J. G. Bartholomew. Edinburgh 1903.
T. VIII.
4 Auf demselben Kartenblatt (s. Anm. 2 b) ist nach ähnlicher Methode die agricultural und
die industrial and commercial population dargestellt.