Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Das Problem dev Volksdichtedarstelluug im besonder». 
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Generalstabskarte 1 : 100000, also der Maßstab, der für historische Grundkarten 
bereits in Erwägung gezogen ist. Hettners Argumentation, daß nach der Schaffung 
von bevölkerungsstatistischen Grundkarten die weitere Verarbeitung zu Volks 
dichtekarten mit größtem Erfolge betrieben werden kann, drückt neben der Be 
deutung dieser Karten unzweideutig aus, daß sie nur Vorarbeiten sind, die bei dem 
immer noch schwankenden Begriffe der Volksdichtekarte und ihrer immer noch 
nicht geklärten Darstellungsweise einen Weg zeigen, der einheitlich gestaltet und 
gemeinschaftlich betreten werden kann. 1 
In der Gruppe der Siedlungskarten nimmt die „bevölkerungsstatistische 
Grundkarte“ einen ersten Bang ein. Sie hat es gleichfalls mit der quantitativen Ver 
teilung der Bevölkerung zu tun, und ist, wie A. Hettner ausführlicher begründet 
hat, 1 2 eine Übersetzung der bevölkerungsstatistischen Tabelle in die Form der Karte. 
C. Uhlig erläutert die bevölkerungsstatistische Grundkarte, die von ihm entworfen 
und dem Aufsatz von Hettner beigegeben ist. Auf der Karte sind für die Form der 
Ortssignaturen die einfachsten geometrischen Formen gewählt, Rechteck und Quadrat. 
Weiterhin ist darauf geachtet, daß sie ebenso leicht vergleichbare und auf ihre Größe 
schätzbare wie der wahren Form der Wohnplätze sich einigermaßen anschmiegbare 
Zeichen sind. Die Formen sind in der vorherrschenden Dichtung der Erstreckung 
der Orte dem Kartenbild eingefügt und dem Grundriß tunlichst angepaßt. Die ab 
solute Größe der Ortschaftssignaturen wurde derart gewählt, daß sie in einem möglichst 
genauen Verhältnis zum Maßstab der Karte steht, so daß bei der vorliegenden Karte 
von Uhlig 2 / 3 eines qmm gleich 100 Menschen, 1 qmm gleich 150, 10 qmm gleich 
1500 Menschen entsprechen. Jeder Ortssignatur sind zudem noch die wahren Werte 
der Volkszählung beigeschrieben. 
Sollte man sich einmal einig darüber werden, bevölkerungsstatistische Grund 
karten für das Reich zu schaffen, möcht ich nicht versäumen, darauf hinzuweisen, 
daß betreffs der Symbole und Erläuterungen, wie sie Uhlig auf seiner Musterkarte 
gegeben hat, einige Abänderungen getroffen werden müssen, d. h. einige Vereinfachungen, 
um übersichtlicher zu wirken. Übersichtlichkeit kann aber nur durch Generalisieren 
erreicht werden. 3 Bei Lichte besehen sind die bevölkerungsstatistischen Grund 
karten gar keine Karten und gehen nicht über das Kartogramm hinaus, wie ich dies 
auf S. 177, 179 eingehender gekennzeichnet habe. Auch die von W. Nedderich der 
bevölkerungsstatistischen Grundkarte in 1 :200000 noch hinzugefügten wirtschaft 
lichen Elemente bewegen sich ganz im Rahmen des statistischen Kartogramms. 4 
Die bevölkerungsstatistischen Grundkarten möcht ich als das Urmaterial 
für Besiedlungs- und Dichtekarten bezeichnen. Wenn den Grundkarten 
gegenüber geäußert wurde, daß sie zu schnell veralten und bei jeder Volkszählung 
neu herausgegeben werden müßten, ist darauf zu erwidern, daß sie nicht schneller 
veralten wie jede andere Volksdichtedarstellung. Größe und Dichte der Ortschaften 
1 Vgl. weiterhin H. Walser: Stand und Aufgabe der Siedlungsgeographie der Schweiz. 
43. Jahrgang des Vereins Schweiz. Gymnasiallehrer. Aarau 1914, S. 168. . 
2 A. Hettner: Über bevölkerungsstatistische Grundkarten. Vortrag, gehalten auf dem 
VII. Internation. Geogr. Kongreß zu Berlin. G. Z. 1900, S. 185ff. 
3 Wie auch Henrik Wittrock sagt in der Abhandlung: De olika slagen of folkmängdskartor. 
Ur „Ymer“, Tidskrift utgifven af Svenska sällskapet för antropologi och geografi, Arg. 1905, S. 442. 
4 W. Nedderich: Wirtschaftsgeogr. Verhältnisse, Ansiedlungen und Bevölkerungsverteilung 
im ostfälischen Hügel- und Tieflande. Forsch, z. d. L.- u. V. XIV. 1902, Beilage 1.
	        
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