Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die angewandte Karte und ihre wissenschaftliche Methode. 
eine statistisch-kartographische Darstellung helfen, indem man Provinzen oder Ländern 
je nach den ihnen zukommenden Mittelwerten ein bestimmtes Kolorit gibt, wobei 
auch wieder zusammenfassend vorgegangen und größere Gruppen gebildet werden, etwa 
mit 1—5, 6—10, 11—15 km Mittelwert. In ähnlicher kartographisch-statistischer Weise 
kann die mittlere Maschenweite des Eisenbahnnetzes oder die Eisenbahndichte, von der 
Kimmei behauptet, daß sie kartographisch nicht darstellbar ist, behandelt werden. 
95. Mittlere Maschenweite des Eisenbahnnetzes. Für die Gewinnung der mittlern 
Maschenweite hat L. Henkel eine Formel aufzustellen versucht. 1 ' Er geht von der 
richtigen Voraussetzung aus, daß die Dichte des Eisenbahn- oder Telegraphennetzes 
von hervorragender Bedeutung für die Kulturgeographie eines Landes sei. Nach 
dem Verfahren von Henkel denkt man sich die Fläche des betreffenden Landes qua 
dratisch, die weiter in Quadrate von der Beitenlänge x zerlegt wird, und zwar so, 
daß die Summe aller horizontalen und vertikalen Linien der Figur gleich der Gesamt- 
länge der Bahnen ist. 
Die entsprechende Formel ist x 
.wobei F die 
Fläche des Landes ist und l die Gesamtlänge der Bahnen. 0. Marinelli wendet sich 
gegen die Formel als ungeeignet zur Bestimmung eines sichern Resultates 1 2 , worauf 
Henkel antwortet, daß seine Mittelwerte genau so unnatürlich oder natürlich seien 
wie die Berechnung jedes Durchschnittswertes. Böttcher hat nochmals die Henkelsclie 
Formel geprüft und untersucht, ob es nicht eine andere Formel gäbe, die sich geo 
metrisch noch anschaulicher deuten läßt und deren Ausrechnung bequemer ist. 3 
Offenbar ergeben sich nach der Henkel sehen Methode viel zu große Werte für verkehrs 
arme Länder. Böttcher gelangt zu der wesentlich einfachem Formel, daß die Maschen 
weite Z = F : V 2 l ist, wobei er ausdrücklich bemerkt, daß es gut sei, „die Namen 
Netz—Masche—Maschenweite erst dann zu gebrauchen, wenn die Gesamtlänge der 
Bahnen die vierfache Länge der großen Quadratseite (oder die achtfache der Maschen 
weite Z) erreicht hat“. Böttchers Verfahren hat den Vorzug, die mittlere Maschenweite 
ohne umständliche kartographische Manipulationen zu erhalten und wirtschafts 
geographischen Vergleichen hinreichend genügendes Material zu bieten. Über die 
kartographische Darstellbarkeit der mittlern Maschenweite habe ich mich oben 
geäußert. 
96. Mittlere Stationsdichte und Dichtigkeit des Bahnnetzes. Die Stationsdichte 
hat F. G. Hahn 1905 zum Gegenstand der Untersuchung gemacht, und zwar in dem 
meiner Ansicht nach viel zu wenig beachteten Büchlein „die Eisenbahnen, ihre Ent 
stehung und gegenwärtige Verbreitung“, worin auf den Vergleich der Stationsdichte 
in den verschiedenen Zeitperioden und in verschiedenen Ländern hingewiesen wird, 
desgleichen auf die mittlere Stationsdichte für gewisse Strecken, z. B. für die große 
Norrlandbahn Bräcke-Luleä. Kartographisch ist der Stationsdichte als erster 
A. E. Park ins zu Leibe gerückt. Einer einfarbigen Karte der Eisenbahnferne des 
Staates New York hat er die Abstände von den Bahnstationen zugrunde gelegt. 4 Die 
1 L. Henkel: Berechnung der Dichte des Eisenbahnnetzes. G. Z. 1900, S. 220, 221. 
2 0. Marinelli: Über Henkels Berechnung der Dichte des Eisenbannetzes. G. Z. 1900, S. 395. 
3 Böttcher: Maß für die Dichte der Eisenbahn-Netze. G. Z. 1900, S. 635 — 639. 
4 A. E. Parkins: Railroad distances in New York. Bull. Americ. Geogr. Soc. XLill. 1911, 
S. 26—30. Mit 2 Karten.
	        
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