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Die angewandte Karte und ihre wissenschaftliche Methode.
Die Wirtschaftskarte hat es einmal mit den Erzeugnissen der verschiedenen
Landstriche und andermal mit der rein örtlichen Verteilung von Produkten, Ge
werben, Industrien usw. zu tun. Die erste Gruppe, die Produktionskarten, arbeiten
in der Hauptsache mit Mittelwerten; die Karten sind dann in der Kegel dem
statistischen Diagramm verfallen. Die andere Gruppe befaßt sich mit der ein
fachen Lokalisation, die mit Mittelwerten nichts zu tun hat. Trachte ich dagegen
danach, beispielsweise die Bedeutung der einzelnen Industriezentren gegeneinander
abzuwägen, dann greife ich auch am besten zu Mittelzahlen. Die Intensität in loco
oder die lokale Intensität wird bestimmt im Gegensatz zur Intensität in motu oder
motorischen Intensität, wie sie auf Verkehrskarten uns entgegen tritt. Die Zeichnung
von Karten, die die lokale Intensität von Produkten oder Fabrikaten veranschau
lichen, sind — soweit mir das Kartenmaterial bekannt ist — bis jetzt noch nicht in
Angriff genommen worden. Nur bei der Darstellung bestimmter Industriearbeiter
gruppen hat man sich auf die lokale Intensität berufen. Jedoch rücken wir mit diesen
Karten in das Gebiet der Volksdichtekarten, wo sie auch die entsprechende Würdigung
gefunden haben.
Außer der lokalen Intensensität oder Dichte ist es möglich, die mittlere Waren
menge kartographisch festzuhalten. In den Handbüchern und verwandten Werken der
Wirtschaftsgeographie, wie von G. Chisholm, von mir u. a. werden wohl die statistischen
Mittelwerte, die sich aus einer Keilienfolge von Jahren, gewöhnlich aus Lustren oder
Dezennien ergeben, berechnet und abgedruckt, aber an die kartographische Verkör
perung dieser Werte hat man kaum gedacht. Und geschieht dies dennoch, dann läuft
die ganze Darstellung, ganz abgesehen von dem in diesem Falle sehr bevorzugten
Diagramm, auf das Kartogramm hinaus und unterliegt sodann ganz dessen metho
dischen Vorschriften und Bauregeln.
Indessen ist selbst die geographische Methode nicht ausgeschlossen, die wir
in der Kurvendarstellung für Volksdichtekarten kennen gelernt haben. Ich denke
hierbei an die Darstellung des Getreidebaues, wie er sich von seinen intensiven Anbau
gebieten, den Ebenen und breiten Fruchtböden der Niederung aus nach der Höhe
der Gebirge allmählich verflüchtigt. Überhaupt wäre es sehr wichtig, die Intensität
der Bodenbenutzung kartographisch festzulegen, wie sie sich auf den einzelnen Höhen
lagen ein und derselben Klimaprovinz präsentiert.
II. Die Funktionen der Mittelwerte auf physikalischen Karten.
5)8. Mittlere Höhen. Die Keihenbeobachtungen und Keihenerhebungen sind,
wenn wir an Altägypten oder Altmexiko denken, auf dem Gebiet der menschlichen
Gesellschaft älter als auf dem der Naturerscheinungen. Trotzdem führten jene kaum
früher zu einer kartographischen Darstellung als diese. Der Endzweck der letztem
ist vorzugsweise ein wissenschaftlicher. Daß aber auch die Praxis nicht zu schlecht
wegkommt, dafür sorgen die Wetterkarten.
Die Funktionen der mittlern Werte haben nicht allein die Probleme geklärt,
sondern sie vor allem vertieft, erweitert und vervielfältigt. Das glänzende Beispiel
hierfür gibt das Isothermen- und Isobarenproblem. Die zweckstarken Funktionen
sprechen sich schon in der Bestimmung der mittlern Höhenverhältnisse aus. Die
mittlern Erhebungs- bzw. Höhenverhältnisse der Oberfläche einzelner Kontinente,
Länder und Landschaften, die mittlern Kamm- und Paßhöhen (C. Kitter, S. 180),