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Die anorganische Welt im Kartenbild.
Datums ist als TI. Berghaus’ Physikalischer Atlas (1892), hätte er das Gute von diesem
übernehmen können. Das ist versäumt worden. Unter allen physikalischen Atlanten
hat der von H. Berghaus, 1892, das meiste Verständnis für die richtige Auswahl der
Projektionen gezeigt. Das spricht sich schon in der alten Auflage von 1837—1848 aus.
Da hat der erste Herausgeber wohl erwogen, nachdem er sich bezüglich des physi
kalischen Atlasses für das bequeme Format des Stieler sehen Hand-Atlasses entschieden
hatte, „nach welcher Projektion die Karten zu entwerfen seien, auf denen die physL
kalischen Erscheinungen konstruiert werden sollen.“ 1 Er fährt fort: „Viele dieser
Phänomene, namentlich die thermischen, lassen sich am besten in einer Projektion
übersehen, bei welcher die Parallelkreise wagerechte Linien sind und von den Meridianen
senkrecht durchschnitten werden. Mercators Projektion entspricht am meisten diesen
Bedingungen. Sie gewährt unstreitig die bequemste Übersicht im Lauf, z. B. die
Linien gleicher Wärme, sie zeigt am schnellsten die Abweichung derselben von den
terrestrischen Parallelkreisen, sowie die Meridian-Knoten der Isotherm-Kurven.“
Wichtig sind weiter die folgenden Ausführungen von H. Bergbaus: „Anderseits aber
ist es auch wünschenswert, die wahre Ausdehnung des von zwei Linien gleicher Wärme
begrenzten Erdraums, den ich eine Isotherm-Zone nennen möchte, zu übersehen,
um mit einem Blick beurteilen zu können, wie groß z. B. das Gebiet sei, welches von
den Isotherm-Kurven von 15° und 10° begrenzt wird, im Verhältnis zu dem, zwischen
10° und 5° mittlerer Jahreswärme liegenden Erdstrich.“ Damit wird bewiesen, daß
er bereits für viele Phänomene, selbst für thermische, die flächentreue Projektion
als die richtige erachtet. Nur kommt er mit ihrer Anwendung nicht ins Geschicke,
da er von den flächentreuen Projektionen seinerzeit, wie von deu Lambert sehen
und Mollweideschen, offenbar keine Ahnung hatte, also auch nicht von ihrer An
wendung auf das Erdganze und die Erdhalbe. Von flächentreuen Projektionen sehen
wir vertreten die Bonnesche bei der Isothermenkarte von Europa, die Mercator-
Sansonsche bei Darstellung physikalischer Erscheinungen von Afrika und Süd
amerika. Im übrigen beherrscht im übergroßen Maße die Mercatorprojektion das
Kartenbild. In der Auflage von 1892 wird neben der Mercatorprojektion bewußt
das flächentreue Netz gepflegt. Wir sehen da neben Mercator-Sanson (nur noch für
Afrika) vor allem Mollweide und sodann Bonne und Lambert vertreten. Bloß die
Abteilung für Tiergeographie, die W. Marshall bearbeitet hat, fällt wegen der ein
seitigen Bevorzugung und damit falschen Anwendung der Mercatorprojektion aus dem
Rahmen des ganzen Atlas. Hinwiederum muß man sich freuen, daß 0. Drude in seiner
pflanzengeographischen Abteilung den flächentreuen Entwurf durchaus dominieren
läßt. Eine rühmliche Ausnahme aus älterer Zeit, die uns zeigt, wie bewußt Lamberts
flächentreue Projektion verwendet wurde, ist die Regenkarte von John Murray
aus dem Jahre 1887. 1 2
Bei den physischen Karten die richtige Netzwahl zu treffen ist in der Tat
leichter als es aussieht. Man muß sich fragen: Ist trotz der Isarithmenkonstruktion
die Fläche oder das lineare Element, eben die Isarithme die Hauptsache? Karten,
die irgendwelche organische Erscheinungen veranschaulichen wollen und bei ihrer
Darstellung auf die Isarithme verzichten, erscheinen für flächentreue Entwürfe prä
1 H. Berghaus: Vorbemerkgn. zu Berghaus’ Physikal. Atlas. Einleitung. Gotha 1837, S. 3.
2 The world on Lambert’s equal-area projection, shewing mean annual rainfall in relation
to ocean and inland drainage areas. By J. Murray. Scottish Geogr. Mag. Edingburgh 1887.