Die hydrographischen Karten.
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Job. Bapt. Homann 1 , vor allem dadurch, daß sie auf die Genauigkeit der
Positionsbestimmungen die größte Sorgfalt legte, was weiterhin dem Flußnetz
zugute kam.
Frankreich hat seither in der Darstellung hydrographischer Karten Gutes
geleistet. Das läßt sich vom 17. Jahrhundert an nachweisen. Sansón brachte in
seinem Atlas Universel eine Carte desvivieres de la France aus dem Jahre 1641, worauf
die Hauptströme als doppelte Linie und die Nebenflüsse in einfachem Linienzug
dargestellt sind. 1 2 Eine größere Differenzierung von Haupt- und Nebenflüssen ver
suchte Philipp Buache auf seiner Carte pour le basin de la Seine, Paris 1766, herbei
zuführen. 3 In der Karte liegt eine erste, von mehr morphologischem Gesichtspunkte
aus unternommene Scheidung der Flußläufe vor, die aber wegen ihrer Steifheit — infolge
der Verwendung gerader Striche für die Flüsse — wohl kaum größere Beachtung
gefunden hat. Neben den Franzosen waren es die Niederländer, die für die Kartierung
hydrographischer Erscheinungen Ausgezeichnetes geschaffen haben. Dem Melchior
Bolstra, einem bewährten Wasserbaukonstrukteur aus dem Anfang des 18. Jahr
hunderts, rechnet man besondere Verdienste um die Konstruktion ,,hydrographischer
Garten“ an. Die Karten sind noch heute wegen ihrer Genauigkeit bewundernswert,
z. B. die minutiöse Karte des Haarlemer Meeres oder des Meeres von Leidse, die sorg
fältige Angaben des von der Meeresflut regelmäßig überschwemmten Landes ent
hält und der Publikation des Isaak Firion zur Grundlage gedient hat. 4
Die ältern topographischen Aufnahmen — wie auch heute noch viele Karten
aufnahmen in unbekannten Gegenden 5 — gingen vielfach den Flüssen entlang und
die Folge war die genauere Darstellung der Flüsse und Seengebiete auf Spezialkarten.
Mustergültiges hat hier außer Frankreich und Holland Süddeutschland geleistet.
Das Flußnetz auf der Apianischen Karte vom Jahre 1568 wurde erst 1806 durch ein
anerkannt gehaltvolles hydrographisches Werk, den ,,Stromatlas von Bayern“ in
1:28000 von Adrian v. Biedl überholt. 6 Alsbald vermehrten sich auffällig die
besondern hydrographischen Karten. Um 1830 erschienen in Magdeburg Flußkarten
von Europa, die nach Berghaus von A. Platt gezeichnet waren. Das 19. Jahrhundert
brachte eine größere Anzahl ausgezeichneter Wasserkarten, die weniger auf Privat
initiative als vielmehr auf staatliche Maßnahmen und Unterstützungen zurückführen.
In einem Lande, wie in den Niederlanden, wo die Wasserwirtschaft der Anfang und
das Ende jeglicher wirtschaftlichen Betätigung ist, wurde beizeiten eine großmaßstabige
Waterstaatskaart in Angriff genommen. 7 Norwegen und Schweden geben neben
1 Tabula novissima totius Germaniae, praecipue ex designatione viri celeberrimi Dr. Johannis
Caspari Eisenschmidii, Medicinae Doctoris et Mathem. apud Argent, praestantissimi cum insigni
augmento in lucem edita a Joanne Baptist. Homanno, Sacrae Caesareae Majestatis Geographico
Norimbergae. Nürnberg ca. 1720. [Kreisarchiv Nürnberg.]
2 Siehe Anm. 4. S. 235.
3 Ph. Buache: Mémoire et carte pour le basin de la Seine. Paris 1766. Manuskr. [Nat.-
Bi. Paris.]
4 Die Karte ist enthalten i. d. Werke „ Fegenwoordige Staat der Vereenigde Nederlanden“,
Amsterdam 1745.
5 z. B. in P. M. 1912. I. T. 41: Iriri-Curua-Jamanchim (Xingü- u. Tapajozgebiet). Nach den
Routenaufnahmen von Fräul. E. Snethlage bearbeitet und gezeichnet von Max Mayr in 1 : 1 Mill.
6 Der Atlas (24 Bl.) erschien 1806—1808 in 1., 1831 in 2. Aufl.; s. auch Chr. Gruber:
Adrian v. Riedl, der vornehmste altbayrische Hydrograph.
7 Waterstaatskaart van Nederland, op de schal van 1 : 50000. Seit 1865 publiziert.