Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die anorganische Welt im Kartenbild. 
Typus nicht allzu häufig auftritt. Selbst mit den von A. Haase eingeführten Be 
zeichnungen Berglauf und Flachlauf 1 hat es sein Wenn und x\ber. Schon ist Berg- 
und Flachlauf kaum ein logischer Gegensatz, noch eine logische Folge. Besser wäre 
schon, von Steillauf und Flachlauf zu sprechen. Doch diese Einteilung ist nicht immer 
stichhaltig; denn viele Niederungsflüsse haben keinen Steillauf und andere Flüsse 
hinwiederum, die sich an Steilküsten ins Meer stürzen, wie in Norwegen, keinen Flach 
lauf. Hinwiederum gibt es Flüsse, deren Lauf sich verschiedenmal abwechselnd aus 
Steil- und Flachlauf zusammensetzt. Auf die relativen Begriffe „flach“ und „steil“ 
kann die hydrographische Karte verzichten, wenn sie nicht durch Farbennuancen 
einen gewissen Unterschied bezeichnen will. Das wäre überhaupt gar nicht unangebracht, 
wenn durch verschiedene Farben, die am besten als Bandkolorit den Flußlauf zu be 
gleiten hätten, bestimmte Gefälle festgelegt würden. Zu diesem Flußbild scheint noch 
ein langer Weg zu sein. Nicht einmal die Zahlen, die das Gefälle auf die einzelnen 
Strecken angeben, sind am Flußlauf vorhanden. Dann und wann stoßen wir auf Karten, 
die einen Anfang zur Veranschaulichung des Gefälles machen, wie die Karte der 
„Wasserstraßen des europäischen Bußlands“ 1 2 , worauf wir kurze Höhenlinien im 
Wasserspiegel des Flußnetzes mit begleitender Höhenzahl von je 5 oder 10 Saschenen 
Unterschied sehen, an großen Strömen von je 1 Saschene. In demselben Bot wie 
die Gefällssignaturen erscheinen die Wasserscheidelinien; die Pegelstellen sind gleich 
falls eingetragen. Meistens müssen wir bei ähnlichen Karten schon mit der Kilo 
metrierung der Flußläufe zufrieden sein. Für Einzelgebiete gibt es wohl wasser 
technische Arbeiten, die das Gefälle bis in die feinsten Ausläufer des Flußgeäders 
untersucht haben. Die Ergebnisse müßten jedoch auf größere Übersichtskarten 
übertragen werden. Dazu gehört aber noch eine reiche und vielseitige Kleinarbeit, 
die bis jetzt durchgehends noch nicht einmal für Deutschland geleistet ist. Einen 
schüchternen, aber um so erfreulichem Anfang dazu sehen wir in der Karte „Über 
sicht der Gefällsverhältnisse der Eifel“ in 1:300000, die Friederike Biibens ent 
worfen hat, worauf durch Strichei- und Punktsignaturen die Gefälle 0—2, 2—4, 4—6, 
6—12, 12—20, 20 und mehr m auf 1 km Flußlauf unterschieden werden. 3 
Gleichsam als Bindeglied zwischen den bisher beachteten Karten, also den rein 
potamologischen Karten, und den folgenden hydrologischen schieben sich die 
der künstlichen Wasseradern ein. Sie dienen einmal der Bewässerung und sind oft 
sehr verzweigt, wie in den Niederlanden, in China, oder sie bringen lediglich eine 
wichtige Wasserstraße zur Darstellung, einmal rein binnenländische Kanäle, zu denen 
die Scheitelkanäle und die Lateral- oder Seitenkanäle gehören, und sodann, die mehr 
oder minder von Seewasser bereits gespeist werden, also die Stichkanäle und die 
intermarinen Kanäle. 4 
106. Die hydrologische Karte, Die hydrographischen Karten haben es im all 
gemeinen mit den fließenden Gewässern zu tun. Wir haben sie deshalb potamo- 
1 A. Haase i. P. M. 1801, S. 49. 
2 Karte der Wasserstraßen des europäischen Rußlands. 1 : 1680000 (40 Werst-Karte). 9 Bl. 
St. Petersburg. (1910.) Russisch. 
3 Friederike Rübens: Die Gefällsverhältnisse der Eifeltäler. Beiträge z. Landesk. der 
Rheinlande; hg. von A. Philippson. Heft 2. Leipzig 1922. 
4 Unter den vielen Kanalkarten sei lediglich hingewiesen auf L. Brennecke: Offizielle Karte 
vom Nordostseekanal in 1 : 100000. Berlin 1890; auf die deutsche Admiralitätskarte des Suez-Kanals 
in 1 :100000. Seit 1906 mehrmals verbessert herausgegeben.
	        
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