Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Die anorganische Welt im Kartenbild. 
z. B. der Torneä-Elf, der bei seinem Austritt aus dem Gebirge einen Arm nach dem 
Kalix-Elf hinübersendet. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn all diese Probleme geordnet 
im Kartenbild und in tunlichst gleich großem Maßstab zum Ausdruck kämen. 
Zu den Karten mit merkwürdigen Erscheinungen des Flußlaufes gehören ferner 
die, die sich mit dem Meanderlauf und den Altwassern verschiedener Flüsse (Theiß, 
Elbe, Rhein, Mississippi) beschäftigen oder ein besonders charakteristisches Stück 
des Flußlaufes zum besten geben, wie die Schlingen der Mosel zwischen Berncastel 
und Bullay. 
Neben den Eigentümlichkeiten, die sich in guten Kartenbildern mehr oder minder 
offensichtig darbieten, gibt es eine Menge anderer, auf die das Kartenbild nicht ohne 
weiteres schließen läßt, es sei denn, daß die Karte durch den Titel oder durch besondere 
Signaturen direkt auf sie aufmerksam macht. Gewöhnlich handelt es sich um groß- 
maßstabige Darstellungen, sonst ist es meistenteils nicht möglich, die Feinheiten, 
auf die es bei der Darstellung des Problems ankommt, zum Ausdruck zu bringen, 
wie sie sich bei Wasserfällen zeigen, z. B. bei dem Mosi-Oa-Tunja (Sambesi), dem 
Sermoneta-Strudel, dem Salto de Victoria, den Saboren und Porogen des Dniepr u. a. m. 
Zu dieser Kategorie von Sonderkarten, zu denen der neue Berghaus das Illustrations 
und Instruktionsmaterial gibt, würde man auch die Karten zählen, die sich mit der 
Ergänzung der oberirdischen Flußläufe durch die unterirdischen Gewässer befassen, 
wie es in Krain, überhaupt im Karst der Fall ist. Unvollkommene Flußbilder, die 
teilweise auf Rekonstruktion beruhen, sind die der Regenflüsse, der Wadis. Sie werden 
in der Regel auf den Karten als doppelt gestrichelte Linie dargestellt, um gleichsam 
das Unvollkommene eines Flußlaufes anzudeuten. 1 Vollständige Rekonstruktions 
bilder sind hingegen die Karten, die sich mit der Wiedergabe alter, emeritierter Fluß 
betten beschäftigen; z. B. mit der Darstellung der Urstromtäler Norddeutschlands 
oder des Isonzos im Mittelalter oder mit den starken Oszillationen des Unterlaufes 
des Hoangho, ,,Chinas Kummer“. 1 2 
Unter den hydrologischen Karten hebt sich eine Gruppe hervor, die wesentlich 
vom Utilitätsprinzip diktiert ist. Es sind die Karten, die sich vom Gesichts 
punkte der Schiffahrt aus mit der Auslotung eines Flußstückes beschäftigen, sei es 
in der Mitte des Flußlaufes oder da, wo ein Nebenfluß mündet, oder da, wo sich ver 
schiedene Landverkehrswege kreuzen, oder bei der Mündung des Flusses ins Meer. 
Diese Art hydrologischer Karten gehört mit zu den ältesten wissenschaftlich basierten 
Karten. Vom Hudson River ist durch die Niederländer 1630 eine Flußkarte auf 
genommen worden, die genau die Tiefenzahlen der Fahrtrinne angibt. 3 Aus solchen 
Karten haben sich bekanntlich die ersten Schichtlinienkarten entwickelt. 4 Von den 
1 S. Passarge zeichnet auf seiner Übersichtskarte der mittlern Kalahari (Die Kalahari. 
Versuch einer physisch-geographischen Darstellung der Sandfelder des südafrikanischen Beckens. 
Berlin 1904. Karte Nr. 1) die trocknen Flußbetten nicht in der üblichen Weise . sondern ~~~~~~ 
3 Ein älteres gutes Kartenwerk ist das von Ney Elias: The Yellow River. Lower section, 
from the bar to Yüshan. Upper section, from Yüshan to the old bed. 1 : 146000. 2 Bl. London 1872. 
3 Die Karte vom Hudson River hat F. C. Wieder gefunden, wie er mir brieflich am 31. März 
1923 mitteilt. Sie ist reproduziert auf T. 40 in: J. N. Phelps Stokes: The Iconography of Man 
hattan Island, New York 1916; im 2. Teil, der größtenteils von Wieder bearbeitet ist und den Spezial 
titel führt: Cartography. An essay on the development of knowledge regarding the geography of 
the East Coast of North America; Manhattan Island and its environs on early maps and charts. 
84 Tafeln. 
4 Vgl. M. Eckert: Die Kartenwissenschaft. I. S. 437, 438.
	        
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