Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Die geologischen Karten und Verwandte. 
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nicht streng nach ihrer mineralogischen Zusammensetzung darzustellen. Zwischen 
beiden Kartenarten war tatsächlich keine scharfe Abgrenzung möglich, deshalb ließ 
man später den Ausdruck „geognostische Karte“ fallen. Heute spricht man im Hifi- 
blick auf die Darstellung allgemeiner geologischer Verhältnisse nur von „geologischer 
Karte“. Indessen dürfte die „Gesteinskarte“ nicht so vernachlässigt werden, wie 
in neuerer Zeit. Der Geograph, insbesondere der Morpholog bedarf ihrer bei ver 
schiedenen Arbeiten, wie wir noch sehen werden. 
Wenn die geologische Karte ihren vielen und hohen Aufgaben gerecht werden 
will, muß sie vor allem wahr sein. Die Gefahr ist vorhanden, der Kombinationsgabe 
und -freudigkeit die Zügel schießen zu lassen; an der Hand weniger Erkundungen 
wird von mangelhaft geologisch Vorgeschulten das vollständige geologische Karten 
bild eines Landes entworfen. Der Kenner legt es kopfschüttelnd und mißmutig zur 
Seite, wie seinerzeit die vollständige geologische Karte von Gesamt-Deutsch-Ostafrika, 
die uns Carl Peters beschert hatte. 1 Da läßt man sich für ein Neuland eher die Karte 
über Ciudad-Real von Otto Neussei gefallen, die allein durch bunte Flecke das Vor 
kommen von Alluvium und Diluvium, Silur, Devon, Kohlen, Basalt, Melaphyr und 
Porphyr bezeichnet. 1 2 Vorsichtig ist C. Guillemain zuwege gegangen, als er den 
Versuch einer geologischen Karte von Uruguay herausgab, wobei er Flächenkolorit 
anwandte, aber nur in drei Farben. Er betont ausdrücklich, „daß die Karte lediglich 
als eine erste ungefähre Anlage einer geologischen Schichtenverteilung-Darstellung 
aufgefaßt werden darf“. 3 Eine erste geologische Karte von Neuländern wird (und 
muß) dürftig aussehen. 4 Vielfach hat man den Eindruck, als ob schon auf den 
geologischen Routenaufnahmen des Guten zuviel getan würde 5 , wenn sie schließlich 
auch gerechtfertigt sind. 6 Sehr bequem ist es, wenn längs der Route nur die 
geologischen Namen der beobachteten Schichten usw. eingeschrieben werden. 7 
Indessen dürfte diese Methode nicht empfohlen werden, weil die kartographische An 
schauung durch derartige Skizzen nicht gefördert wird. Trotzdem-sind sie und die 
farbigen geologischen Routenaufnahmen, selbst die geologischen Küstenkolorite 8 
erfreuliche Etappen im Fortschritt der geologischen Erforschung unsers Erdballs. — 
Die geologische Karte muß Vertrauen erwecken. Nicht bloß ihr Autor, sondern auch 
die Zeit, die auf ihre Aufnahme verwendet worden ist, wird das Vertrauen stärken, 
selbst bei Gebieten, die zum ersten Male geologisch kartiert sind, wie das geologische 
1 C. Peters: Das Deutsch-Ostafrikanische Schutzgebiet. München u. Leipzig 1895. Die 
geol. Karte in 1 : 3000000. — Aus dem Auslande ließen sich gleichfalls eine Menge Beispiele anführen. 
2 O. Neussei: Südwestl. Teil der Provinz Ciudad-Real. 1 : 250000. P. M. 1884, T. 14. 
3 C. Guillemain i. P. M. 1910. II. S. 306. T. 48. 
i Vgl. E. Toll: Geol. Skizze der Neusibirisch. Inseln u. Teile der Flüsse Jana, Lena, Olenek 
u. Anaber. P. M. 1900. T. 13. 
5 Vgl. nur K. J. Bogdanowitsch: Geol. K. von Kamtschatka. P. M. 1904, T. 5. — A. F. 
Stahl: Geol. K. von Karadag. P. M. 1904. T. 17; Geol. Routenaufn. von Zentral-Persien. P. M. 
1907, T. 14, 15; Geol. K. von Nordwest-Persien. P. M. 1909, T. 1. — L. G. Tippenhauer: lopogr. 
u. geol. K. des zentral. Teils der Republik Haiti. P. M. 1909, T. 5. Auf letzterer Karte schon mehr 
geolog. Flächendeckung. 
6 z. B. Wege-Aufnahmen im nördl. Teil der Provinz Chi-Li von K. \ogelsang. 1:500000. 
P. M. 1901, T. 19. 
7 H. Hoek u. G. Steinmann: Routenkarte in den Anden von Bolivien 1903—1904. I. M. 
1906, T. 1, 2. ' 
8 Geol. K. des nordöstl. Teils von Canada. Reduziert nach der K. im „Geolog. Survey of 
Canada“. P. M. 1908, T. 11.
	        
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