Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die anorganische Welt im Kartenbild. 
Itinerar aus dein marokkanischen Hochatlas 1 von Louis Gentil oder die Geo 
logische Übersichtskarte des mittlern Teils von Südwestafrika in 1:1000000, auf 
Grund eigener, in den Jahren 1910—1921 gemachten topographischen und geologischen 
Spezialaufnahmen von E. Reuning, 1 2 oder dis während des- Krieges 1914 —1918 
aufgenommenen geologischen Karten des Otavigebietes von H. Schneiderhöhn, 
des südlichen Diamantgebietes Südwestafrikas von W. Beetz und E. Kaiser. Mit 
all diesen deutschen Karten halten entsprechende englische keinen Vergleich aus. 
In besser erschlossenen Ländern, wo geologische Flächendeckung bereits das 
Kartenbild beherrscht, ist das äußere Aussehen der geologischen Karten gleichfalls 
sehr mannigfaltig. Manche Blätter könnten den Eindruck gewisser Dürftigkeit er 
wecken. Indessen blickt uns in ihnen nur die Einförmigkeit des geologischen Boden- 
aufbaus entgegen. Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob man bei gleich großem 
Maßstabe und gleichmäßiger Behandlung ein Gebiet der Niederlande oder Galiziens 
darstellt; hier sind z. B. in dem Krakauer Gebiet auf einem verhältnismäßig geringen 
Raum beinahe alle Formationen von Devon bis zum Miocän in ihrer eigentümlichen 
stratigraphischen wie tektonischen Ausbildung vertreten. 3 
Nicht leicht wurde der geologischen Karte die Ausbildung eines guten 
Formationsschemas und dessen Veranschaulichung. Jahrzehntelang hatte man 
daran studiert und gearbeitet. Unter andern hatte sich A. v. Humboldt bemüht, 
die Zusammenfassung der Kalksteine zu geben (Essai geogn. S. 280). Ihr folgte 
Er. Hoffmann auf seiner Karte vom nordwestlichen Deutschland. 4 Wie schwer 
sich z. B. die Gliederung des Diluviums durchsetzte, sehen wir selbst auf Karten, 
die es fast ausschließlich mit dieser Formation zu tun haben. Abgesehen von kleinern 
Arbeiten für beschränkte Räumlichkeiten ist die Geologische Karte der Provinz 
Preußen von G. Berendt nächst der von Staring über die Niederlande die zweite in 
Europa, die die auf weiterm Raume vorherrschende Formation des Diluviums zum 
Gegenstand geologischer Gliederung und Darstellung machte. 5 Die Karte ist in 
einem Maßstab 1 : 100000 bearbeitet; aber selbst bei einem Maßstab 1 : 1000000 muß 
bei einem Lande wie Ungarn das Diluvium gegliedert sein, 6 was aus praktischen 
Gründen schon zu empfehlen ist. Mit der gründlichen geologischen Erforschung, 
Aufnahme und Vermessung der Länder wurden von Jahrzehnt zu Jahrzehnt die An 
forderungen an die geologische Karte höher gespannt. 
Im Laufe der Zeit vertiefte sich der Unterschied zwischen geologischer 
Spezialkarte und allgemeiner Übersichtskarte. Dort kann man fast alle Alters 
1 L. Gentil: Itinéraires dans le Haut Atlas Marocain. 1 : 250000. La Géographie. Bull, 
de la Soc. de Géogr. XVII. Paris 1908. Nr. 3, PI. 2. 
2 E. Reuning: Der Intrusionsverband der Granite des mittlern Hererolandes u. des an 
grenzenden Küstengebietes in Südwestafrika. Geolog. Rundschau. XIV. 1923, 232—239. T. V. 
3 Stan. Zar^czny: Atlas geologicznv Galicyi. Krakow. 4 Karten. Vgl. die Besprechung 
des Atlas von Lomnicki i. Geogr. Jahresber. üb. Österreich. I. 1894. Wien 1897. S. 177. 
4 Fr. Hoffmann: Geognost. Charte vom Nordwestlichen Deutschland. (Auf Grundlage 
der geogr. Spezialkarte von Deutschland, bearbeitet von Reymann u. Berghaus.) In 24 Blättern. 
Berlin, bei Sim. Schropp & Co., 1829. [Br. M. London.] — Die Reymannsche Karte hatte einen 
Maßstab 1 : 200000. In Frankreich waren damals geologische Karten auf Grundlage der Cassini- 
schen Karte 1 : 86400 entstanden. Man kann also nur bedingt A. Hettner Recht geben, wenn er 
in G. Z. 1910, S. 14. sagt, daß die geologischen Kalten in verhältnismäßig kleinem Maßstab anfingen. 
5 G. Berendt : Geolog. Karte der Provinz Preußen. 1:100000. Berlin, von 1867 ab erscheinend. 
6 Das ist leider nicht geschehen auf der Geologischen Karte von Ungarn. 1 : 1000000. Hg. 
von der Ungarischen geolog. Gesellschaft. Budapest 1896.
	        
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