Die geologischen Karten und Verwandte.
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stufen und Gesteine, soweit man sie zu unterscheiden vermag, darstellen, liier da
gegen werden die einzelnen Altersstufen oder Horizonte in großem Formationen und
die verwandten Gesteine unter allgemeinem Gesteinstypen zusammengefaßt. Wir
nehmen ferner die Erscheinung wahr, daß das ursprüngliche Formationsschema und
eine einheitliche Farbenskala nicht mehr ausreicht, nachdem die Faciesbildung, die
geologischen Provinzen und Einheiten, die Gliederung der Eruptivbildungen, der
Gesteinsmetamorphismus und die Tektonik mehr in den Vordergrund geologischer
Forschung und Kartierung getreten sind. Vor allem gehört die Feststellung der Ver
werfungen zu den schwierigsten Aufgaben des kartierenden Geologen. 1 In den alten
Karten fehlen die tektonischen Linien. Mit J. Ewalds Karten halten sie ihren Einzug
in die geologische Kartenliteratur (S. 257), obwohl sich Anklänge daran schon bei
Greenough vorfinden (S. 251). Heute gehören sie zur Physiognomie der Spezialkarten.
Dabei wollen wir uns nicht verhehlen, daß sie in der Hauptsache noch hypothetisch,
nur abgeleitet sind. Es ist eben „ein Mangel der kartographischen Darstellung“, wie
A. Hettner sagt, „daß sie den hypothetischen Charakter der Eintragung nicht deutlich
von sicherm Wissen unterscheiden kann. Die Karte muß in allen diesen Fällen die
Hilfe der Sprache anrufen; Erläuterungen und Kartenkommentare müssen den Grad
der Sicherheit der Kartenzeichnung darlegen und auf die wichtigsten Zweifel hin-
weisen.“ 1 2
Wie jede Karte wird man insbesondere die geologische von zwei Seiten betrachten,
je nachdem das Hauptgewicht auf den innern, stofflichen Wert oder auf die äußere
Einrichtung und Ausstattung gelegt wird. Einige Streiflichter auf beide Seiten, be
sonders auf die erstere, wirft bereits die voranstehende Erörterung; die folgenden
werden sie vertiefen. Nicht bloß der Geologe, auch der Geograph wird sich mit ihnen
zu befassen haben, gibt er doch gewissermaßen mit seiner topographischen Karte
die Grundlage für die geologische. Die Niveaukarte ist in der Hand des Geologen
ein „unschätzbarer Zauberstab“ 3 , wenn es sich beispielsweise darum handelt, die
Anomalien lokaler Verwerfungen zu erklären. Hinwiederum ist das geologische Bild
die beste Fibel, die Plastik des Bodens verstehen zu lernen. 4 So bedingen sich schließ
lich geologische Karte und topographische Karte gegenseitig. Das wird am klarsten
bei geologischen Karten bewegten Geländes; da ist es nicht selten, als ob wir im
geologischen Bild eine schön nuancierte orographische oder gar hypsometrische
Karte vor Augen hätten. 5 Wer immer noch vermeint, daß man Orographie und
Morphologie mit Verständnis und Nutzen betreiben könne, ohne sich gleichzeitig
um die Geologie, bzw. geologische Karten zu kümmern, dem ist nicht zu raten und
nicht zu helfen. 6
1 K. Keilhack: Lehrbuch der praktischen Geologie. 4. Aufl. I. Stuttgart 1921, S. 166.
2 A. Hettner: Die Eigenschaften u. Methoden der kartograph. Darstellung. G. Z. 1910, S. 25.
3 E. v. Sydow i. P. M. 1859, S. 245.
4 Nicht ohne Grund befindet sich in M. Eckert: Die Kartenwissenschaft, 1., ein Kapitel:
„Eine bessere geographische u. geologische Ausbildung der Topographen", S. 216—218.
5 Vgl. den Aufsatz über „Geologie u. Kartographie“ i. d. k. k. mil. geogr. Z. 1907. S. 82ff. -
Recht instruktiv nach dieser Richtung ist auch das „Geologische Stereogramm (Parallelprojektion),
des Gebirges zw. Engelberg u. Meiringen“ von P. Arbenz. Beitr. z. geol. K. der Schweiz, N. 1'.,
26. Liefg. Spezialk. Nr. 55, Bern 1913.
c Vgl. „Geographie u. Geologie“ bei Fr. Schöndorf: \erwertung geolog. Karten u. 1 rofile.
2. Aufl. Berlin 1922, S. 97—99. — Vgl. ferner Gertrude L. Elles: The study of geological maps.
Cambridge 1921.