Die geologischen Karten und Verwandte.
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veröffentlicht hatte. Mehr auf che Wiedergabe der geologischen Formationen als
auf die der Hauptgesteine arbeitete J. Scheda hin 1 . — Von der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts will ich nicht scheiden, ohne noch einiger Karten Heinrich
C re einer s gedacht zu haben, zumal sie dem Geographen leicht zugänglich sind und
die wertvollsten Karten der geologischen Abteilung im alten Berghaus sehen Physi
kalischen Atlas bilden. Die Karten und ihre Erläuterungen sind ein bemerkens
wertes Beispiel dafür, wie zu jener Zeit geologische Karten gezeichnet und aufgefaßt,
bzw. interpretiert wurden. 1 2 Von einer allgemein gehaltenen Karte, der von Europa,
wird ausgegangen. Sie hat gegenüber der Karte von Ehe de Beaumont schon bedeutend
gewonnen. Auf ihr verfolgt die geologische buntfarbige Darstellung die Verbreitung
der Hauptmassen der Gebirgsformationen. Kot erscheinen die ,,Ur- und Übergangs
gebirge“, blau die „Sekundär-Gebirge“ und grün die „Tertiär-Gebilde“. Braune
Punkte zeigen „feurige Gebilde verschiedenen Alters“ an und rote jetzt noch tätige
Vulkane. Die Karte will nicht bloß einen Einblick in die Verbreitung der Haupt
formationen in Europa, sondern auch eine Übersicht über die frühere Verteilung von
Festland und Meer gewähren. Auf der Karte von Deutschland wird bereits mit zehn
Farben operiert, also zehn Hauptgesteine hervorgehoben, um, wie es in den Erläute
rungen heißt, die Wechselwirkung zwischen Gebirgsform und innerm Bau bestimmter
zu veranschaulichen. In der geologischen Karte des Kiesengebirges wird noch tiefer
ins geologische Detail hineingeschritten; den fünfzehn Hauptgesteinen sind zur bessern
Übersicht oder Schürfern Auseinanderhaltung nicht allein unterschiedliche Farben
gegeben, sondern dazu die Zahlen 1 bis 15 eingeschrieben. Als lehrreiche geologische
Beispiele werden außerdem geologische Übersichtskärtchen des- Pariser Tertiär
beckens 3 und die geologische Übersicht der „Piräneen“ 4 beigefügt.
111. Die mittlere Periode in der geschichtlichen Entwicklung der geologischen
Karte. In der Entwicklung der geologischen Karte können wir, ohne einer Geschichts
gliederung allzuviel Zwang anzutun, mit dem Jahre 1850, in dem B. Cottas Abhandlung
über geognostische Karten erschien, die ältere Periode abschließen. Wie es bei jeder
Entwicklung keine scharfen Grenzen zwischen den einzelnen Entwicklungsperioden
gibt, so auch nicht bei der geologischen Karte. Aber dennoch treten nach 1850 in
der geologischen Kartenliteratur so viele neue Seiten und Eigentümlichkeiten zutage,
daß wir ohne Bedenken mit diesem Jahr nicht bloß einen Geschichtsabschnitt zu
beenden, sondern zugleich eine neue Epoche einzuleiten berechtigt sind. Bis zur Mitte
des vergangenen Jahrhunderts war alles nur ein Tasten und Suchen nach der richtigen
Form und besten Ausdrucksweise. Nirgends war eine Klärung eingetreten. Der auf
deutschen Karten bevorzugte Ausdruck „Geognostische Karte“ verliert sich und macht
1 J. Scheda: Geognostische Karte des österr. Kaiserstaates mit einem groß. Teile Deutschi,
u. Ital. Hauptsächl. nach Haidingers geognostischer Karte dieses Staates bearbeitet. Wien 1847.
Darauf weiß: Alluvium, grün: Tertiär, gelb: Kreide, bläulich: Lias, grünlich: Alpenkalk u. Dolomit,
grau: Basalt usf.
2 Die Karten stammen aus dem Jahre 1843 und bilden Nr. 4, 12, 13 und 14 in der Geolog.
Abteilung des Physikal. Atlas.
3 Die Karte ist eine Kopie derjenigen, die der Vicomte d’Archiac seinem Versuche über d.
Coordination der Tertiär-Gebirge von Nordfrankreich, Belgien u. England beigefügt hat. Bull, de
la Soc. geol. de France X, 1839, S. 168ff. Leonhards u. Bronns Neues Jahrb. 1839, S. 631 ff.
4 H. Credner schreibt mit Absicht „Piräneen“ und nicht „Pyrenäen“, weil die Benennung
auf das keltische Wort Pira = Berg, Bergspitze, Berggipfel zurückführt.