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Die anorganische Welt im Kartenbild.
Frankreich und England sowohl wie in Deutschland und Österreich. Es sei nur an
Namen wie Elisee Beclus, 0. Fraas, H. Woodward, J. Prestwich, Artaria erinnert. 1
Nicht lange nach der Marcouschen Karte wurde in England eine geologische Wand
karte der gesamten Erde von E. G. Bavenstein herausgegeben. 1 2 Die Karte ist
auf dem Festlande wenig bekannt geworden. In neuerer Zeit hat B. Bein geo
logische Wandkarten von Europa und der Erde konstruiert. 3
Der Gedanke der Herstellung einer internationalen geologischen Welt
karte (I. G. K.) ging von der Direktion des Geological Survey der Vereinigten Staaten
von Nordamerika aus, wo man sich seit Beginn des neuen Jahrhunderts mit dem Plane
einer geologischen Übersichtskarte von Nordamerika in 1:1000000 beschäftigte,
welcher Plan begeisterte Unterstützung fand, als im Jahre 1909 die Richtlinien für
die Bearbeitung der Carte internationale du monde 1 : 1000000 auf der internationalen
Kartenkonferenz zu London festgelegt worden waren. Der Vorsitzende der inter
nationalen Europakarte (I. E. K.), Franz Beysehlag, reduzierte auf dem XI. Inter
nationalen Geologenkongreß zu Stockholm 1910 alle Wünsche und Forderungen an
eine geologische Weltkarte auf ein vernünftiges Maß. Den amerikanischen Vorschlag,
die Karte in 1 : 1000000 auszuführen, mußte man fallen lassen, wie auch das ameri
kanische Farbenalphabet (s. S. 274). Hat man schon bei der topographischen Welt
karte 1 : 1000000 seine liebe Not, für die gesamte Erde ein halbwegs gleichwertiges
topographisches Material zu erhalten, so in weit umfangreicherm Maße das Grund
material für eine geologische Karte in gleichem Maßstabe. Für die Karte 1 : 1000000
mußte eine Projektion gewählt werden, die nicht mehr auf eine Wandkartenzusammen
stellung der einzelnen Kartenblätter Bücksicht nehmen konnte; die Weltkarte wurde
zur Mappenkarte. Für die geologische Weltkarte genügt der Maßstab 1 : 5000000
vollständig, ob auch die gewählte Projektion? Darüber haben wir an anderer Stelle
noch ein ganz besonders scharfes Wort zu reden (§ 116). Sie soll in 80 Blättern
herausgegeben werden. Auf der Stockholmer Tagung waren weder über Maßstab noch
über die Methoden der Ausführung bestimmte Beschlüsse gefaßt worden; es wurde ledig
lich betont, die Farbenskala bei der I. G. K. wie bei I. E. K. anzuwenden. Daß man
das ganze Unternehmen wieder in die Hände Beyschlags legte, zeugt von dem großen
Vertrauen und der Wertschätzung, die man gegenüber der deutschen Wissenschaft hatte.
Durch den Weltkrieg ist die Kartenherausgabe ins Stocken geraten, obwohl schon vor
dem Kriege die Blätter, die dem nördlichen Europa gewidmet sind, bereits gezeichnet
und provisorisch vervielfältigt waren, um als Unterlage für die Versuche geologischer
Darstellung zu dienen, wie es in einem Bericht von Fr. Beysehlag heißt. 4
Neben den internationalen Aufgaben wurde in jedem bedeutendem Lande
die eigene systematische geologische Landesdurchforschung nicht ver
gessen. Das konnte ersprießlich nur mit Hilfe einer großzügig über das gesamte
Staatsgebiet sich erstreckenden und einheitlich geregelten Aufnahme geschehen.
Damit erwuchs der Staatsregierung eine große Aufgabe; sie wurde verpflichtet,
1 Über diese Reduktionen und Nachahmungen vgl. Emm. de Margerie: La carte géologique
du monde. Rapport présenté au Congrès géologique international (Xlle session, Toronto) le 7 août
1913. La Géographie. Bull, de la Soc. de Géogr. XXVIII. Paris 1913, S. 375.
2 E. G. Ravenstein: Geological map of the world. London 1808. [Br. M. London.]
3 R. Rein: Geolog. K. der Erde. 1:20000000. — Geol. Kart? von Europa. 1:3000000. —
Geol. K. von Mitteleuropa. 1:750000. Gotha 1923.
4 Fr. Beysehlag, a. a. O., S. 383.