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Die anorganische Welt im Kartenbild.
Karte von Lepsius in 1 : 500000 alles getan sei; immer werden andere Auffassungen
und andere Zwecke auch in diesem Maßstabe zu andern Karten führen, wie wir das
an der Geologischen Karte der Provinz Brandenburg in 1:500000 von K. Keilhack
wahrnehmen, die den Auftakt zu der geologischen Übersichtskarte von Deutschland
bildet, deren Herausgabe durch die Preußische geologische Landesanstalt erfolgt. 1
Neben diesen Übersichtskarten läuft eine Menge ausgezeichneter Sonderkarten
einher. Unter ihnen sei nur auf die sauber ausgeführte Geognostische Übersichts
karte des Thüringer Waldes von Fr. Beyschlag, Berlin 1897, aufmerksam gemacht.
Mit der Verfeinerung der geologischen Aufnahmemethoden wurden, wie gesagt,
die Ansprüche an die geologische Karte immer höher gestellt. Für die Erkenntnis
und das Verständnis des geologischen Baues zahlreicher und ausgedehnter Gebiete
ist die Tektonik so wichtig, daß sich ihre Auswirkung in Brüchen, Spalten, Ver
werfungen in der Karte widerspiegeln muß. Diesen hohen Forderungen wird denn
auch in den neuern Spezialkarten der geologischen Landesaufnahme in vollem Maße
Genüge getan. Daß dies sogar auf Wandkarten befolgt werden kann, hat C. Mordziol
mit seiner prächtigen Geologischen Lehrkarte des Mittel- und Niederrheingebietes
bewiesen. 1 2 Bei einem Maßstab 1 : 175000 wird ein geologisches Bild der Rheinlande
geboten, das alles bis jetzt Dagewesene als Wandkarte weit hinter sich läßt. Das
geologische Kolorit erscheint klar und anschaulich, die Tektonik wird mit kräftigen
Zügen herausgearbeitet. Aber auch verschiedene morphologische Erscheinungen,
wie die Terrassen der Mosel und des Rheins, treten plastisch hervor. Eine feine
Schraffur zeigt, ohne das Kartenbild zu belasten, die Ausbreitung des Kohlengebirges.
Auf diese Weise geht das Rheinland wieder mit einer geologischen Karte muster
gültig voran.
Durch die geologischen Übersichtskarten des eigenen Landes wird dem prak
tischen Bedürfnis vieler Kreise in mancherlei Beziehung nachgekommen. Mit Genug
tuung müssen wir feststellen, daß selbst der gebildete Laie gern zu solchen Karten
greift, um verständnisvoller die Formen seines heimatlichen Bodens betrachten zu
lernen. Die geologische Durchforschung eines Landes stellt sich außer auf einen
rein wissenschaftlichen auch auf den Standpunkt, die wirtschaftlichen Bedürf
nisse, soweit sie mit dem Grund und Boden Zusammenhängen, zu befriedigen. Nicht
bloß bergbaulichen Interessen will sie dienen, auch landwirtschaftlichen. Die syste
matisch aufgenommenen geologisch-agronomischen Spezialkarten sind in erster Linie
dazu berufen. Die Anfänge dieser Karten liegen wohl schon weiter rückwärts, aber
ihren wissenschaftlich tief fundierten und systematisch geleiteten Aufbau haben sie
erst in der jetzigen Periode der Entwicklungsgeschichte gefunden. Das sind gewaltige
Kartenunternehmungen, die das Land gleichmäßig mit Hilfe großmaßstabiger Karten,
in Deutschland auf Grund des Meßtischblattes, in seinen Bodenarten veranschaulichen
(S. 288). Daneben haben sich besondere Bohrungskarten, Lagerstättenkarten entwickelt,
die ihr Augenmerk hauptsächlich auf das Vorkommen nutzbarer Mineralien richten.
Die intensive Beschäftigung mit der geologischen Erdgeschichte und früherer
klimatischer Erscheinungen hat eine neue Gruppe von Karten zutage gefördert, die
1 K. Keilhack: Geolog. Karte der Provinz Brandenburg. Nach den Aufnahmen der Preuß.
geolog. Landesanstalt. Berlin 1921.
2 C. Mordziol: Geolog. Lehrk. des Mittel- u. Niederrhein-Gebietes. 1 : 175000. G. Wester
mann in Braunschweig, 1911. — Ein Pendant hat Mordziols Karte in H. Vetters: Geolog.-tekton.
Übersichtsk. des Wiener Beckens u. seiner Randgebirge. 1 : 100000. Wien 1910.