Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Die geologischen Ivaiten und Verwandte. 
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Höhenzahlen einen Ersatz für die mangelhafte Darstellung der morphologischen 
Verhältnisse bieten. 1 
Wie wichtig die genaue Höhenlage der geologischen Horizonte und Formationen 
ist, haben die alten Geologen bereits gefühlt. Da es im 18. Jahrhundert weder Höhen 
schichtkarten noch wissenschaftlich bearbeitete Schraffenkarten gab, mußte man 
sich kümmerlich damit helfen, bemerkenswerten Lokalitäten barometrisch bestimmte 
Höhenzahlen beizuschreiben, wie es auf der Petrographischen Karte des Churfürsten 
tums Sachsen durch W« v, Charpentier geschehen ist (1778). Nachdem man im Anfang 
des 19. Jahrhunderts gute Schraffenkarten zu zeichnen gelernt hatte, war auch der 
Geologie geholfen. Ohne irgendwelche Veränderung bildet sie die Grundlage der 
geologischen Farbenauftragung. Indessen machen sich schon Bestrebungen bemerkbar, 
die Terrainplatte nicht in Schwarz mitzudrucken, sondern in einem leichtern Braun 
oder Grau, damit das geologische Bild nicht zu sehr beeinträchtigt werde. W. v. Goethe 
bittet in einem Brief an F.L.Froriep 2 , einige Abdrücke ,,der Charte von Deutschland (der 
Terraingrundlage der Kef erstein sehen geologischen Karte) mit einem bräunlichen Ton ab- 
drucken zu lassen, weil bei den schwarzen Abdrücken das viele Detail niemals eine reine 
Färbung zulassen wird“; und in einem Brief an den Advokaten Chr. Keferstein schlägt 
er vor 3 , weil für dessen Karte „schon vorhandene mit vielen Namen und Worten be 
lastete Platten benutzt werden sollen“, das Terrain mit grauer Farbe drucken zu lassen. 
Weil die Schraffenkarte die charakteristischen Züge der orographischen Ge 
staltung am besten auszudrücken vermag, hat man in der Geologie lange an ihr fest- 
gehalten und gönnt ihr noch heute ein allerdings sehr bescheidenes Dasein auf der 
geologischen Karte. In Übersichtskarten gebührt ihr immer der Vorzug gegenüber 
der Schichtlinienkarte, zu der man verhältnismäßig spät übergegangen ist, eigentlich 
erst dann, als die topographischen Aufnahmesektionen in Schichtlinien zu erscheinen 
begannen. Wo man in den großmaßstabigen Sektionen der topographischen Auf 
nahme die Schraffe beibehielt, schloß sich die geologische Kartierung diesen Auf 
nahmen an, wie in Österreich. Nie darf man außer acht lassen, daß eine geologische 
Kartierung ohne genauere orographische Grundlage nahezu wertlos ist. Auch hier 
gilt die Forderung unvermindert fort, die J. M. Ziegler schon 1862 aussprach: „I nd 
da zu keiner Zeit, jedenfalls für lange nicht, die Forschungen zu Ende kommen werden, 
so ist es wichtig, daß alle naturwissenschaftlichen Beobachtungen auf einer Grund 
lage gesammelt und eingetragen werden, welche in allen Punkten, gewissermaßen 
drei Koordinaten des Raums, nachmeßbar sind und bleiben. Nur unter dieser Voraus 
setzung ist die volle Sicherheit gegeben, daß die jetzt Lebenden den Nachkommenden 
für steten Fortschritt in die Hände arbeiten.“ Seine Ausführungen illustriert er durch 
"eine Isohypsenkarte mit geologischem Kolorit. 4 Außer Ziegler hat sich unter den 
Älteren H. Bach ausführlicher mit der „Theorie der Bergzeichnung in Verbindung 
mit Geognosie“ befaßt und dafür lehrreiche kartographische Beispiele aufgestellt. ’ 
1 K. Keilhack i. P. M. 1902, L. B. 275, S. 84. 
2 Goethes Werke. Weimarer Ausg., Abt. IV, Bd. 34, S. 108. 
3 Goethes Werke. Weimarer Ausg., Abt. IV, Bd. 34, S. 229. 
4 J. M. Ziegler: Über topographische Karten. Winterthur 1862. Anm. auf S. 2. Karte 
Kr. 2. [H.- u. St.-Bi. München.] 
5 H. Bach: Die Theorie der Bergzeichnung in Verbindung mit Geognosie (s. M. Eckert: 
Die Kartenwissenschaft. I, S. 212 ff.). Auch indem Begleitwort zu seiner „Geognostischen t bersichts- 
karte von Deutschland, der Schweiz u. den angrenzenden Länderteilen“, Gotha 1855, beruft sich 
Bach auf vorgenannte Schrift.
	        
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