Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Die geologischen Kalten und Verwandte. 
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zweier Richtungen erkennen. Die einen Geologen, vor allem auch die Engländer, 
wählten die Hauptfarbe des Gesteins zu dessen Darstellung, wie Rudolf Ludwig, 
der auf seiner Karte von Hessen den Buntsandstein karminrot und den Basalt blau 
grau koloriert. 1 Die andern, vorzugsweise die deutschen Geologen, vertreten mehr 
eine ideelle Färbung wie es H. v. Dechen auf seiner Deutschlandkarte getan hat, 
der die Feuersteine mit roten, die Gewässer-Gesteine mit blauen und grünen Farben 
belegte. Daneben gibt es so viele buntscheckige Karten, die ganz aus der Rolle fallen 
und keinen Sinn für Farbenharmonie bekunden. Dazu gehört unter andern die Geo- 
gnostische Karte des Preußischen Staatsgebietes und seiner Umgebungen, die 
H. Kiepert für Aug. Meitzens statistischen Atlas gezeichnet hatte. 1 2 Besser und 
geologisch durchdachter war H. Habenichts Karte der Verbreitung der sedimen 
tären Gesteine in Europa. 3 Für die paläozoischen Gesteine wurden Rot, Grau und 
Schwarz als Ausdruck der noch bedeutenden Tätigkeit des Feuers, der Grauwaken 
und Steinkohlenperioden gebraucht, für die mesozoischen Blau, als konventionale 
Jurafarbe bis zum hellsten Blau der Kreide und für die känozoischen Gesteine endlich 
Grün und Gelb. Jede Formation ist auf diese Weise mit einem Blick zu übersehen 
und gut zu erkennen. 
Von praktischer Bedeutung für die Farbenwahl sollte endlich die Farbenskala 
werden, die Julius Ewald beider Herausgabe einiger Sektionen der geologischen 
Karte der preußischen Provinz Sachsen in 1:100000 aufgestellt und befolgt hatte 
(18G4). Sie gründet sich auf das prismatische Farbensystem, Weiß und Gelb für die 
Alluvial- und Diluvialformationen, Grün für die Kreideformation, Blau für die Jura 
formation, Lila bzw. Violett für die Triasformation und rote und braune Farben für 
die Formationen der paläozoischen Periode. Diesem System folgte 1869 W. H. v. 
Dechen in seiner Geognostischen Übersichtskarte von Deutschland in 1:2500000 
wie auch auf seiner Geologischen Karte von Deutschland in 1:1400000 4 , natürlich 
mit einigen Modifikationen, die ein so verschiedener Maßstab und die dadurch be= 
dingte Möglichkeit der Darstellung der Unterabteilungen notwendig macht. Danach 
ist Tertiär gelb, Kreide gelbgrün, Wealden und Jura blaugrün, Trias blau, Perm 
violett, Kohlengebirge grau, Devon braun und Silur rotbraun gefärbt. Vier ver 
schiedene rote Farbtöne sind für die kristallinisch-schiefrigen und für die massigen 
Gesteine verwendet. Dechen mußte sich schon eine kleine Abweichung der Ewald- 
schen Farbenreihe gegenüber erlauben, aber dadurch hat er gerade der Farbenwahl 
etwas geschadet. Es war unklug, mit Grün zwei Formationen anzudeuten, „was, 
abgesehen von dem Verstoße gegen die Idee des Systems, noch den praktischen Nach 
teil hat, daß in einiger Entfernung betrachtet auf der Dechen sehen Karte das Weser 
gebirge und der Osning einer und derselben Formation anzugehören scheinen“. 5 
Ewalds Farbensystem war ebenso einfach wie vernünftig. Seine nach diesem 
System ausgeführten Karten halfen den Boden für internationale Vereinbarungen 
ebnen. (). Krümmel war der Meinung, daß H. v. Dechen der erste gewesen sei, 
1 R. Ludwig: Geognost. Beobachtungen der Gegend zwischen Darmstadt, Frankfurt, Gießen, 
Fulda u. Hamelburg, nebst geogn. Karte. 1852. 
2 Aug. Meitzen: Der Boden u. d. landwirtschaftl. Verhältnisse des Preuß. Staates nach dem 
Gebietsumfang von 1866. Atlas. Berlin 1871, T. III. 
3 H. Habenicht i. P. M. 1876, T. 5. 
4 Vgl. Anm. 8, S. 263. 
5 O. Krümmel i. d. Vormerkgn. zu seiner geolog. Karte von Deutschland in Physik.-stat. 
Atlas des Deutschen Reichs, hg. v. R. Andree u. O. Peschei. II. Bielefeld u. Leipzig 1878, S. 33.
	        
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