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Die anorganische Welt im Kartenbild.
vulkanischen Gesteine blau koloriert sind. 1 Daß außerordentliche Verhältnisse zuletzt
außergewöhnliche Farben veranlassen, kann nicht wundernehmen. So wird man
nichts dagegen haben, wenn Th. Thoroddsen auf gelbem Untergrund mit roten Punkten
die vulkanische Asche kennzeichnet und auf demselben Untergrund mit grünen
Punkten gewöhnliche Sande. 1 2 Das Auge hat sich an die sinngemäße Farbengebung
schon so gewöhnt, daß es durch allzu stark abweichendes Kolorit geradezu beleidigt
wird, wie bei den angeführten Beispielen oder E. Bays Geologischer Karte des Scoresby-
Sundes 3 , wo einem der Gneis mit „Grün!“ ins Gesicht springt. Auf mancherlei
Ungereimtes in dieser Richtung werde ich noch in dem Teile über Kartenlogik zu
sprechen kommen.
Bei allen geologischen Sonderkarten und buntfarbigen Skizzen müßte gleichfalls
ein gewisses Prinzip eingehalten werden, wenn nicht nach einem Einheitsschema,
wie man es bisher kennt, verfahren werden kann. Dazu würde sich nun das Farben
system von Bailey Willis vorzüglich eignen, in dem die geologische Übersichtskarte
von Nordamerika in 1:1000000 dem XI. Internationalen Geologenkongreß zu Stock
holm 1910 präsentiert wurde. Es ist im Grunde genommen das Spektralfarbensystem.
Nach B. Willis stehen die sechs Grundtöne Rot, Purpur, Violett, Blau, Grün, Gelb
(nacheinander mit den Vokalen a, e, i, o, u, y bezeichnet) mit ihren Abtönungen
für die ganze Erde fest. Durch die Farbtöne sollen nicht bestimmte Gesteine, wie
bei dem international festgelegten Schema bezeichnet, sondern nur das Alter ganz
allgemein zum Ausdruck gebracht werden, so daß man schon beim ersten Anblick
der Karte sofort darüber orientiert ist, was ältere, was jüngere Formationen sind.
So ist z. B. das Gestein, was purpurfarben erscheint, älter als das violette, dieses
wiederum älter als das blaue usf. Die Farbengebung richtet sich jedesmal nach dem
im Kartenumriß umspannten Gebiet. Die älteste Formation darauf, ganz gleich
ob sie dem Devon oder der Dyas oder der Trias angehört, erhält eben Rot und
die nächst jüngern Schichten die Farben in der entsprechenden Reihenfolge. Diese
Art Farbengebung hat etwas für sich. Ist es auch für ein internationales Schema,
wo es sich um eine straffere Handhabung handelt und die verwandten Formationen
mit einem Blick über die ganze Erde hin erfaßt werden müssen, nicht angebracht,
hat es für geologische Sonderkarten und Skizzen unstreitig große Vorteile. Die Reihen
folge der Grundfarben hat jeder im Kopf und mit ihr verbindet sich leicht und
ungezwungen der Begriff des relativen Alters der Gesteine.
Die neuesten Bestrebungen gehen dahin, das Farbenalphabet von W. Ostwald der
geologischen Karte dienstbar zu machen. 4 Würde dies geschehen, was ich nicht einmal
für ausgeschlossen, sondern sogar, wenn es gut durchdacht und ausgeführt wird, für sehr
nützlich halte, muß die ganze geologische Karte reformiert werden. Die Farbnormen
Ostwalds können jeder Nuance der geologischen Formationen usw. nachkommen.
115. Die geologischen Signaturen und Abkürzungen. Parallel zu den Signaturen
der topographischen Karte haben sich die Zeichen der geologischen Karte entwickelt.
1 In diese Reihe gehört ferner das Violett für junge Küstenbildungen bei W. Sievers (P. M.
1896, T. 10) oder das Violettrötliche für Mergel bei R. Hauthal (P. M. 1904, T. 6).
2 Th. Thoroddsen: Geolog. Karte v. Island. 1:750000. P. M., Ergh. 153, 1906.
3 E. Bay i. P. M. 1897, T. 8.
1 H. Harrassowitz: Die Anwendung der Farbnormen Ostwalds in der Geologie. Z. f.
prakt. Geologie 1922, Heft 6. — Vgl. ferner H. Haack: Ostwalds Farbentheorie in der Karto
graphie. G. Anz. 1924, S. 124ff.