Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Die geologischen Kai’ten und Verwandte. 
275 
Viele unter diesen, die ältesten, sind beiden Karten gemeinsam oder - besser gesagt — 
haben in der topographischen ihren Ursprung. Vornehmlich sind es die Zeichen der 
Lagerstätten für Gold, Silber, Blei, Kupfer, Eisen, Zinn, Quecksilber 1 , die außer auf 
topographischen und Bergamtskarten auch auf Wirtschafts- und Produktenkarten 
des 18. Jahrhunderts erscheinen. Über ein Jahrhundert alt sind die sich kreuzenden 
Hämmer (Haue und Schlägel) für Gruben, und zwar die nach oben sich kreuzenden 
Hämmer für die im Betriebe befindlichen Gruben und die nach unten sich kreuzenden 
für die außer Betrieb befindlichen, die auflässigen Gruben. Hin und wieder finden 
sich auf ältern Karten Zeichen, die auf das Vorkommen von Petrefakten hindeuten. 
Aber erst in neuerer Zeit hat man sie systematisch geordnet. Sich kreuzende Schenkel 
knochen deuten auf die Fundstellen von Säugetierresten, ein Fisch auf Fischrestefunde, 
das Gehäuse einer Süßwasserschnecke auf Süßwasserschalenreste, ein Ammonshorn 
auf marine Versteinerungen und ein dreifiedriges Pflanzenblatt zeigt das Vorkommen 
von Pflanzenversteinerungen. Alt ist ferner das Ringel als Zeichen für eine Quelle, 
auch das nach innen schraffierte, unregelmäßig gestaltete Ringel für Gruben und 
Erdfälle; beide Signaturen entstammen gleichfalls der topographischen Karte. Für 
die Stollen- bzw. Grubeneingänge waren auf der alten Karte malerische Zeichen 
gewählt. 1 2 Heute zeigt nur noch ein kleines Rechteck den Schacht an und durch ein 
besonderes Zeichen wird der Stollenmund markiert. Das schließt nicht aus, daß noch 
heutigestags auf Spezialkarten, die ganz bestimmte Zwecke verfolgen, wie die Karte 
des oberschlesischen Industriedreiecks von Bruno Dietrich 3 , malerische Signaturen 
angewendet werden, d. h. Zeichen, die schon ohne Erklärung erraten lassen, was sie 
darstellen wollen. 4 
Neuern Datums sind all die Signaturen, die über die Tektonik Aufschluß 
geben. In der Hauptsache werden Striche und Pfeile verwendet. Der Pfeil wird in 
die Mitte des Strichs mit langem oder kurzem Schaft auf einer Seite oder zu beiden 
Seiten des Strichs senkrecht aufgesetzt, um dadurch die verschiedengradig ein 
fallenden Schichten zu zeigen, ferner die Anti- und Synklinalen. Andere Kombi 
nationen von Strichen und Pfeilen deuten kuppelförmigen Bau an, die einfallende 
Schieferung usw. Ein Ring mit schräg durchlaufendem Pfeil zeigt die Richtimg 
glazialer Schrammen. Im übrigen können längere gerade Striche horizontal lagernde 
Schichten, und gerade und geknickte Striche Verwerfungen und Klüfte bezeichnen. 
Die Wellenlinie ist die gegebene Signatur für die gefalteten Schichten. 
Eine Menge Abkürzungen für Sedimentär- und Eruptivgesteine — gedruckt 
in lateinischen und griechischen, in großen und kleinen, in einzelnen und mehrern 
Buchstaben, sogar noch mit kleinen Zahlen versehen — haben sich im Laufe der Zeit 
in der geologischen Kartenaufnahme eingebürgert. Ihre Berücksichtigung würde 
uns hier zu weit führen und wir verweisen deshalb auf die Lehrbücher der Geologie, 
insbesondere auf das ausgezeichnete Lehrbuch der praktischen Geologie von 
K. Keilhack, das der geologischen Kartenaufnahme einen über zweihundert Seiten 
langen Abschnitt gewidmet hat, worin allein das Verzeichnis der für die geologischen 
Kartenaufnahmen verwendeten Abkürzungen für Sedimentär- und Eruptivgesteine 
1 Siehe die Signaturen in M. Eckert: Die Kartenwissenschaft. I. S. 393, 394. 
2 M. Eckert: Die Kartenwissenschaft. I. S. 393. 
2 ßr. Dietrich: Karte des Oberschlesischen Industriedreiecks. Breslau s. a. (1921). 
4 So sind auf vorgenannter Karte Steinkohlenbergwerke, Eisenerzgruben, Zink- u. Bleigruben 
durch Seitenansichten hüttenmännischer Bauten sofort zu erkennen. 
18
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.