Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Die geologischen Karten und Verwandte. 
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an der Erdoberfläche wahrnimmt und gehen nur so weit in die Tiefe, als die Erdober 
flächenschicht physisch und chemisch verändert wird. 1 Die in ihnen niedergelegten 
Untersuchungen wollen der Wirtschaft im allgemeinen und der Landwirtschaft im 
besondern dienen. Darum verfolgen die Bodenkarten ein ausgesprochen praktisches 
Ziel. Daß außerdem Bodenkarten gezeichnet werden, die lediglich wissenschaftlichen 
Interessen dienen, kann das Hauptziel nicht beirren. In ihrem Kolorit lehnen sich 
die Bodenkarten an die geologische Karte an, was aber nicht verschlägt, eigene Wege 
zu betreten, sobald es nötig erscheint. Mit einer sinngemäßen Bezeichnung der Boden 
arten befaßte man sich früher als mit der der Felsarten und Formationen. Der Ver 
fasser des Artikels „Land-Karte“ in der Oekonomisch-technologischen Encyklopädie 
von J. G. Krünitz bringt 1793 einen Vorschlag, die Beschaffenheit des Bodens 
durch verschiedene natürliche und abgestufte Farben auszudrücken. 1 2 
Haben wir eine Karte vor uns wie die Eiszeitkarte der Steirer Alpen von 
B. Luc er na 3 , können wir sie ebensogut als Bodenkarte wie als Eiszeitkarte an 
sprechen, denn auf ihr sehen wir neben den Grenzen der alten Würmgletscher vor 
allem die Biss-Moränen, Biss-Schotter, Würm-Moränen, Würm-Schotter und die 
Bühl-, Gschnitz- und Daun-Moränen. Ebenso ist die Carte lithologique des mers de 
France von M. Delesse eine Bodenkarte 4 , der sich die Karte des Seebodens an der 
atlantischen Küste der Vereinigten Staaten von Nordamerika von L. F. v. Pourtales, 
die sich auf die Untersuchungen des Coast Survey stützt, anschließt. 5 Ferner 
reihen sich die Seebodenkarten an, die J. Murray und A. Benard zuerst für die 
ganze Erde entworfen haben, und die neuerdings durch K. Andrée wesentlich ver 
bessert sind. 
1 Daß sich der Begriff der pedologischen oder Bodenkarten im Laufe der Zeit ebenfalls klaren 
mußte, können wir aus dem ersten ausführlichem Bericht über derartige Karten erfahren; vgl. 
R. Lorenz: Die kartogr. Darstellungen auf der Pariser Ausstellung 1867. P. M. 1867, S. 367. 
2 J. G. Krünitz: Ökonomisch-techn. Enc., 60. Teil. Berlin 1793, S. 228, 229. Daselbst 
heißt es: „Wichtiger hingegen (als die politische Illuminierung von Ämtern, Distrikten usw. auf 
Spezialkarten) ist die Bezeichnung der Beschaffenheit des Erdreiches. Sie wirkt fast auf 
jeden Schluß, den man von der Glückseligkeit eines Landes und seinem Reichthume macht, und 
macht also, mit Rechte, Ansprach auf die Illumination mit Farben. Die Methode, nach welcher 
diese geschehen kann, ist so verschieden, wie der Witz eines jeden sie wählt, indessen würde die natür 
lichste und einfachste den Vorzug verdienen. Drey oder vier Haupt-Earben könnten schon hin 
reichen, die verschiedenen Landes-Arten auszudrücken, und der Abfall derselben vom Dunkeln bis 
zum Lichten, wiederum ein Unterscheidungs-Zeichen der Verschiedenheit einer jeden Erd-Art unter 
sich anzuzeigen. So, wenn ich z. B. den Sand überhaupt durch Gelb von den übrigen Erd-Arten 
bemerken wollte, würde ich dem ganz unfruchtbaren, dem Flug-Sande, das höchste Gelb zueignen; 
dem gemeinen Heide-tragenden und zum Ackerbau nicht ganz untüchtigen die Mittel-Farbe dieses 
Gelben; einem lehmigen oder mit mehrerm Thon und Humus vermischten ein Braungelb zum Charakter 
geben. So wie die gewöhnliche Erd-Art ein mit Lehm oder Thon vermischter Humus hieran gränzt, 
so mußte ein helles Braun sie auf der Karte bezeichnen; ein fester Thon aber, oder so genannter Kley- 
Boden, mit dem dunkelsten Braun angedeutet werden. Wahrer Marsch-Boden, oder ein mit dem 
feinen Schlamme eines Strohmes bedecktes Erdreich, müßte violet werden, und sich dadurch mehr, 
als man bisher selbst in sehr detaillierten Grundrissen gethan hat, von den Mohr-Gegenden unter 
scheiden. Genauere Classen in Andeutung des Erdreiches getraue ich mir nicht vors erste, ohne Be 
fürchtung einer Verwirrung, vorzuschlagen.“ 
3 R. Lu cerna: Eiszeitkarte der Steirer Alpen. 1 : 75000. Kartenbeilage zu Geogr. Monats 
bericht aus Österreich. IV. Wien 1906. 
4 M. Delesse: Carte lithologique des mers de France, exécutée d’après les travaux hydro 
graphiques. Paris s. a. (1868?). [Br. M. London.] 
5 L. F. v. Pourtales i. P. M. 1870, T. 20.
	        
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