Die geologischen Karten und Verwandte.
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Wo es sich um größere wirtschaftsgeographische und allgemeinere Übersichten
handelt, kann man sich, wie bereits angedeutet, mit der eingehendem geologischen
Wiedergabe der Beschaffenheit des Bodens, ob Land, Lehm, Moor, Humus 1 , zufrieden
gebeft. Der Geograph wird aus derartig detaillierten geologischen Karten mancherlei
Wirtschaftliches und Geographisches herauslesen, wie z. B. aus der Carta geologica della
Lombardia * 1 2 von T. Taramelli, auf der neben vielem andern unterschieden werden
grobe Alluvionen, die sich längs der Flüsse oft in beträchtlicher Breite hinziehen,
feines Alluvium, vorwiegend in der breiten Flutrinne des Po, Torf, Moränen, grobes
Diluvialalluvium, feines Diluvialalluvium und zersetztes Diluvium, das die nicht
bewässerbaren Sandstrecken des obern Mailändischen gut hervorhebt. Die noch heute
teilweise ausnutzbaren Torflager befinden sich in den Depressionen des Moränen
gebietes. Durch die hier geübte Zergliederung der Formationen führt die geologische
Karte zur Bodenkarte hinüber; sie wird zu einem Mittelding zwischen geologischer
und bodenkundlicher Karte. Faßt man den Begriff Bodenkarte nicht im strengen
Sinne auf, dann können geologisch detaillierte Karten, die für die Bodenkultur Finger
zeige geben, den Bodenkarten eingereiht werden, alsdann kann auch Th. Fischer von
der Karte von Taramelli sagen, daß sie zur Bodenkarte wird. 3
Unverkennbar sind die neuern geologischen Karten mehr für die Wissenschaft
als für die Praxis. Übersehen wollen wir nicht, daß die großen geologischen Aufnahmen
im Anfang und in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts, die namentlich durch
wissenschaftliche Gesellschaften veranlaßt wurden, im Hinblick auf wirtschaftliche
Ausnützung des Bodens unternommen worden sind. Beispielsweise gehört hierher
die „Geologische Karte der Provinz Preußen“ von G. Berendt, die der Anregung
der Physikalisch-ökonomischen Gesellschaft in Königsberg zu danken ist und in
Berlin von 1867 ab erschien. Man rühmte ihr schon zu ihrer Zeit nach, daß sie der
Anfang zu einer geognostisch-landwirtschaftlichen Bodenkarte sei, indem sie die
erste und notwendige Grundlage zu den speziell agronomischen Karten liefere. 4
In harmonischer Farbengebung werden tonige, tonig-kalkige (mergelige), tonig-
sandige (lehmige), sandige und humöse Bildungen unterschieden. Sektion VI dieses
Kartenwerkes, das Blatt Königsberg, eröffnete auch gleichzeitig der Industrie und
speziell dem der Provinz Preußen bisher noch so gut wie fremden Bergbau ein neues
und weites Feld durch Nachweis der nicht nur auf Küstenberge beschränkten, Bern
stein führenden Tertiärschicht, die einen großen Teil des Samlandes unterlagert.
Viele Karten, die damals geognostische Karten genannt wurden, würden wir heute
rundweg als Bodenkarten ansprechen, wie die Geognostische Karte der Preußischen
Oberlausitz von Glocker, auf der in verschiedenen braunen Tönen die Klassen des
Ton-, Lehm-, sandigen Lehm-, Moor- und moorigen Sand- und des reinen Sandbodens
die Bodenarten — fast durchweg Sandboden —, ihre Zusammensetzung, ihre Eignung zu Oliven
zucht oder Getreidebau und gibt die Punkte an, an denen die untersuchten Boden- und Wasserproben
entnommen sind; die chemische Analyse dieser Proben ist am Rande der Karte durch Diagramme
veranschaulicht.
1 Wie es in guter Farbenwahl bereits in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts
geschehen ist, und zwar auf den Karten der niederländischen Residenzschaften Banjoemaas, Bagelen
und Kadoe, die von dem niederländischen Kriegsministerium in Dreifarbendruck herausgegeben
worden sind.
2 T. Taramelli: Carta geologica della Lombardia. 1:250000. Mailand 1890.
3 Th. Fischer i. P. M. 1891, L. B. S. 7.
4 So i. P. M. 1869, L. B., S. 75.