Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

288 
Die anorganische Welt im Kartenbild. 
Stellung dieser Karten hingegeben, sind aber merkwürdigerweise mit dem neuen 
Jahrhundert ins Hintertreffen geraten. Bei Gelegenheit der Pariser Weltausstellung 
1867 wurden verschiedene agronomische Karten vorgeführt, die jedoch dem deutschen 
Berichterstatter R. Lorenz, wie wir wissen, keine Anerkennung abrangen. Außer 
M. Delesse arbeiteten Meugy und Ni voit fleißig an geologisch-agronomischen 
Karten. Von letztem beiden sind die Cartes des arrondissements de Rethel, 
Mézières, Sedan, Rocroi et Youziers in den Jahren 1876 bis 1885 herausgegeben 
worden, ein Kartenwerk, das als Carte géologique agronomique noch heute seinen 
Wert nicht eingebüßt hat. Zwar ist der Schraffenuntergrund für den Maß 
stab 1:40000 reichlich grob und roh — aber immer besser einer als keiner —, 
dafür sind die 16 bis 20 verschiedenen Bodenarten farbig gut und leicht leserlich 
dargestellt. Leider macht die Arrondissements- Einteilung die Kartenblätter bei dem 
gewählten Maßstab unhandlich. In den Kartenheften des Geological atlas der Ver 
einigten Staaten ist der topographischen, der geologischen und der Profilschnittkarte 
noch eine Economic geology map beigegeben, die sich in Druck und Ausführung den 
andern würdig zur Seite stellt. Bei genauerm Hinschauen merken wir, daß sie nicht 
eine agronomische Karte in unserm Sinne ist, sondern weiter nichts anderes wie die 
geologische Karte desselben Atlasheftes, nur mit einer geringen Farbenänderung, 
insofern die Gesteine, die unfruchtbaren Boden ergeben, und die, die wirtschaftlich 
von Belang sind, durch kräftigeres Kolorit aus dem geologischen Kartenbild heraus 
geholt werden. 
Das Vorzüglichste, was bisher auf dem Gebiete der Bodenkarten geleistet worden 
ist, sind die geologisch-agronomischen Spezialkarten des Norddeutschen Flachlandes, 
deren Herausgabe Konrad Keilhack organisiert und gefördert hat. Die Erläuterung 
ihrer Grundlage und ihres Inhalts beginnt mit dem Satz: „Die geologisch-agronomische 
Spezialkarte von Preußen hat die Aufgabe, in flächenhafter Darstellung die Ver 
breitung der an der Oberfläche lagernden Gebirgsschichten zur Anschauung zu bringen, 
und nicht nur die wichtigsten Verhältnisse in der Zusammensetzung derselben, sondern 
auch ihre Alters- und Lagerungs Verhältnisse in deutlicher und lesbarer Weise erkennen 
zu lassen“. 1 Die flächenhafte Darstellung ist farbig und veranschaulicht diejenigen 
Bildungen, die den Boden von der Oberfläche an bis zu einer Tiefe von ungefähr 2 m 
zusammensetzen. Auf Grundlage der mit Isohypsen versehenen Meßtischblätter in 
1:25000 werden fünf verschiedene Beziehungen der an der Erdoberfläche lagernden 
Bildungen dargestellt; zunächst die stratigraphischen oder Alters- und Lagerungs 
verhältnisse, sodann die petrographischen Verhältnisse oder die Zusammensetzung 
der Erdschichten, ferner die Übereinanderfolge mehrerer Schichten, weiterhin die 
agronomischen oder bodenkundlichen Verhältnisse und zuletzt die orographischen 
Erscheinungen oder die Oberflächenformen. Man sieht, ein reiches Programm mit 
hohem Ziel. Was bis jetzt erschienen ist, hat die Erwartungen nicht zuschanden 
gemacht. 
Da die agronomischen Verhältnisse in der geologischen Karte außerordentlich 
wechselnd sind, werden die Methoden der Darstellung nicht die gleichen für alle 
Karten sein. Die Mannigfaltigkeit wird bedingt durch die Zusammensetzung der 
einzelnen Schichten; sie wird gefördert durch Bohrkarten; sie äußert sich nicht bloß 
1 K. Keilhack: Einführung i. d. Verständnis der geologisch-agronomisch. Specialkarten 
des norddeutschen Flachlandes. Berlin 1901, S. 1.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.