Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

289 
Die geologischen Karten und Verwandte. 
in der Farbengebung, sondern auch in den agronomischen Einschreibungen der geo 
logischen Karte und in der Wiedergabe typischer Bodenprofile am untern Karten 
rande. Ein Übriges und nicht das Unwesentlichste verbleibt bei all diesen Karten 
den Erläuterungen, die auch die Analysen und die Mitteilungen über Meliorations 
mittel und nutzbare Ablagerungen enthalten. Über die praktische Verwendbarkeit 
der agronomischen Karten s. § 208. 
Bei aller Anerkennung der Schönheit und Vorzüglichkeit der neuesten agro 
nomischen Karten des In- und Auslandes will es einem dünken als ob zuviel für 
die Theorie und nicht genug für die Praxis getan sei. Die geologische Wissen 
schaft hat noch zu vernehmlich das Wort. Wohl kommt der Landwirt einiger 
maßen auf seine Rechnung, weniger der Forstwirt. Der Fehler liegt offenbar darin, 
daß letzterm kein entscheidender Einfluß bei der Bearbeitung eingeräumt ist. Die 
Karte dürfte sodann von ihrem wissenschaftlichen Piedestal etwas heruntersteigen 
und einem großem Benutzerkreis verständlicher werden, der sich bei den heutigen 
Karten vor lauter Erläuterungen zum richtigen Verständnis gar nicht oder nur 
schwer durchringt. 
Den gleichen Gedanken hegten Wilhelm Graf zu Leiningen-Westerburg 
und Reuß, als sie das Problem der Bodenkartierung näher untersuchten. 1 Mit Genug 
tuung lese ich in der kurzen Zusammenfassung des erstem in Petermanns Geographischen 
Mitteilungen 1 2 , daß der Maßstab 1 : 25000 wohl brauchbar, indessen für Spezialaufnahmen 
der Maßstab 1 : 5000 zu empfehlen ist, für den ich bereits im ersten Bande der Karten 
wissenschaft plädiert habe. 3 Die Vorschläge Leiningen-Westerburgs gipfeln darin, 
in ein Kartenbild nicht alles Mögliche hineinzupacken sondern den Inhalt sachgemäß 
auf verschiedene Kartenblätter bzw. Deckkarten zu verteilen. Die deutliche Wieder 
gabe des Geländes in genauen und nicht zu weit abständigen Schichtlinien ist die 
Vorbedingung guter pedologischer Karten, damit man alles, ,,was relative Höhe, 
Inklination und Exposition, Bewässerungs- und Entwässerungsmöglichkeiten anlangt“, 
ableiten kann. Sicherlich sind das Dinge, „die für den Praktiker noch eine Menge 
von Nebenbegriffen in sich schließen“. Eine zweite Parallel- oder eine Deckkarte 
hat die geologisch-petrographischen Verhältnisse der betreffenden Gegend darzustellen. 
Eine dritte Karte hätte die Bohrungsergebnisse (mit Hilfe des 2 m-Bohrstocks) nebst 
Profilen wiederzugeben. Schließlich müßte eine vierte Karte die Grundwasser 
verhältnisse veranschaulichen. Diesem Kartenbild könnte auch die Darstellung 
undurchlässiger Schichten (Ortstein, Letten, Verkittungen durch Kalk) und des 
Kalkgehalts des Bodens anvertraut werden. Mit Leiningen-Westerburg bin ich der 
Meinung, daß solche, d. h. praktischer auf gebaute Kartenwerke als wie wir sie bisher 
besitzen, die land- und forstwirtschaftliche Produktion bedeutend steigern werden, 
was zuletzt eine Hebung des nationalen Wohlstandes bedeutet. 
1 W. Graf zu Leiningen-Westerburg: Zur Frage der Bodenkartierung. Naturvv. Z. f. 
Forst- u. Landw. 1914, H. 3; Die Bedeutung der Bodenk. f. Land- u. Forstwirtsch. Österr. Viertel- 
jahresschr. f. Forstw. 1915; Bodenkartierung u. bodenkundlicher Unterricht. Zentralbl. f. d. ges. 
Forstwesen. Wien 1914, S. 81—97. — Weiter geht in seinen Forderungen Reuß: Zur Frage der 
Bodenkartierung. Zentralbl. f. d. ges. Forstwesen, Wien, 1914, S. 364—369. — Bemerkenswert ist 
auch O. M. Reis: Geologisch-agronomische oder geologische und agronomische Aufnahmen? 
München 1907. 
2 W. Graf zu Leiningen-Westerburg: Bodenkartierung. P. M. 1916. S. 54, 55. 
3 M. Eckert: Die Kartenwissenschaft. I. S. 220. 
Eckert, Kartenwissenschait. II. 
19
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.