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Die geologischen Karten und Verwandte.
in der Farbengebung, sondern auch in den agronomischen Einschreibungen der geo
logischen Karte und in der Wiedergabe typischer Bodenprofile am untern Karten
rande. Ein Übriges und nicht das Unwesentlichste verbleibt bei all diesen Karten
den Erläuterungen, die auch die Analysen und die Mitteilungen über Meliorations
mittel und nutzbare Ablagerungen enthalten. Über die praktische Verwendbarkeit
der agronomischen Karten s. § 208.
Bei aller Anerkennung der Schönheit und Vorzüglichkeit der neuesten agro
nomischen Karten des In- und Auslandes will es einem dünken als ob zuviel für
die Theorie und nicht genug für die Praxis getan sei. Die geologische Wissen
schaft hat noch zu vernehmlich das Wort. Wohl kommt der Landwirt einiger
maßen auf seine Rechnung, weniger der Forstwirt. Der Fehler liegt offenbar darin,
daß letzterm kein entscheidender Einfluß bei der Bearbeitung eingeräumt ist. Die
Karte dürfte sodann von ihrem wissenschaftlichen Piedestal etwas heruntersteigen
und einem großem Benutzerkreis verständlicher werden, der sich bei den heutigen
Karten vor lauter Erläuterungen zum richtigen Verständnis gar nicht oder nur
schwer durchringt.
Den gleichen Gedanken hegten Wilhelm Graf zu Leiningen-Westerburg
und Reuß, als sie das Problem der Bodenkartierung näher untersuchten. 1 Mit Genug
tuung lese ich in der kurzen Zusammenfassung des erstem in Petermanns Geographischen
Mitteilungen 1 2 , daß der Maßstab 1 : 25000 wohl brauchbar, indessen für Spezialaufnahmen
der Maßstab 1 : 5000 zu empfehlen ist, für den ich bereits im ersten Bande der Karten
wissenschaft plädiert habe. 3 Die Vorschläge Leiningen-Westerburgs gipfeln darin,
in ein Kartenbild nicht alles Mögliche hineinzupacken sondern den Inhalt sachgemäß
auf verschiedene Kartenblätter bzw. Deckkarten zu verteilen. Die deutliche Wieder
gabe des Geländes in genauen und nicht zu weit abständigen Schichtlinien ist die
Vorbedingung guter pedologischer Karten, damit man alles, ,,was relative Höhe,
Inklination und Exposition, Bewässerungs- und Entwässerungsmöglichkeiten anlangt“,
ableiten kann. Sicherlich sind das Dinge, „die für den Praktiker noch eine Menge
von Nebenbegriffen in sich schließen“. Eine zweite Parallel- oder eine Deckkarte
hat die geologisch-petrographischen Verhältnisse der betreffenden Gegend darzustellen.
Eine dritte Karte hätte die Bohrungsergebnisse (mit Hilfe des 2 m-Bohrstocks) nebst
Profilen wiederzugeben. Schließlich müßte eine vierte Karte die Grundwasser
verhältnisse veranschaulichen. Diesem Kartenbild könnte auch die Darstellung
undurchlässiger Schichten (Ortstein, Letten, Verkittungen durch Kalk) und des
Kalkgehalts des Bodens anvertraut werden. Mit Leiningen-Westerburg bin ich der
Meinung, daß solche, d. h. praktischer auf gebaute Kartenwerke als wie wir sie bisher
besitzen, die land- und forstwirtschaftliche Produktion bedeutend steigern werden,
was zuletzt eine Hebung des nationalen Wohlstandes bedeutet.
1 W. Graf zu Leiningen-Westerburg: Zur Frage der Bodenkartierung. Naturvv. Z. f.
Forst- u. Landw. 1914, H. 3; Die Bedeutung der Bodenk. f. Land- u. Forstwirtsch. Österr. Viertel-
jahresschr. f. Forstw. 1915; Bodenkartierung u. bodenkundlicher Unterricht. Zentralbl. f. d. ges.
Forstwesen. Wien 1914, S. 81—97. — Weiter geht in seinen Forderungen Reuß: Zur Frage der
Bodenkartierung. Zentralbl. f. d. ges. Forstwesen, Wien, 1914, S. 364—369. — Bemerkenswert ist
auch O. M. Reis: Geologisch-agronomische oder geologische und agronomische Aufnahmen?
München 1907.
2 W. Graf zu Leiningen-Westerburg: Bodenkartierung. P. M. 1916. S. 54, 55.
3 M. Eckert: Die Kartenwissenschaft. I. S. 220.
Eckert, Kartenwissenschait. II.
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