Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Die geologischen Karten und Verwandte. 
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19. Jahrhundert brachte kartographisch durchgearbeitete Übersichtskarten. Unter 
einer großem Anzahl sei W. Hermanns Karte genannt: Die wichtigsten Metalle 
in Mitteleuropa nach ihren Hauptfundorten und bedeutendsten Hüttenwerken usw\, 
Berlin 1857. Auf dieser und ähnlichen Karten ist außer der Wiedergabe der Erz 
lokalitäten die der Verkehrswege bemerkenswert, insbesondere der Eisenbahnen und 
Kanäle. Selbstverständlich wird auch auf den Spezialkarten, sofern sie nicht schon 
„Pläne“ sind, den An- und Abtransportwegen erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. 
Nicht bloß die Zahl, sondern auch die Art und die Leistungsfähigkeit der Transport 
wege wird in Rechnung gestellt, wie wir es beispielsweise auf der „Flötzkarte des 
Niederrheinisch-Westfälischen Steinkohlenbeckens“ sehen. 1 Auf ihr, die eine 
beachtenswerte Leistung ihrer Zeit ist, sehen wir die Leitflötze, in grünem Kolorit 
die Mergelgrenze, in rotem die Verwerfungen, in schwarzen Strichen die Stollen 
sohlen u. a. m. Eine bemerkenswerte ältere Lagerstättenkarte ist die des C'oal district 
of Southe Lancashire von J. Heywood aus dem Jahre 1888. 1 2 
Die Kartographie der Lagerstätten ruhte seitdem nicht und hat besonders in 
den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts schöne Resultate gezeitigt. 
Doch auch sie sind heute überholt. Die ganze Entwicklung wird vorläufig gekrönt 
durch die Karte der Nutzbaren Lagerstätten Deutschlands, Gruppe Preußen und 
benachbarter Bundesstaaten, die seit dem ersten Dezennium dieses Jahrhunderts 
im Erscheinen ist. 3 Als ihre Grundlage erkennt man die in Isohypsen aufgebaute 
Topographische Übersichtskarte des Deutschen Reiches im Maßstab 1:200000. Die 
Leitung ihrer Herausgabe liegt in den Händen von F. Beyschlag. Mit diesem 
Kartenwerk tritt Deutschland wiederum an die Spitze aller ähnlichen Unterneh 
mungen der Welt. Nach dem deutschen Muster werden die ähnlichen Karten des 
Auslandes konstruiert. Sie ist zu wichtig als daß wir nicht etwas länger bei ihr ver 
weilen müßten. 
Die Karte der Nutzbaren Lagerstätten Deutschlands verfolgt zwei hohe Ziele, 
möglichst genau die Verbreitung der nutzbaren Mineralien innerhalb Preußens und 
der Nachbargebiete zu geben und sodann ein vollkommenes Bild der wirtschaft 
lichen Bedeutung. Das Vereinigen von rein geographischen Erscheinungen mit 
wirtschaftlich-statistischen ist ein schwieriges Beginnen und man ist überrascht, wie 
die Lösung dieses Problems im großen und ganzen geglückt ist. Ohne Hilfe der Farbe 
wäre es nicht möglich gewesen. Durch farbige Striche, Flächen und Flecken werden 
das Streichen der Flözschichten, Ausgehendes und Verbreitung horizontal liegender 
Flöze, Lager und nesterförmiges Vorkommen der Erze dargestellt. Liegen viele 
Flöze übereinander, wie in den Steinkohlenbezirken, sind die einzelnen Flöze zu 
Flözgruppen zusammengefaßt. Von den Aufschlüssen werden die berücksichtigt, 
die durch Bergbau oder sehr zahlreiche Bohrungen sichergestellt sind. Das geo 
logische Alter des Nebengesteins wird ausgedrückt durch die internationale geologische' 
1 Floetz-Karte des Niederrhein.-Westf. Steinkohlenbeckens. Nach amtl. Materialien zu 
sammengestellt beim Kgl. Oberbergamte zu Dortmund. Hg. v. d. westfäl. Berggewerkschafts-Kasse 
zu Bochum. 1 : 12800. 1868, 1869. 
2 James Heywood: Coal district etc., 1838. [K. Bi. Berlin.] 
3 Folgende Bearbeiter weist das Kartenwerk bisher auf: H. Everding 1904 u. 1905, F. Schüne- 
mann 1908 — 1911, E. Schnass 1910, H. Baumann 1910 u. 1911, K. Flegel 1912, C. Hoffmann 
1910—1914, W. Paehr 1919, Joh. Müller 1919, A. Stahl 1920. — Von den 12 Kartenheften, die 
zur Ausgabe gelangen, sind bis jetzt (Ostern 1923) 11 erschienen.
	        
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