292
Die anorganische Welt im Kartenbild.
Farbenskala. Ein weiterer Fortschritt der Karte liegt in der Hervorhebung der
natürlichen Bezirke, die zueinander gehörige Lagerstätten umschließen. Ihre Ab
grenzung erfolgt teils nach geognostischen, teils nach geographischen Gesichtspunkten.
Hie Farbe der Grenzlinien, die die Bezirke umfassen, entspricht wiederum der geo
logischen Stufe, in der die Bezirke sich ausdehnen; und erstreckt sich der Bezirk
durch mehrere Formationen, wechselt auch die Farbe der Umgrenzungslinie. Auf
diese Weise ist in der Tat alles, was man sich bei den Lagerstätten nur denken kann,
veranschaulicht und die Karte ist zu einem gewissen Abschluß gebracht, besonders
wenn wir dazu noch die bergrechtlich wichtigen Grenzlinien rechnen, die in Braun
für die Braunkohle, in Rot für die Steinkohlen, in Blau für die Erze usw. die Karte
überziehen, ohne sie zu belasten.
Auf dieser deutschen Karte sehen wir noch bedeutend mehr. Die gesamte berg-
wirtschaftliche Seite, soweit sie direkt an die Lagerstätten gebunden ist, wird im
Kartenbild durch Zeichen und Farbe verdolmetscht. Farbige Schildchen zeigen
Namen und Betriebsverhältnisse der Bergwerke an, ob die Gruben in Förderung,
im Aufschluß oder außer Betrieb sind. Je nachdem das Namensschildchen nicht
oder einmal oder mehrere Male umrandet ist, wird die wirtschaftliche Bedeutung
der Bergwerke ausgedrückt (in Hunderttausenden und Millionen Mark). Damit
nicht genug, wird die Produktion der Lagerstättenbezirke nach Menge und Wert im
Kartenbilde festgehalten, insofern an passender Stelle eingefügte Diagramme in
Kreisform die Jahresproduktion eines Bezirkes dem Gewichte, der Menge nach
und in Rechtecksform dem Werte nach anzeigen. Außer der Lage der Hütten ist
ihre Bedeutung angegeben. An der Hüttensignatur ist sofort zu erkennen, wie groß
die Jahresproduktion der Hütten (Rohmetallerzeugung) in Millionen Mark ist. Hier
sehen wir, daß durch eine ebenso sinnige wie geschickte Ausnutzung der Signaturen
wirtschaftliche Werte gut veranschaulicht werden können.
Das alles erhellt, daß eine Unsumme von Wissen, praktischen Erfahrungen
und wirtschaftlichen Tatsachen in das Kartenbild zusammengetragen ist. So tadellos
— formell wie stofflich — die diagrammatische Darstellung ist, liegt gerade in ihr
die Schwäche der Karte. Ganz abgesehen davon, daß die wirtschaftlichen Dar
stellungen ein tieferes Studium der Karte erheischen, im vorliegenden Kartenwerk
auch keineswegs schnell zu überblicken sind, leiden sie an Überaltung, zumal nur
ein Jahresproduktionsergebnis die Basis der Veranschaulichung bildet. Dann ist
die Frage nicht ungerechtfertigt: Lohnen sich die auf die Karten verwandten Mühen
und Kosten? — Gewiß, aber nur, wenn die Karten in wiederholt neuen Auflagen
erscheinen. Ein Turnus von zehn Jahren, wie vorgesehen, genügt nicht; nur das
Lustrum kann einigermaßen dem Veralten begegnen. Trotz der geringen Aus
setzungen liegt in der Karte der nutzbaren Lagerstätten Deutschlands ein ausgezeich
netes und bedeutendes Kartenwerk vor, und es zeugt von einer oberflächlichen
Beurteilung, wenn G. Braun in einer Besprechung der Karte sagt: „Das ent
stehende Bild ist alles in allem nicht gerade schön, und eine Tabelle mit einfacher
Karte der Lokalitäten (ev. mit Nummern) würde mindestens dasselbe leisten und
billiger sein.“ 1
Wie geologische Karten gegebenenfalls als Lagerstättenkarten dienen können,
zeigt die Geologische Spezialkarte des Donez-Kohlenbeckens, die unter Leitung von
1 G. Braun i. P. M. 1912. II, S. 219.