Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Die anorganische Welt im Kartenbild. 
Farbenskala. Ein weiterer Fortschritt der Karte liegt in der Hervorhebung der 
natürlichen Bezirke, die zueinander gehörige Lagerstätten umschließen. Ihre Ab 
grenzung erfolgt teils nach geognostischen, teils nach geographischen Gesichtspunkten. 
Hie Farbe der Grenzlinien, die die Bezirke umfassen, entspricht wiederum der geo 
logischen Stufe, in der die Bezirke sich ausdehnen; und erstreckt sich der Bezirk 
durch mehrere Formationen, wechselt auch die Farbe der Umgrenzungslinie. Auf 
diese Weise ist in der Tat alles, was man sich bei den Lagerstätten nur denken kann, 
veranschaulicht und die Karte ist zu einem gewissen Abschluß gebracht, besonders 
wenn wir dazu noch die bergrechtlich wichtigen Grenzlinien rechnen, die in Braun 
für die Braunkohle, in Rot für die Steinkohlen, in Blau für die Erze usw. die Karte 
überziehen, ohne sie zu belasten. 
Auf dieser deutschen Karte sehen wir noch bedeutend mehr. Die gesamte berg- 
wirtschaftliche Seite, soweit sie direkt an die Lagerstätten gebunden ist, wird im 
Kartenbild durch Zeichen und Farbe verdolmetscht. Farbige Schildchen zeigen 
Namen und Betriebsverhältnisse der Bergwerke an, ob die Gruben in Förderung, 
im Aufschluß oder außer Betrieb sind. Je nachdem das Namensschildchen nicht 
oder einmal oder mehrere Male umrandet ist, wird die wirtschaftliche Bedeutung 
der Bergwerke ausgedrückt (in Hunderttausenden und Millionen Mark). Damit 
nicht genug, wird die Produktion der Lagerstättenbezirke nach Menge und Wert im 
Kartenbilde festgehalten, insofern an passender Stelle eingefügte Diagramme in 
Kreisform die Jahresproduktion eines Bezirkes dem Gewichte, der Menge nach 
und in Rechtecksform dem Werte nach anzeigen. Außer der Lage der Hütten ist 
ihre Bedeutung angegeben. An der Hüttensignatur ist sofort zu erkennen, wie groß 
die Jahresproduktion der Hütten (Rohmetallerzeugung) in Millionen Mark ist. Hier 
sehen wir, daß durch eine ebenso sinnige wie geschickte Ausnutzung der Signaturen 
wirtschaftliche Werte gut veranschaulicht werden können. 
Das alles erhellt, daß eine Unsumme von Wissen, praktischen Erfahrungen 
und wirtschaftlichen Tatsachen in das Kartenbild zusammengetragen ist. So tadellos 
— formell wie stofflich — die diagrammatische Darstellung ist, liegt gerade in ihr 
die Schwäche der Karte. Ganz abgesehen davon, daß die wirtschaftlichen Dar 
stellungen ein tieferes Studium der Karte erheischen, im vorliegenden Kartenwerk 
auch keineswegs schnell zu überblicken sind, leiden sie an Überaltung, zumal nur 
ein Jahresproduktionsergebnis die Basis der Veranschaulichung bildet. Dann ist 
die Frage nicht ungerechtfertigt: Lohnen sich die auf die Karten verwandten Mühen 
und Kosten? — Gewiß, aber nur, wenn die Karten in wiederholt neuen Auflagen 
erscheinen. Ein Turnus von zehn Jahren, wie vorgesehen, genügt nicht; nur das 
Lustrum kann einigermaßen dem Veralten begegnen. Trotz der geringen Aus 
setzungen liegt in der Karte der nutzbaren Lagerstätten Deutschlands ein ausgezeich 
netes und bedeutendes Kartenwerk vor, und es zeugt von einer oberflächlichen 
Beurteilung, wenn G. Braun in einer Besprechung der Karte sagt: „Das ent 
stehende Bild ist alles in allem nicht gerade schön, und eine Tabelle mit einfacher 
Karte der Lokalitäten (ev. mit Nummern) würde mindestens dasselbe leisten und 
billiger sein.“ 1 
Wie geologische Karten gegebenenfalls als Lagerstättenkarten dienen können, 
zeigt die Geologische Spezialkarte des Donez-Kohlenbeckens, die unter Leitung von 
1 G. Braun i. P. M. 1912. II, S. 219.
	        
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